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Berühmt: das Bayer-Kreuz in Leverkusen.

© dpa

Bayer wird 150: Aspirin für die Welt

Das Gesundheitsgeschäft des Bayer-Konzerns, der vor 150 Jahren gegründet wurde, wird immer wichtiger – auch wegen Berlin.

Heute ist der Name des Unternehmens verschwunden, das Bayer 2006 einen Sprung in den Umsätzen seines Pharmageschäfts bescherte. Mit der Übernahme der Berliner Schering AG, heute Bayer Pharma, stärkten die Leverkusener ihre Gesundheitssparte, die heute fast die Hälfte des 40-Milliarden-Euro-Umsatzes des Konzerns ausmacht. Schon 2005 hatte Bayer seine Chemiesparte abgespalten und unter dem Namen Lanxess an die Börse gebracht. Die Strategie: Weg vom zyklischen Chemiegeschäft, hin zu den höheren Margen bei Pharma und beim Pflanzenschutz.

Dabei hat der Konzern, dessen Name durch den Siegeszug des Schmerzmittels Aspirin weltberühmt wurde, mit der Chemie begonnen: Bayer, am 1. August 1863 gegründet, war zunächst eine Farbenfabrik (siehe Kasten), erst später kamen Düngemittel und Arzneimittel hinzu.Die großen deutschen Chemiefirmen – BASF, Hoechst und Bayer feierten zu Beginn des 20. Jahrhunderts große Erfolge. 1925 schlossen sie sich zur I.G. Farben zusammen, der Name Bayer verschwand. Der riesige Chemiekonzern kooperierte im Zweiten Weltkrieg mit den Nationalsozialisten, tausende Zwangsarbeiter schufteten und starben in den Fabriken des Konglomerats. Erst 1951 wurde Bayer wieder ein eigenständiges Unternehmen, das an Rhein und Wupper die Chemie- und Pharmaproduktion wieder aufnahm. Von Farben und Lacken bis zu Kunststoffen, von Düngemitteln bis zu Schmerzpräparaten, Bayer stellte tausende verschiedene Produkte her.

In den 90er Jahren leitete der Konzern einen Strategiewechsel ein: Fokussierung, weniger Geschäftsbereiche waren das Ziel. Unter Werner Wenning, der 2002 Manfred Schneider als Konzernchef ablöste, wurden die Sparten Pflanzenschutz (Crop-Science), Gesundheit (HealthCare), Kunststoff (Polymers) sowie Chemie (Chemicals) rechtlich eigenständige Töchter unter dem Dach einer Holding. Bayer verkaufte sein Fotogeschäft Agfa. 2001 erwarb der Konzern Aventis Crop-Science und verstärkte damit seinen Agrarbereich, wenig später folgten die Abspaltung von Lanxess und die Schering-Übernahme – mit 17 Milliarden Euro der teuerste Zukauf des Konzerns.

Manchen Analysten ist die heutige Konzentration auf die drei Geschäftsbereiche noch nicht genug der Fokussierung. Immer wieder ist der Verkauf der Kunststoffsparte im Gespräch. Bayer ist in Europa der einzige Großkonzern, der Gesundheits- und Chemiegeschäfte noch unter einem Dach betreibt und daher am Kapitalmarkt von einem sogenannten Konglomeratsabschlag betroffen ist. Eine Spezialisierung könnte die Aktie beflügeln.

Doch auch das antizyklische Pharmageschäft geht mit Risiken einher, die den Konzern bereits Milliarden kosteten. So mussten die Leverkusener 2001 den Blutfettsenker Lipobay vom Markt nehmen, weil das Mittel mit dem Tod zahlreicher Patienten in Zusammenhang gebracht wurde. Auch das Antibaby-Pillen-Geschäft, das Bayer von Schering übernahm, macht dem Konzern nicht nur Freude: In den USA sind zehntausende Klagen wegen der Mittel Yaz und Yasmin anhängig, die mit einem höheren Thromboserisiko in Verbindung gebracht werden.

Heute ist Bayer, das an diesem Dienstag sein 150. Firmenjubiläum groß feiert, mit Standorten auf allen Kontinenten und weltweit 110 000 Mitarbeitern ein internationaler Konzern geworden. Und an der Spitze steht erstmals in der Geschichte des deutschen Traditionsunternehmens auch ein internationaler Manager: Bayer-Chef Marijn Dekkers, ein Niederländer, der in den USA als Sanierer Karriere machte. In die Köln-Messe hat er Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport geladen, auch Kanzlerin Angela Merkel will mitfeiern.

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