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Wirtschaft: Bayerische Landesbank sieht keine Bedrohung durch Kirch-Risiken

Trotz hoher Risikovorsorge rechnet die Landesbank mit stabilem operativen Ergebnis / Beteiligungen sollen verkauft werden

Berlin (nad). Die Bayerische Landesbank (Bayern LB) sieht sich durch ihr hohes Kredit-Engagement bei der insolventen Kirch-Gruppe nicht in Bedrängnis. Vorstandschef Werner Schmidt wehrte sich bei der Vorlage der Halbjahresbilanz in München vehement gegen entsprechende öffentliche Kritik: „Finanziell kann die Bayern LB ihr Kirch-Engagement auch im schlimmsten Fall unter Beibehaltung der Dividende und zusätzlicher Substanzstärkung verkraften“, sagte Schmidt. Das halbstaatliche Finanzinstitut ist mit einem Volumen von zwei Milliarden Euro der mit Abstand größte Kreditgeber der Kirch-Gruppe.

Vorstands-Chef Schmidt beteuerte, dass die Bayern LB die Gesamtrisikovorsorge für Kirch bereits vor Erhalt der Rüge durch die Bankenaufsicht auf 879 Millionen Euro aufgestockt habe. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) hatte die Bayern LB in der vergangenen Woche aufgefordert, ihre Risikovorsorge bei Kirch nochmals zu erhöhen. Nach Einschätzung der BAFin hat die Landesbank die von der Kirch-Gruppe gebotenen Sicherheiten bei mehreren Krediten als zu hoch bewertet.

Außerdem hatte die Behörde kritisiert, dass Ende des Jahres 2000 kein testierter Abschluss des gesamten Kirch-Konzerns vorgelegen habe. Damit hätte die Bayern LB keinen Gesamtüberblick über die Finanzlage bei Kirch gehabt.

Weiterhin hatte die Aufsichtsbehörde moniert, dass es in Sachen Kirch keine ausreichende Funktionstrennung im Kreditgeschäft gegeben habe. Kundenbetreuer und Sachbearbeiter, die über problembehaftete Kredite entscheiden, seien im selben Unternehmensbereich angesiedelt. Weil der Prüfbericht der BAFin öffentlich bekannt geworden ist, erwägt die Bayern LB nun Strafanzeige wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses. Was die Funktionstrennung im Kreditgeschäft angeht, räumte Schmidt ein, das Institut wolle seine Kontroll- und Steuerungssysteme verbessern. Außerdem wolle die Bank verstärkt auf einen sinnvollen Branchenmix achten.

Trotz der möglichen Kreditausfälle im Fall Kirch und bei anderen Pleite-Konzernen - etwa Worldcom - ist die Bayerische Landesbank jedoch optimistisch: Sie rechnet in diesem Jahr mit einem deutlich positiven Ergebnis. In den ersten sechs Monaten ist das Betriebsergebnis vor Risikovorsorge und Bewertung nach Angaben Schmidts um 20,7 Prozent auf 682 Millionen Euro gestiegen. Das Betriebsergebnis abzüglich der Risikovorsorge beläuft sich Schmidt zufolge auf etwa 150 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr rechnet Vorstandschef Schmidt wegen der anhaltend schwachen Konjunktur nur mit einem stabilen operativen Ergebnis.

Die Risikovorsorge für das Gesamtjahr will Schmidt auf dem Niveau des Vorjahres von 1,25 Milliarden Euro halten. Er schloss allerdings nicht aus, dass der Betrag erneut erhöht werden muss. Die Reserven der Bank sollen durch den Verkauf von Beteiligungen gestärkt werden, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Schmidt bezifferte das Volumen auf etwa 700 Millionen Euro. Worum es sich dabei im einzelnen handelt, wollte Schmidt nicht sagen. Nach Angaben aus Bankenkreisen soll dazu aber der Verkauf der Anteile am Energieverbund Thüga an den Düsseldorfer Energiekonzern Eon gehören. Dass es auf Grund der schwierigen Wirtschaftslage zu betriebsbedingten Kündigungen kommen könnte, schloss Schmidt „aus heutiger Sicht“ aus.

Kirch-Konsortium auf Partnersuche

Im Bieterkampf um die Übernahme von Kirch Media werden die Karten unterdessen noch einmal neu gemischt. Das Bieterkonsortium, in dem sich die Verlagsgruppen Bauer, Axel Springer und Spiegel sowie die Münchner Hypo-Vereinsbank zusammengeschlossen haben, sucht nach Angaben aus Konsortiumskreisen noch nach einem internationalen Partner.

Die Gruppe sei mit mehreren internationalen Medienkonzernen im Gespräch, weil bisher „der internationale Touch“ fehle. Verhandlungen liefen vor allem mit dem Medienunternehmer Rupert Murdoch, dem italienischen Mediaset-Konzern von Berlusconi, dem US-Studio Columbia und dem US-Milliardär Haim Saban. Die potenziellen Investoren sollen bis Mittwoch vorläufige Angebote für die Übernahme von Kirch Media abgeben.

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