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Schnappauf

© ddp

BDI-Geschäftsführer: Thumanns zweiter Versuch

Mit Werner Schnappauf als Hauptgeschäftsführer überrascht der BDI-Präsident die Verbandsszene. Endlich scheint der geeignete Kandidat gefunden. Seine bayerische Herkunft ist dabei von Vorteil.

Berlin - In seiner Pressemitteilung bringt es der Bundesverband der Deutschen Industrie auf den Punkt: „Schnappauf gilt als wichtiger Mitgestalter der Reform- und Innovationspolitik in Bayern.“ Eben. In Bayern. Auf der Bühne der Bundespolitik ist Werner Schnappauf, Umweltminister in München, bislang eher selten aufgefallen. Dabei gehörte doch das zu dem Profil, das sich BDI-Präsident Jürgen Thumann für die Suche des neuen Hauptgeschäftsführers zurechtgelegt hatte: Eine in politischen Angelegenheiten beschlagene Person, gut vernetzt in Berlin und Brüssel, idealerweise Mitglied der Union; FDP wäre zur Not auch noch gegangen.

Nun also CSU. Werner Schnappauf (54), bayerischer Staatsminister für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz. Nördlich der Main-Linie ist der Bayer bekanntgeworden, als nach behördlicher Intervention im vergangenen Jahre der Braunbär Bruno erlegt wurde. Später verhalf dann das Gammelfleisch dem Umweltminister zu bundesweiten Schlagzeilen. Der BDI vertraut auf „vielfältige Erfahrungen in der Bundespolitik“ die Schnappauf „unter anderem als Mitglied des Bundesrates und als Vorsitzender der Umweltministerkonferenz der Länder sammelte“. Präsident Thumann, der länger als ein Jahr brauchte, um Schnappauf zu finden, betonte das Gleichgewicht von Ökologie und Ökonomie: „Werner Schnappauf hat immer wieder betont, dass Umweltschutz nur mit der Wirtschaft und nicht gegen die Wirtschaft betrieben werden kann.“

Die Berliner Lobbyistenszene hat Thumann jedenfalls mit Schnappauf überrascht. „Ein bayerischer Politiker hat schon ein individuell geprägte Sichtweise“, sagt ein Verbandsmensch. „Auch Stoiber hat in der Bundespolitik nie die blau-weiße Mütze absetzen können.“ An anderer Stelle heißt es, Schnappauf sei bislang „als Wirtschaftspolitiker nicht aufgefallen“. Von einer „lauwarmen Lösung“ ist die Rede, also keine krasse Fehlentscheidung, aber auch nicht die große Nummer. Die war bei der Vorgeschichte aber auch kaum möglich. Und in der politischen Szene der Hauptstadt „hat er keinen gekriegt“, sagt ein Verbandsmensch über die vergebliche Mühe Thumanns. „Wenn er wirklich eine Pfeife ist, hat Thumann ein Problem“, heißt es in Verbandskreisen über den neuen Chef aus Bayern.

Im vergangenen Jahr hatte Thumans Favorit für den Posten, der parlamentarischer Geschäftsführer der CDU, Norbert Röttgen, zurückziehen müssen, nachdem es deftige Proteste gegen die Doppelfunktion in Partei und Industrie gegeben hatte. Seitdem war für Thumann klar, dass er kaum noch eine erstklassige Person für die Geschäftsführung des Industrieverbandes bekommen würde. Thumann fungiert als BDI-Präsident im Ehrenamt, der Hauptgeschäftsführer wird hauptamtlich angestellt.

Schnappauf wird vom BDI als „einer der profiliertesten deutschen Politiker in der Klima-, Umwelt- und Energiepolitik“ dargestellt. Neun Jahre war er Minister in Bayern; davor, ebenfalls neun Jahre, Landrat im Kreis Kronach. Nach Angaben des BDI haben Thumanns acht Vizepräsidenten, darunter Maschinenbaupräsident Brucklacher und die Chefs von Thyssen-Krupp, Eon und Bayer, sich einstimmig für Schnappauf ausgesprochen. Auf einer Sitzung von Präsidium und Vorstand soll der Bayer am 24. September offiziell berufen werden.

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