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Die FDP fordert mehr Förderung von begabten Auszubildenden.

© Jan Woitas/dpa

Begabtenförderung: Berufliche Bildung soll mehr Anerkennung erhalten

Für Studierende gibt es bereits viele Stipendien. Die FDP fordert nun eine Öffnung der Begabtenförderungswerke gegenüber Auszubildenden. Ein Gastbeitrag.

Top-Talente haben eine gezielte Förderung verdient. In der akademischen Welt gibt es dafür zahlreiche erfolgreiche Angebote. Neben den Deutschlandstipendien können sich Studierende für eine Förderung bei insgesamt 13 Begabtenförderungswerken bewerben. Das Stipendium bietet nicht nur finanzielle Freiheit, sondern auch ideelle Förderangebote und den Zugang zu persönlichen Netzwerken.

Wenn junge Menschen und künftige Entscheidungsträger jeder sozialen Herkunft so ihren Blickwinkel weiten und in ihrer Leistungskraft gestärkt werden, profitiert die gesamte Gesellschaft. Talenten der beruflichen Aus- und Weiterbildung stehen diese Stipendienprogramme bisher nicht offen. Die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung ist in der Begabtenförderung mehr Wunsch als Wirklichkeit.

Menschliche Begabungen sind vielfältig. Sie zeigen sich in exzellenten wissenschaftlichen Leistungen, künstlerischer Schaffenskraft, sozialer Kompetenz, aber eben auch in der besonderen Fähigkeit, theoretische Erkenntnisse in innovative praktische Anwendungen zu übersetzen.

Wir Freie Demokraten wollen, dass diese Talente ebenso Zugang zu den Begabtenförderungswerken erhalten. Die Öffnung der Förderwerke wäre ein großer Erfolg mit Strahlkraft in die gesamte Gesellschaft, aus zwei Gründen. Erstens: Die Begabtenförderung eröffnet Spitzen-Azubis handfeste Aufstiegschancen. Der Austausch mit jungen Menschen anderer Professionen und Interessen weitet den Blick, motiviert und kann so Grundlage für den weiteren beruflichen Aufstieg und gesellschaftliches Engagement sein.

Für die Entwicklungsperspektive junger Azubis und Fachkräfte ergeben sich so ungeahnte Chancen. Wer sich anstrengt, kann es schaffen. Das ist ein zentrales Versprechen der sozialen Marktwirtschaft und Prinzip der Chancengerechtigkeit.

Jens Brandenburg, Bundestagsabgeordneter für die FDP.
Jens Brandenburg, Bundestagsabgeordneter für die FDP.

© Alexander Schöpke/dpa

Auch für junge Schulabgängerinnen und -abgänger wäre die Öffnung der Begabtenstipendien ein wichtiges Signal, das der oft beschworenen Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung spürbar Substanz verleiht. Die Entscheidung für eine berufliche Ausbildung ist nicht nur fachlich attraktiv. Sie soll alle Türen in Stipendiatennetzwerke und eine ideelle Förderung auf Augenhöhe öffnen. Auch für die Leistungsstärksten eines Jahrgangs wird die berufliche Bildung so zu einer attraktiven Alternative zum Studium.

Zweitens: Eine gemeinsame Förderung durchbricht die sozialen Silos von Hochschulen und Berufsschule. Bisher existieren beide Systeme geräuschlos und ohne Berührung nebeneinander. Beide sozialisieren junge Menschen und prägen in einer entscheidenden Entwicklungsphase ihren Blick auf Welt – auf ihre jeweils eigene Weise.

Einblicke und Freundschaften, die hier entstehen, halten oft ein Leben lang. Doch gerade vom beide Welten verbindenden Austausch lebt unsere demokratische Gesellschaft. Wenn begabte Mechatroniker und talentierte Physikstudierende in gemeinsamen Seminaren über Demokratie, die Digitalisierung oder den Klimawandel diskutieren, dann lernen sich dabei auch die beiden Systeme kennen – und schätzen.

Vom Erfahrungsaustausch über den eigenen Horizont der jeweiligen akademischen oder beruflichen Ausbildung hinaus profitieren also beide Seiten. Heterogene Fördergruppen bieten vielfältige neue Ansätze für gemeinsame Debatten und erweitern den Erfahrungshorizont für alle Beteiligten.

Besonders erfolgreich gelingt eine Öffnung der Begabtenförderung, wenn Stipendiaten aus der akademischen und beruflichen Bildung gemeinsam an denselben Programmen, Seminaren, Arbeitsgruppen und Exkursionen teilnehmen.

Wir wollen den 13 Begabtenförderungswerken ermöglichen, ihre Angebote für Talente der beruflichen Bildung zu öffnen. Förderwerke, die diesen Schritt gehen, sollen dafür zusätzliche Mittel des Bundes erhalten. Wie sie gemeinsame Programme gestalten und nach welchen Kriterien sie Stipendiaten der beruflichen Aus- und Weiterbildung auswählen, sollen sie selbst entscheiden können.

Auch die „Stiftung Begabtenförderung Berufliche Bildung“ wollen wir ausbauen. Sie leistet eine wertvolle finanzielle Unterstützung für fachliche Lehrgänge und Fachkräfte, die ein erstes Hochschulstudium aufnehmen. Ihr Engagement wollen wir nicht ersetzen, sondern ergänzen um eine Öffnung der Begabtenförderungswerke. Hochbegabung und große Talente gibt es auch außerhalb der Hochschulen. Unterschätzen wir die berufliche Bildung nicht!

Jens Brandenburg

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