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Wirtschaft: Bei den Briefen wird es bunter

Die Konkurrenten der Deutschen Post bereiten sich auf das Ende des Monopols vor

Berlin - „Schreib mal wieder“, so hat die Deutsche Post lange Zeit die Deutschen zum Briefeschicken zu animieren versucht. In Werbespots rühmt sich der Konzern, den engsten Kontakt aller Unternehmen zu den mehr als 80 Millionen Konsumenten in Deutschland zu haben. Nur die Postboten schaffen es an jede Haustür. Aber ist das Zukunft? Ende 2007 läuft das weitgehende Monopol des ehemaligen Staatskonzerns Deutsche Post bei der Briefbeförderung hierzulande aus. Und die Konkurrenten wie die PIN AG (siehe Interview) oder die Allianzen um die Otto-Versand-Tochter Hermes stehen in den Startlöchern. Sie bauen landesweite Netze auf und machen schon einmal alles, was das Gesetz erlaubt – zum Beispiel den Transport von Briefen mit mehr als 50 Gramm Gewicht. Seit Jahresbeginn sind die Lizenzen für Briefdienstleistungen, die die Bundesnetzagentur erteilt hat, um 170 auf jetzt 2200 gestiegen.

Post-Vorstand Hans-Dieter Petram hat seine Wettbewerber kürzlich in einem Gespräch mit der „Wirtschaftswoche“ gewarnt: „Wenn ich die wäre, würde ich erst gar nicht groß in die Briefbeförderung einsteigen.“ Die größten Investitionen macht die Post mittlerweile beim internationalen Logistikgeschäft.

Doch noch macht der Post-Konzern den größten Teil des Gewinns mit dem heimischen Briefgeschäft. Das Ergebnis der Sparte steht zwar seit langem unter Druck. Aber die Post arbeitet an ihrer Effizienz (siehe nebenstehenden Artikel). Im vergangenen Jahr steuerte das Geschäft mit den Briefen noch mehr als die Hälfte zum Konzernergebnis von 3,75 Milliarden Euro vor Steuern und Zinsen bei. Der Anteil am Umsatz war lediglich rund 29 Prozent. Trotz aller Warnungen an die Konkurrenz will die Deutsche Post deshalb auch nicht selber aus dem deutschen Briefmarkt aussteigen oder etwa kostengünstig den unprofitablen ländlichen Raum abkoppeln.

Martin Dopychai, Chefsprecher der Deutschen Post, stellt klar: „Eine flächendeckende Zustellung wird es weiterhin geben. Dazu verpflichten wir uns auch nach Auslaufen des Monopols.“ Die Post habe genügend Briefaufkommen, um mit Gewinn zu arbeiten. Im Ausland wiederum kaufe sich der Konzern zwar auch ins Briefgeschäft ein, aber nicht in die reine Zustellung. Vielmehr böten die Post-Beteiligungen Mehrwerte wie Marketingservices für Kunden, sagt der Post-Sprecher. Dagegen verweisen die deutschen Wettbewerber wie die PIN AG darauf, dass der Briefmarkt in Deutschland noch ein ordentliches Wachstumspotenzial hat – jedenfalls wenn man sich das Aufkommen in anderen Ländern anschaut (siehe Grafik).

Der Konzern habe nichts gegen eine europaweite Liberalisierung der Briefmärkte, sagt Unternehmenssprecher Dopychai. Post-Chef Klaus Zumwinkel werde im Herbst bei der EU unter anderem zusammen mit zwei skandinavischen Firmen für eine schnelle und einheitliche Öffnung der Märkte werben.

Gegenspieler der Liberalisierungsbefürworter sind insbesondere südeuropäische Länder, allen voran Frankreich. Spätestens Anfang nächsten Jahres will die EU eine neue Regelung für die Briefmärkte vorlegen, nachdem die allgemeine Öffnung jahrelang hinausgezögert worden war. Auf der Grundlage des EU-Papiers wird die Bundesregierung für Deutschland den Markt neu ordnen. Noch gibt es das Postgesetz und das Wortungetüm Post-Universaldienstleistungsverordnung (PUDLV). Darin geregelt ist, wie viele Briefkästen und Postfilialen es in Deutschland geben muss – und zwar mit welchen Mindestdienstleistungen und in welcher Entfernung. Es ist auch vorgegeben, dass für die Deutsche Post weiter ein Großteil des Briefmarktes bis Ende 2007 reserviert ist – als Ausgleich dafür, dass der Konzern derzeit der einzige ist, der bis in das kleinste Dorf Postleistungen anbietet. Bei Briefen ist die Post deshalb auch von der Mehrwertsteuer befreit. Was kommt im Januar 2008? Die Verordnung ist noch nicht geschrieben. Doch das Bundeswirtschaftsministerium hat schon im Frühjahr klar formuliert, dass die flächendeckende Versorgung auch in einem vollständig liberalisierten Postmarkt sichergestellt sein muss. Bei den üblichen Abläufen dürfte die PUDLV zum Jahreswechsel mit neuen Inhalten gefüllt werden.

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