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Wirtschaft: Bei deutschen Unternehmen tut sich was

Es wird mehr auf die Kapitalverzinsung geachtet / Von der Konkurrenz noch weit entferntabo/fo (HB) DÜSSELDORF.Der Shooting Star unter Deutschlands Industrieunternehmen, die Softwareschmiede SAP, hat Grund zum Jubeln.

Es wird mehr auf die Kapitalverzinsung geachtet / Von der Konkurrenz noch weit entferntabo/fo (HB)

DÜSSELDORF.Der Shooting Star unter Deutschlands Industrieunternehmen, die Softwareschmiede SAP, hat Grund zum Jubeln.Um 61 Prozent sind in den ersten neun Monaten dieses Jahres die Umsatzerlöse der Mörfeldener gestiegen.Und ein Ende dieses Trends ist auch für das Winterquartal des Geschäftsjahres nicht abzusehen.Dabei stieg der SAP-Gewinn vor Steuern um 51 Prozent auf 251 Mill.DM - eine Wachstumsrate, die hierzulande in Industriekreisen noch vor kurzem als utopisch bezeichnet worden wäre.Nun ist SAP ein Aufsteiger und wächst daher generell schneller als traditionelle Konzerne.Doch auch bei denen scheint 1997 ein exzellentes Jahr zu werden.Siemens etwa hat seinen Konzernumsatz im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr um 14 Prozenrt auf 107 Mrd.DM gesteigert.Trotz kostenträchtiger Umstrukturierungen pushte der oft als schwerfällig angesehene Konzern seinen Gewinn um 16 Prozent auf glatt 3 Mrd.DM.Daß die endgültigen Zahlen noch nicht vorliegen, läßt Raum für Optimismus: Analysten erwarten, daß die konservativen Siemensianer untertrieben und den Gewinn gar um 25 Prozent gehievt haben.Die Situation bei SAP und Siemens ist symptomatisch für den neuen Schwung, der die deutsche Industrie augenscheinlich erfaßt hat. Vor allem die Auslandskonjunktur treibt die Gewinnjagd derzeit voran, wie der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Ulrich Hocker, feststellt.Auch Analysten verweisen auf den Export als Konjunkturmotor, wie das am Beispiel der Automobilindustrie sichtbar werde.Zwar könnte der Asien-Crash noch Spuren hinterlassen.Starke Einbußen erwartet aber kaum jemand - die Deutschen sind in Fernost nicht so präsent wie US-Konzerne. Rückenwind fürs Exportgeschäft gab der Wirtschaft 1997 der starke Dollar.Rohstoff-Verteuerungen wurden überkompensiert.Doch wird das auf Dauer nicht für schöne Abschlüsse reichen.Im Wettbewerb um Investitionsmittel und Anlegergelder müssen immer mehr Industriefirmen internationalen Renditemaßstäben genügen - und davon sind sie meist noch weit entfernt.Die Umsatzrendite - ein Maßstab, der überwiegend in Deutschland gebräuchlich ist - beträgt bei vielen Industriekonzernen kaum zwei Prozent vor Steuern.Internationale Vergleichsmarke ist nach Angaben des Commerzbank-Analysten Harald Schmidt eine Rendite auf das eingesetzte Kapital von 15 Prozent.Zudem verstecken die Industrie-Abschlüsse, woher die darin genannten Gewinne kommen - nämlich vielfach aus der ins Ausland verlagerten Produktion.Außerdem gehen die Analysten von einer Fortsetzung der Rationalisierungsbemühungen bei den Unternehmen aus: Die wichtigsten Absatzmärkte wachsen kaum mehr, größere Preiserhöhungen sind für unveränderte Produkte nur selten realisierbar.Daher steckt neben einem kleineren Teil Innovation ein Großteil Kostensenkungen hinter den Ertragsfortschritten. So kappte Siemens 1997 rund 10 Mrd.DM Kosten - fast ein Zehntel vom Umsatz.Das zwingt zur Ausnutzung von komparativen Kostenvorteilen durch Produktion im Ausland.So hat die Globalisierung in der deutschen Industrie erst begonnen, wie man bei J.P.Morgan-Mann Gibbs meint.Wenn Daimler-Benz, Hoechst und Veba mit ihren Restrukturierungsstrategien und ihrer Anlegerorientierung erfolgreich seien, würden weitere Unternehmen ihrem Beispiel folgen.Dennoch ist die Ertragslage bei den Unternehmen oft besser, als diese das zeigten.So verfolge VW ein Programm zur Liquiditätssteigerung seines Industriegeschäfts, die für Anfang der 90er Jahre 1 Mrd.DM und heute auf 14 Mrd.DM geschätzt wird, bemerkt Schmidt.Das Handelsgesetz ermögliche es, in den Jahresrechnungen über Aufwandsposten Rückstellungen zu bilden.Auch nach Einschätzung der DSW ist die aktuelle Situation vieler Firmen besser, als das öffentlich wahrgenommen werde.Für Aktionäre bedeutsam sei dabei der Trend börsennotierter Gesellschaften zur Shareholder-Value-Orientierung.Dies schlägt sich vor allem in steigenden Aktienkursen nieder.

abo, fo (HB)

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