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Wirtschaft: Bei Fiat kommt Hoffnung auf

Konzern kommt mit der Sanierung voran, macht aber weiter Milliardenverlust/Neue Automodelle gewinnen Marktanteile zurück

Mailand (ruf). Nach der Bekanntgabe der Bilanzzahlen für das Jahr 2003 kann der angeschlagene Turiner FiatKonzern erstmals wieder Hoffnung schöpfen: Zwar fuhr die Konzerngruppe auch im abgelaufenen Jahr wieder Verluste ein – mit 1,9 Milliarden Euro lagen die jedoch weit unter denen vom Vorjahr. In 2002 hatte Fiat noch Rekordverluste von 4,2 Milliarden Euro ausweisen müssen. Auch das operative Ergebnis verbesserte sich von minus 762 Millionen Euro auf minus 510 Millionen Euro. „Nach zwei schlechten Jahren sehen wir nun endlich wieder einen Aufschwung“, sagte Fiat-Vorstandschef Giuseppe Morchio in Turin. Bis zum kommenden Jahr will Fiat wieder in die Gewinnzone zurückkehren.

Die Gefühle in der Turiner Fiat-Zentrale waren gemischt: Dass der Konzern noch immer in den roten Zahlen stecken würde, hatte jeder befürchtet. Dafür war es zu lange zu schlecht gelaufen. Analysten hatten aber mit einem geringeren Fehlbetrag gerechnet.

Es ist genau ein Jahr her, dass der frühere Manager des Reifen- und Kabelkonzerns Pirelli, Giuseppe Morchio, auf dem Chefsessel des traditionellen Familienkonzerns Platz nahm. Mit einem für Fiat verhältnismäßig jungen Manager, der sich einen Namen als Top-Sanierer gemacht hat, sollte es wieder aufwärts gehen. Morchio zog sich damals wochenlang zurück und entwarf einen Sanierungsplan. Seine Strategie: Die Fiat-Gruppe erwirtschaftet 80 Prozent ihres Umsatzes mit Autos, der Lkw-Sparte Iveco und den Erdbewegungsmaschinen der Konzerntochter Case New Holland. Also überredete Morchio die Fiat-Familie Agnelli zu einer historischen Entscheidung: Was nicht mehr zum Auto- und Motoren–Kerngeschäft gehörte, sollte abgestoßen werden.

Und Fiat verkaufte: Die Versicherungsgruppe Toro, die Luftfahrtsparte Fiat Avio, und den Kreditfinanzierer Fidis. Milliardenerlöse flossen so in die Konzernkassen. Flankierend begann man, insgesamt 12300 Stellen zu streichen, gleichzeitig erhöhte das Unternehmen sein Kapital um 1,8 Milliarden Euro. Ein erstes Ergebnis: Die Nettoverschuldung wurde im vergangenen Jahr von 3,8 Milliarden auf 3,0 Milliarden Euro reduziert.

Morchio erneuerte mit hohen Investitionen auch die Modellpalette von Fiat. Neue attraktive Wagen der Marken Fiat, Alfa Romeo und Lancia sollen die zuletzt stark eingebrochenen Verkäufe wieder beflügeln. Auch personell griff Morchio durch: An der Spitze der Autosparte Fiats steht nun der österreichische Automanager Hans Demel.

Das vierte Quartal 2003 gibt den Turinern Hoffnung: So sorgte die neue Produktpalette dafür, dass die Verluste der Autosparte im Gesamtjahr bei „nur“ 979 Millionen Euro lagen. Im Vorjahr fuhren Fiat-Autos noch Verluste von 1,3 Milliarden Euro ein. Vor allem der für die Italiener wichtige Heimatmarkt zog zuletzt an. So konnte Fiat hier seinen Marktanteil in wenigen Monaten von 27 auf zuletzt 31 Prozent erhöhen.

Unklarheiten blieben auch nach den gestern veröffentlichten Zahlen noch genug: Wird es Fiat schaffen seine Gewinnpläne für 2005 einzuhalten?

Im Januar 2005 tritt zudem eine Put-Option Fiats gegenüber dem Joint-Venture-Partner General Motors (GM) in Kraft. Die Amerikaner halten zehn Prozent an der Autosparte. Eine Vereinbarung aus dem Jahre 2000 sieht vor, dass sie auch die restlichen Anteile übernehmen müssen, wenn Fiat dies wünscht. Fiat hatte sich diesen Vertrag immer als letzte Option offen gelassen, doch GM fühlt sich längst nicht mehr an seine Kaufverpflichtung gebunden.

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