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Wirtschaft: Bei Opel laufen die Bänder wieder

6500 Autos nicht gebaut /Wirtschaftsminister Clement will weiteren Prozess begleiten/ VW steuert auf Warnstreiks zu

Berlin Die Bochumer Opel-Arbeiter haben nach sieben Tagen ihren wilden Streik gegen den geplanten drastischen Stellenabbau beendet. Die Bänder liefen noch am Nachmittag wieder an. Unterdessen musste mit dem britischen Ellesmere Port ein drittes Werk des Mutterkonzerns General Motors die Produktion am Mittwoch wegen fehlender Teile aus Bochum einstellen. Opel bezifferte den bisherigen Produktionsausfall in den Werken Bochum, Antwerpen, Rüsselsheim und Ellesmere Port auf 6500 Autos. Angaben über den entstandenen Schaden machte das Unternehmen nicht.

Die betroffenen Werke sollen nun so schnell wie möglich wieder laufen. Opel Antwerpen will die Produktion am Donnerstag wieder aufnehmen, das Stammwerk Rüsselsheim aber erst am Montag. Wann in England wieder gearbeitet werden kann, war zunächst unklar.

1700 von 6400 an der Abstimmung teilnehmenden Bochumer Opel-Beschäftigte hatten für eine Fortsetzung der Arbeitsniederlegungen gestimmt, sagte Betriebsratschef Dietmar Hahn. Die Frage an die Belegschaft lautete: „Soll der Betriebsrat die Verhandlung mit der Geschäftsführung weiterführen und die Arbeit wieder aufgenommen werden?“ Die Frage sei vom Betriebsrat und nicht von dem Management formuliert worden, betonte Hahn unter Hinweis auf die Verknüpfung der beiden Aspekte. Streikbefürworter hatten die Fragestellung zum Teil heftig kritisiert.

Die Bochumer Opelaner protestierten seit vergangenem Donnerstag gegen den geplanten Stellenabbau. Sie forderten vor allem einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. Nach Informationen des Betriebsrats sollen in Deutschland 10000 Stellen gestrichen werden, davon jeweils 4000 in Bochum und Rüsselsheim. In ganz Europa will der US-Mutterkonzern General Motors 12000 der 63000 Stellen streichen.

Im Opel-Stammwerk Rüsselsheim soll nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ im Zuge der geplanten Sparmaßnahmen die Nachtschicht abgeschafft werden. Dies würde den Wegfall von 1600 Arbeitsplätzen bedeuten, schreibt die Zeitung in ihrer Donnerstagsausgabe. In der Entwicklungsabteilung in Rüsselsheim mit etwa 6000 Beschäftigten sollten demnach ebenfalls 1600 Stellen gestrichen werden.

Die schwedische Regierung will das Saab-Werk in Trollhättan unterstützen. Zwar seien direkte Subventionen vom EU-Recht verboten, doch könne Schweden in Infrastruktur, Produktforschung und -entwicklung investieren, erklärte der Staatssekretär im Ministerium für Industrie, Arbeit und Beschäftigung, Sven-Erik Söder. Ziel sei, den Mutterkonzern General Motors zu überzeugen, die Produktion in Trollhättan zu lassen. GM will ab 2007 aus Kostengründen alle Mittelklassemodelle in Europa in nur noch einem Werk fertigen. Damit würde entweder das Rüsselsheimer Opel-Werk oder die Saab-Fabrik im schwedischen Trollhättan nicht mehr gebraucht. In Berlin forderte die SPD einen ähnlichen Einsatz der Bundesregierung. In einer aktuellen Stunde des Bundestages sagte Wirtschaftsminister Wolfgang Clement am Mittwoch, er setze auf einen positiven Abschluss der Gespräche mit dem Ziel, die Opel-Standorte in Deutschland zu erhalten und betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Eine Stellenstreichung in der genannten Größenordnung wäre eine Katastrophe für die Betroffenen und deren Familien, sagte Clement weiter. Die Regierung werde den Prozess begleiten. Die Verantwortung für das Gelingen der Sanierung liege aber beim Management, Betriebsräten und der IG Metall.

Derweil rumort es auch bei VW. Vor der vierten Runde der Tarifverhandlungen am Donnerstag hat die IG Metall ihre Kampfbereitschaft betont. Sollte sich bis zum 28. Oktober, dem Termin für die fünfte Verhandlungsrunde und dem Ende der Friedenspflicht, keine Lösung abzeichnen, steuere man auf Warnstreiks zu, sagte ein IG-Metall-Sprecher. In der dritten Runde hatte sich das VW-Management grundsätzlich bereit erklärt, einen Tarifvertrag zur Sicherung der 103000 Arbeitsplätze in den sechs westdeutschen VW-Werken abzuschließen. Dies ist die Kernforderung der IG Metall. VW hatte allerdings gesagt, Bedingung für die Beschäftigungssicherung sei eine Senkung der Kosten. VW will bis 2011 die Arbeitskosten um zwei Milliarden Euro oder 30 Prozent reduzieren. Tsp/dpa

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