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Wirtschaft: Bei Sony und Philips bleibt nichts, wie es ist - Digitalisierung heißt das Zauberwort für das nächste Jahrtausend

Otto Zich ist Tierfreund. Ganz besonders gern mag der Präsident von Sony Europa einen Hund.

Otto Zich ist Tierfreund. Ganz besonders gern mag der Präsident von Sony Europa einen Hund. Das Tier heißt "Aibo" (Partner) und soll dem Unterhaltungselektronik-Konzern auf der Funkausstellung viele Besucher bringen. Denn "Aibo" kann zwar laufen, hüpfen und bellen, aber er ist dennoch kein normaler Hund.

"Aibo" ist ein Roboter, entwickelt von den Sony-Tüftlern. Er reagiert auf Sprache und Berührungen, und glaubt man Sony, so kann der vierbeinige Partner "auch eigene Emotionen ausdrücken". Auf der Funkausstellung soll "Aibo" einmal in der Stunde zeigen, was er kann. Die Japaner hat der Roboter-Hund längst überzeugt. Obwohl er fast 4000 DM kostet, ist "Aibo" derzeit ausverkauft. Meldungen, die Zichs Herz höher schlagen lassen. Denn für den Österreicher, der erst seit kurzem an der Spitze von Sony Europa steht, ist "Aibo" nicht nur der "letzte Stand der künstlichen Intelligenz", sondern auch ein Symbol für die neue Unternehmensphilosophie des Konzerns.

Denn bei Sony soll nichts so bleiben wie es einmal war. Digitalisierung und Vernetzung heißt die neue Strategie, die dem Konzern die Marktführerschaft sichern soll. Mit digitalen Camcordern und Kameras, deren Bilder man über das Sony-eigene "Vaio"-Notebook anschließend ohne Qualitätsverlust durch das Internet jagen kann, will man neue Geschäftsfelder erschließen. Die Digitale Versatile Disc (DVD), eine kombinierte Audio-Video-CD, soll in diesem Jahr ihr Marktvolumen verdoppeln, schätzt man bei Sony. Hoffnungsträger ist auch das digitale Fernsehen. Gemeinsam mit RTL, Philips, Nokia und Panasonic arbeitet Sony an der offenen Plattform MHP (Multimedia Home Platform).

Die ganz große Aufgabe heißt jedoch Vernetzung. Informations- und Unterhaltungselektronik verschmelzen. Wer keine Konzepte anbietet, wie man PC, braune Ware und Telekommunikation miteinander verbinden kann, wird es auf Dauer schwer haben. Sony hat reagiert: Im Mittelpunkt seiner Vision vom vernetzten Haus steht das Notebook "Vaio", das die Schaltzentrale für den High-Tech-Haushalt werden soll.

Das Konzept scheint aufzugehen. Im vergangenen Geschäftsjahr (31. März) konnte die europäische Niederlassung, die Mitte Oktober an den Potsdamer Platz umziehen wird, ihren Umsatz um sechs Prozent auf 14 Mrd. Dollar steigern. Auch im ersten Quartal halte diese positive Entwicklung an, so Zich. In Europa hat Sony nach eigenen Angaben inzwischen einen Marktanteil von 19,3 Prozent. Auch in Deutschland hat man die Konkurrenz weiter abgehängt. Der Marktanteil hierzulande liegt jetzt bei 18,3 Prozent und ist damit so groß wie nie zuvor. Die Nummer Zwei, Philips, kommt auf 12 Prozent.

Dennoch will der Sony-Konkurrent seine Marktanteile nicht um jeden Preis steigern. "Wir wirtschaften profitabel und wollen das auch weiterhin so halten", betont Hans-Joachim Kamp, Geschäftsführer der Philips GmbH, mit Blick auf den Preisverfall in der Branche. Auch die Holländer setzen auf die digitale Technik. Neben den CD-Recordern, die Philips zunächst im Alleingang auf den Markt geworfen hat, setzt man auf die Super-Audio-CD, die DVD-Audio, den lernfähigen digitalen Videorecorder Tivo und einen Festspeicher-Player für MP 3, mit dessen Hilfe man sich Musik aus dem Internet laden kann.

Obwohl das digitale Fernsehen in Deutschland in den kommenden Jahren nach Einschätzung von Kamps noch keinen nennenswerten Einfluss auf die Umsätze haben wird, setzt der holländische Mutterkonzern große Hoffnungen in die neue Technik. Denn Philips ist weltweit Marktführer bei Settop-Boxen und will diese Position noch weiter ausbauen. Ein Vertrag mit dem US-Satellitensender DirecTV sei unter Dach und Fach, betont Adri Baan, Chef des weltweiten Consumer Electronic Geschäft. Anfang nächsten Jahres will Philips eine neue Box vorstellen, die die Holländer im Auftrag der Kirch-Gruppe entwickelt haben. Der Konzern sei auf dem richtigen Weg, glaubt Philips-Präsident Cor Boonstra. Das sei auch eine Konsequenz der einschneiden Umstrukturierungen in den vergangenen Jahren: "Wir sind heute einer der finanziell gesündesten Elektronikkonzerne der Welt", lobt Boonstra seinen Radikalumbau.

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