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Wirtschaft: "Bei uns kommt es auf die Minute an"

Burkhard Ziegler ist Händler für die Baader Wertpapierhandelsbank, die die Maklerfirma Ballmaier & Schultz übernommen hat.Von Frankfurt aus ist er für den Handel ausgewählter russischer Aktien in Berlin verantwortlich.

Burkhard Ziegler ist Händler für die Baader Wertpapierhandelsbank, die die Maklerfirma Ballmaier & Schultz übernommen hat.Von Frankfurt aus ist er für den Handel ausgewählter russischer Aktien in Berlin verantwortlich.Mit ihm sprach Martina Ohm.

TAGESSPIEGEL: Herr Ziegler, bringt Sie die derzeitige Berg- und Talfahrt der Kurse ins Schwitzen?

ZIEGLER: Aber wie.Es ist momentan sehr, sehr viel Arbeit.Und es kostet gehörige Nerven.Wir haben enormes Geschäft.Wir handeln ja am Schirm von Frankfurt aus.Wenn dann die Systeme langsamer laufen, wird man schnell nervös.Die Kundschaft muß warten.Das ist nicht gut fürs Geschäft.

TAGESSPIEGEL: Dabei geht es doch nur um Minuten.Ist das dramatisch?

ZIEGLER: Aber natürlich.Es geht oft um Minuten.In drei Minuten können Sie heute via Internet ordern.Und unsere Umsätze sind ja auch nur so immens, weil wir so schnell arbeiten.Und schnell arbeiten wir natürlich schon im eigenen Interesse, damit wir, die die Kurse stellen, gute Courtagen bekommen.Denn unsere Courtagen sind wiederum vom Umsatz abhängig.

TAGESSPIEGEL: Gibt es russische Titel, die man noch empfehlen kann?

ZIEGLER: Direkte Empfehlungen darf ich nicht aussprechen.Aber ich kann allen den Rat geben, nicht in Panik zu verkaufen.

TAGESSPIEGEL: Welches sind denn Ihre Bluechips?

ZIEGLER: Ich betreue 21 Titel in Berlin.Darunter sind wohl die bekannteren Namen auch die bedeutenderen; das ist Gazprom, Lukoil, aber auch Mosenergo oder Tatneft.Die sind jetzt vergleichsweise preiswert.Eine Gazprom kostet knapp 12 DM und hat schon 54 DM in diesem Jahr gekostet, Lukoil kriegt man jetzt für nur 26 DM, die kostete auch schon 212 DM.Freilich handelt die Konkurrenz auch mit guten Namen: mit Unified Energy Systems etwa.

TAGESSPIEGEL: Was passiert, wenn es zu Verstaatlichungen kommen sollte?

ZIEGLER: Ich kann dazu nur soviel sagen: Wir Händler können nicht glauben, daß sich die russische Föderation von ihrer bisherigen Hinwendung zum Westen abschneidet.

TAGESSPIEGEL: Welche Rolle spielt der Rubelkurs für die Inhaber von Russsen-Aktien?

ZIEGLER: Der Aktienhandel in Rußland wird auf Dollarbasis abgewickelt.Je schwächer der Rubel, desto teurer der Schuldendienst, der in Dollar oder D-Mark beglichen werden muß.Nichts ist schlimmer als ein freier Fall des Rubels.

TAGESSPIEGEL: Und trotzdem gibt es noch Leute, die Russen-Aktien kaufen?

ZIEGLER: Natürlich.Viele denken: jetzt erst recht.

TAGESSPIEGEL: Und wie kann man sich gegen weitere Kurseinbrüche schützen?

ZIEGLER: Der beste Schutz, heißt es in unseren Kreisen, ist der Verkauf.

TAGESSPIEGEL: Soll das heißen, Sie raten den Aktionären doch zum Aussteigen?

ZIEGLER: Nein, wir glauben nicht, daß die Russen den Laden dicht machen.

TAGESSPIEGEL: Sie sprechen von Kontrollen und Verstaatlichungen, die das Kapital völlig vertreiben würden?

ZIEGLER: Genau.

TAGESSPIEGEL: Wodurch zeichnet sich der Handel mit russischen Wertpapieren in Berlin eigentlich aus?

ZIEGLER: Der Vorteil liegt in den zeitnahen Kursen.Wir arbeiten hier äußerst zügig.In Berlin ist bundesweit der größte Umsatz zu verzeichnen.Und der Kundschaft garantiert das gute Preise.

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