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Wirtschaft: Beiersdorf wächst mit neuen Eigentümern

Umsatz soll sich in zehn Jahren verdoppeln – Aufsicht prüft Abfindungspflicht des Tchibo-Konsortiums

Hamburg (beu/HB/Tsp). Der Hamburger Kosmetikkonzern Beiersdorf AG strebt in diesem Jahr auf ein neues Rekordergebnis zu. Das inzwischen von Tchibo kontrollierte Unternehmen registriert erstmals seit längerem wieder eine leichte Verbesserung des Konsumklimas in Deutschland und erwartet nun eine etwas höhere Rendite als bislang vorausgesagt.

Wie der Konzern, der Marken wie Nivea, Hansaplast oder Tesa herstellt, am Dienstag prognostizierte, liegt die Zielmarke für die Umsatzrendite vor Steuern (EbitRendite) bei über zehn Prozent, der Nachsteuerrendite bei über sechs Prozent vom Umsatz. Der Umsatz (2002: 4,7 Milliarden Euro) werde wechselkursbereinigt um fünf Prozent steigen, nominal dagegen leicht zurückgehen.

Gestützt werden die Erwartungen durch die Zahlen für die ersten neun Monate. Hier lag der Vorsteuergewinn mit 385 Millionen Euro über dem Vorjahreswert von 382 Millionen Euro. Die Ebit-Rendite erreichte 10,9 (10,6) Prozent. Der Umsatz lag auf Grund des Dollarkursverfalls mit 3,5 Milliarden Euro um 1,8 Prozent unter dem des Vorjahres.

Konzernchef Rolf Kunisch hob in einem Brief an die Aktionäre hervor, dass die neue Eigentümerstruktur Beiersdorf stabilisiert habe. „Seit dem 23. Oktober 2003 ist die Unsicherheit beseitigt“, schrieb Kunisch. An diesem Tag hatte die Allianz bekannt gegeben, dass sie fast alle ihre Beiersdorf-Anteile von 43,6 Prozent für 4,4 Milliarden Euro an eine Gruppe aus Tchibo, Beiersdorf selbst und der Stadt Hamburg verkauft hat. Damit habe Beiersdorf die nötige Stabilität im Aktionärskreis, um sein erfolgreiches Wachstumsmodell fortzusetzen, schrieb Kunisch. „Unser Ziel ist ein Wachstum von acht Prozent pro Jahr bei weiter steigender Umsatzrendite. So soll sich unser Umsatz in zehn Jahren verdoppeln – wie er das in den vergangenen zehn Jahren getan hat.“ Zugleich kündigt Kunisch strategische Akquisitionen an. Kleinaktionären empfiehlt der Beiersdorf-Chef zwischen den Zeilen das Papier zu halten: Er verweist auf den Kurs von 17 Euro im Jahr 1993. Der jetzt mögliche Aufstieg in das Börsensegment Dax eröffne zusätzliche Chancen.

Weiter offen bleibt einstweilen die Frage, ob die Käufer des Allianz-Pakets den verbleibenden Beiersdorf-Kleinaktionären ein Abfindungsangebot in Höhe von 130 Euro je Aktie machen müssen. Diesen Betrag zahlte das Tchibo-Konsortium an die Allianz pro Aktie. Eine mögliche Abfindung wird zurzeit von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) geprüft. In den nächsten zwei bis drei Wochen will die Bafin entscheiden. Auslöser der Untersuchung sind die zwei Aktionärsgruppen um die Deminor aus Belgien sowie Peter Schoenfelder aus den USA. Nach ihrer Ansicht handelte es sich beim Erwerb der Aktien durch die Hamburger Gruppe um ein Gemeinschaftsangebot, nach dem den verbleibenden 26 Prozent der freien Aktionäre ein Übernahmeangebot gemacht werden muss.

Abfindung kostet 2,85 Milliarden Euro

Schließt sich die Bafin dieser Auffassung an, müsste die Erwerbergruppe weitere 2,85 Milliarden Euro locker machen. Die Tchibo Holding AG, die bereits seit langem über 30,3 Prozent an Beiersdorf hielt, stockte ihren Bestand für 2,16 Milliarden Euro auf 49,9 Prozent auf. Weitere zehn Prozent erwarben die stadteigene Hamburger Beteiligungsgesellschaft HGV, Beiersdorf selbst übernahm 7,4 Prozent seiner Aktien von der Allianz, weitere drei Prozent kaufte die Beiersdorf eigene Pensionskasse Troma. Der Deal sei im Vorwege sorgfältig geprüft worden, heißt es auf Anfrage. Da Tchibo bereits über mehr als 30 Prozent an Beiersdorf verfügt, gebe es keine Notwendigkeit für ein Übernahmeangebot an freie Aktionäre.

Gelassen sieht die Bafin-Untersuchung Warburg-Analyst Sven Dopke. Seine Empfehlung lautet unverändert „kaufen“ mit dem Kursziel von 120 Euro. Am Dienstag notierte die Beiersdorf-Aktie bei knapp über 96 Euro.

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