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Wirtschaft: "Beim Dollar hängt viel von der Psychologie ab"

Die Schwäche des Dollar hält an.Über Folgen und neue Perspektiven für Anleger sprach Rolf Obertreis mit Thomas Reiland, Fondsmanager für Internationale Rentenpapiere bei der DekaBank in Frankfurt.

Die Schwäche des Dollar hält an.Über Folgen und neue Perspektiven für Anleger sprach Rolf Obertreis mit Thomas Reiland, Fondsmanager für Internationale Rentenpapiere bei der DekaBank in Frankfurt.

TAGESSPIEGEL: Der Dollar bröckelt seit einiger Zeit und kommt kaum mehr über die Schwelle von 1,70 DM.Warum?

REILAND: Auslöser der Dollarschwäche ist die Krise an den Finanzmärkten, angefangen von Asien über Rußland bis nach Mittel- und Südamerika.Diese Region liegt vor der Haustür der USA.Die Handelsverflechtungen sind so eng, daß ein Einbruch der Wirtschaft in diesen Ländern auch in den USA zu nachhaltigen wirtschaftlichen Folgen, zu niedrigeren Zinsen, einem deutlich schwächeren Wachstum und möglicherweise sogar zu einer Rezession führen dürfte.

TAGESSPIEGEL: Die Geldanlage in den USA ist mit einem schwächeren Dollar nicht mehr sehr attraktiv oder? Das Währungsrisiko ist doch jetzt wieder höher.

REILAND: Vielleicht ist sie sogar schon wieder attraktiv geworden.Es kommt prinzipiell darauf an, wie der Anleger den Dollar einschätzt.Geht es mit dem Dollar noch weiter runter oder fängt er sich wieder? Eine Prognose ist schwierig.Auf den Dollar wirken eben mehr als nur wirtschaftliche Faktoren.Viel hängt von der Psychologie ab.

TAGESSPIEGEL: Am "sicheren Hafen" Dollar, der in Krisen angesteuert wird, fahren die Anleger derzeit vorbei.Sollten sie auch Abstand nehmen von US-Aktien und von Dollar-Rentenpapieren?

REILAND: Das ist schwer zu sagen.In jedes größere Portefeuille gehören eigentlich Aktien aus dem größten Aktienmarkt der Welt.Das ist die USA.Sehr kurzfristig wirken sich die Währungsschwankungen stärker auf das Vermögen aus als auf die Entwicklung der Aktienkurse.Langfristig spielt die Währung eine untergeordnete Rolle.Auch bei US-Renten haben die Renditen mittlerweile historische Tiefststände erreicht.In den USA bekommt man für 30jährige Papiere derzeit noch 5 oder 5,25 Prozent.Das ist niedrig, aber im Vergleich zu Europa relativ hoch.

TAGESSPIEGEL: Wenn der Anleger doch in den USA investiert: Gibt es Möglichkeiten sich gegen weitere Dollar-Risiken abzusichern?

REILAND: Man kann sich einen Put-Optionsschein auf den Dollar kaufen, um bestehende Dollar-Positionen abzusichern.Man kann den Dollar auf Termin verkaufen.Dies kommt aber nur in Frage, wenn es um größere Anlagebeträge geht.

TAGESSPIEGEL: Werden nicht auch die Aktien deutscher Unternehmen unattraktiver, weil das Dollar-Niveau ihre Exportaussichten verschlechtert?

REILAND: Natürlich sind die Unternehmen von dieser Entwicklung betroffen.Aber die großen Konzerne, um die es hier geht, haben in den letzten Jahren viel dazugelernt und haben heute gute Möglichkeiten, sich gegen Währungsrisiken abzusichern.Die Effekte einer Dollarschwäche sind auch deshalb geringer als früher, weil die Firmen besser diversifiziert sind und große Produktionsanlagen vor Ort betreiben.1995 als der Dollar bis 1,35 DM runter ging, waren die Auswirkungen deutlich spürbar.Eine solche Entwicklung ist derzeit aber nicht zu erwarten.

TAGESSPIEGEL: Wie lange müssen Anleger noch mit dem schwachen Dollar leben? Ist dies ein andauernder Zustand, weil sich schon die Stärke des Euro zeigt?

REILAND: Das ist schwer zu sagen.Ich kann mir aber gut vorstellen, daß sich der Dollar bis zum Frühjahr auf dem derzeitigen Niveau einpendelt.Vielleicht steigt er wegen der Zinsdifferenz zu Europa noch einmal ein wenig an.1999 hängt die Entwicklung stark vom Geschehen in Rußland, Lateinamerika und Asien ab.Und nicht zuletzt davon, wie stark der Euro sein wird.

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