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Wirtschaft: Beim Fördern top, in der Ausbildung flop

Unternehmerisches Denken hat in den Schulen zu wenig Platz / Projekt Junior will Jugendlichen Gründerkultur nahe bringen

Berlin. 11,25 Prozent Gewinn ein Jahr nach Unternehmensgründung: Von Becomeweb könnte sich so mancher Dotcom-Pleitier eine Scheibe abschneiden. Gegründet wurde die Firma, die Websites erstellt und verkauft, allerdings nicht von Unternehmensberatern oder IT-Spezialisten, sondern von Schülern der Marienschule in Leverkusen. Im Rahmen des vom Institut der Deutschen Wirtschaft Köln begründeten Projekts Junior (Junge Unternehmer initiieren, organisieren, realisieren) haben sie am eigenen Leib erfahren, welche Herausforderungen Gründer in Deutschland bewältigen müssen. „Gekämpft habe ich vor allem mit der Bürokratie“, erzählt Ewa Goralny, Leiterin der Finanzabteilung und stellvertretende Vorstandsvorsitzende. Jetzt wurden sie mit einer Einladung ins Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie belohnt.

Angesichts von Zahlen wie 18 500 Unternehmensinsolvenzen im ersten Halbjahr dieses Jahres schrecken die meisten Schul- und Hochschulabsolventen jedoch vor der Selbstständigkeit zurück. „Mental sind wir europaweit auf dem letzten Platz“, meinte dazu Michael Bornmann von der Deutschen Ausgleichsbank. Was die Fördermöglichkeiten betreffe, stehe Deutschland zwar an erster Stelle, bei der Ausbildung sei man gleichzeitig aber das Schlusslicht. „Projekte wie Junior oder das Fach Entrepreneurship an Universitäten können das hoffentlich ändern.“

„Wir wollen die Gründerkultur in Deutschland stärker fördern und müssen dabei schon bei den Jugendlichen ansetzen“, erklärte Ditmar Staffelt, Parlamentarischer Staatssekretär und Schirmherr von Junior. „Im Moment liegen wir bei etwa 10 Prozent Selbstständigen, aber wir sollten uns auf 15 Prozent steigern.“ Mehr denn je würden große Konzerne die Zuarbeit vieler kleiner Unternehmer benötigen. „In unserem Kraftwerksgeschäft verlassen wir uns zu 70 Prozent auf mittelständische Firmen, nur noch den Rest machen wir selbst“, bestätigte Gerd von Brandenstein vom Büro der Berliner Leitung der Siemens AG, den Bedarf.

Die Leverkusener Schüler kehren der Selbstständigkeit aber vorerst den Rücken zu. Das Projekt ist nach einem Jahr ausgelaufen, jetzt hat die Schule wieder Priorität. „Aber wir haben viel gelernt und wissen jetzt, worauf es bei einer Firmengründung ankommt“, meint Ewa Goralny: „Eine gute Idee ist das wichtigste.“ Susanne Herr

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