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Wirtschaft: Beim Glücksspiel verzockt Die Neuordnung der Sportwetten stockt

München - Die Arbeitsatmosphäre ist angenehm, die Büros sind modern und hell, es gibt eine Kaffeebar. Trotzdem sind die 20 Mitarbeiter der Münchener ODS Oddset Sportwetten GmbH alles andere als entspannt.

München - Die Arbeitsatmosphäre ist angenehm, die Büros sind modern und hell, es gibt eine Kaffeebar. Trotzdem sind die 20 Mitarbeiter der Münchener ODS Oddset Sportwetten GmbH alles andere als entspannt. Seit fast zwei Jahren arbeiten sie auf einen Tag hin, der vielleicht niemals kommt: Den Startschuss für ihr Sportwetten-Angebot. Die Spezialisten von ODS Oddset müssen sich auf Trockenübungen beschränken, weil Deutschlands Bürokraten es immer noch nicht geschafft haben, die versprochenen Sportwett-Lizenzen zu verteilen. Seit anderthalb Jahren gilt der neue Glücksspiel-Staatsvertrag, doch die Konzessionen gibt es bis heute nicht.

Die Branche ist frustriert über den zähen Vergabeprozess und rechnet mit einem langen Verfahren. „Vermutlich wird es 2015 werden, bis die Konzessionen überhaupt verteilt sind“, klagt Karin Klein, Vorstandsmitglied des Verbands European Gaming and Betting Association. Im Sommer 2012 waren die Manager der Wettkonzerne noch guter Dinge: Sie durften damit rechnen, dass sie ihre Wetten bald in Deutschland legal anbieten können. Mit dem seit Anfang Juli 2012 geltenden neuen Glücksspiel-Staatsvertrag schien der Weg frei. Doch inzwischen stellen die Unternehmen fest, dass sie sich getäuscht haben. Bis zu 20 Konzessionen will der Staat verteilen. Das für die Vergabe zuständige Innenministerium von Hessen hat dafür ein komplexes Verfahren angestrengt. Bisheriges Ergebnis: Kein Bewerber erfülle die Mindestanforderungen.

Im Fall der ODS Oddset GmbH ist der Negativ-Bescheid besonders kurios. Denn ODS Oddset gehört acht Lotteriegesellschaften der Länder, ist also quasi in Staatsbesitz. Doch nicht einmal diese Firma ist nach Einschätzung der Ministerialen befähigt, Sportwetten anzubieten. ODS-Oddset-Chef Christoph Schmidt ist empört: „Es erschließt sich uns nicht, wo wir die Anforderungen nicht erfüllt hätten. Unser gesamter Antrag wurde von Experten gründlich überprüft.“

So geht es auch der privaten Konkurrenz. Niemand weiß, woran er gescheitert ist. Das Innenministerium in Wiesbaden teilte jüngst mit, dass die Antragsteller voraussichtlich Anfang Januar ein Schreiben erhalten werden, „aus dem sich ergibt, welche Angaben, Nachweise und Unterlagen in welcher Form innerhalb einer bestimmten Frist noch einzureichen sind.“ In Deutschland darf nur die staatliche Oddset Sportwetten anbieten. Diese Firma ist nicht zu verwechseln mit der ODS Oddset GmbH, die extra für den liberalisierten Markt gegründet wurde. Die Spieler machen einen Bogen um das bisherige Oddset-Angebot, weil die Quoten unattraktiv sind. Deshalb boomen private Anbieter im Internet, die vom Ausland aus operieren. Deren Angebote sind zwar illegal, aber beliebt. ODS- Oddset-Chef Schmidt hat die Hoffnung inzwischen aufgegeben, dass er bald eine Konzession bekommt. Im Gegensatz zur privaten Konkurrenz darf er seine Sportwetten auch nicht von fernen Ländern aus anbieten – die staatlichen Eigentümer sind dagegen. Joachim Hofer (HB)

Joachim Hofer (HB)

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