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Wirtschaft: „Beim Smart sollte Tabula Rasa gemacht werden“

Autoanalyst Jürgen Pieper über die Probleme, die der neue Daimler-Chrysler-Chef nun anpacken muss

Herr Pieper, was muss der neue DaimlerChrysler-Chef Zetsche jetzt anpacken?

Es gibt keinen aktuellen Notstand mehr bei Daimler-Chrysler, aber eine Möglichkeit wäre, beim Verlustbringer Smart Tabula Rasa zu machen.

Was meinen Sie damit?

Eigentlich müsste die Sparte geschlossen werden. Smart macht einfach keinen Sinn, denn ich glaube nicht, dass es eine realistische Chance gibt, dass man damit in den nächsten zehn Jahren ordentliche Gewinne erwirtschaften könnte. Aber ich glaube dennoch nicht, dass Zetsche sich jetzt von Smart verabschieden wird.

Warum?

Das hat politische Gründe. Mercedes-Chef Eckhard Cordes hat gerade erst ein Sanierungsprogramm eingeleitet. Wenn Zetsche jetzt etwas anderes entscheiden würde, wäre das für Cordes ein Gesichtsverlust. Aber es bleibt ein möglicher Schritt in der Zukunft.

Was für Veränderungen sind realistisch?

Wahrscheinlich ist, dass Zetsche den Anteil am Luft- und Raumfahrtkonzern EADS verkauft. Schrempp hatte als ehemaliger Dasa-Chef eine emotionale Bindung zu dem Geschäft. Aber die sechs Milliarden Euro, die der Anteil wert ist, könnte Daimler-Chrysler nun gut gebrauchen, um im Kerngeschäft wieder voranzukommen.

Was muss mit dem Problemkind Mercedes passieren?

Die Produktion muss effizienter werden, und die Produkte müssen auf Vordermann gebracht werden. BMW und Audi stehen derzeit viel besser da.

Sollte Chrysler verkauft werden?

Chrysler passt schlecht zu Mercedes. Aber für die Trennung ist es nun zu spät.

Sollte Zetsche noch mehr sparen?

Ja, ich erwarte auch, dass weitere Jobs bei Mercedes abgebaut werden, wenn auch ohne Kündigungen. Insgesamt wird Zetsche einen anderen Kurs fahren als Schrempp, der immer viel Wert auf Konsens mit den Betriebsräten gelegt hat. Das Gewicht bei Entscheidungen sollte jetzt mehr auf den Vorstand verlegt werden.

Jürgen Pieper

ist Analyst

für den Automarkt beim privaten

Bankhaus Metzler

in Frankfurt am Main.

Das Gespräch

führte

Flora Wisdorff

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