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Wirtschaft: Benzin so teuer wie nie – aber Edeltreibstoff verkauft sich gut

Die Deutschen tanken gerne die besonders hochwertigen Spritsorten, obwohl deren Zusatzleistung umstritten ist

Berlin - Klagen gehört zur Grundeigenschaft des deutschen Autofahrers – und angesichts der immer neuen Rekordpreise an den Tankstellen in den vergangenen Monaten haben sie auch gute Gründe. Trotzdem verkaufen sich ausgerechnet die teuersten aller Treibstoffe weiterhin gut – V-Power von Shell und Ultimate von Aral. Das sagten Unternehmenssprecher dem Tagesspiegel am Sonntag. Getankt werde von allen Kundengruppen – „nicht nur von Porsche- oder BMW-Fahrern“. Demnächst könnte auch Total mit einem dank Zusatzstoffen besonders hochwertigen Kraftstoff auf den Markt kommen. Konzern-Sprecher Burkhard Reuss sagte dieser Zeitung, derzeit werde geprüft, ob das bereits auf einigen anderen europäischen Märkten eingeführte „Excellium“ auch in Deutschland angeboten wird.

Vorreiter auf dem deutschen Markt ist Shell, die zweitgrößte Tankstellenmarke hier zu Lande. Der Konzern führte 2003 mit V-Power 100-Oktan-Kraftstoffe ein, die den Motor noch leistungsfähiger machen sollten. Der vorgegebene Standard bei Superbenzin sind 98 Oktan. Beim V-Power-Diesel wiederum wird durch die Beigabe von synthetischem Diesel eine ruhigere und sauberere Verbrennung erreicht. Der Absatz entwickelte sich besser als erwartet. Ende Juni 2004 zog Aral deshalb mit seinem neuen Produkt Ultimate sowohl beim Super als auch Diesel nach – allerdings mit der Zielsetzung geringerer Verbrauch und Umweltschutz. Der Aufschlag, den die Verbraucher zahlen müssen, ist nicht gerade gering. Beim Diesel sind es acht Cent je Liter gegenüber dem Normalprodukt, beim Super zehn Cent. Trotzdem verkaufen sich die Kraftstoffe. „Der Absatz ist stabil“, sagte Rainer Winzenried, Sprecher von Shell Deutschland. Zurückhaltung wegen des allgemein hohen Preisniveaus sei „überhaupt nicht spürbar“. Beim Pkw-Diesel-Absatz mache V-Power mittlerweile etwa 15 Prozent aus, beim Benzin fünf Prozent. Ähnlich sieht es bei Aral aus. „Beim Diesel sind wir nach wie vor über den Erwartungen“, sagte Unternehmenssprecher Detlef Brandenburg. Mehr als zehn Prozent des gesamten Dieselabsatzes des Unternehmens seien bereits Ultimate Diesel. Beim Benzin wiederum liege der Anteil im Plan – mit fünf bis sechs Prozent je nach Monat – und habe noch einiges an Potenzial.

Aus heutiger Sicht ist der Nutzen von 100-Oktan-Kraftstoffen allerdings mehr als umstritten. Ein gewisser Zusatzeffekt ist vorhanden, etwa weniger Emissionen. Aber nach Tests diverser Auto- und Fachzeitschriften ist klar, dass sich jedenfalls die Leistungssteigerung – wenn überhaupt messbar – in Grenzen hält. Der ADAC konnte ebenfalls in umfangreichen Tests keine Verbesserung feststellen.

Esso und Total wollen auch wegen dieser Argumente keine derartigen Kraftstoffe einführen. Erst wenn neue Motoren entwickelt würden, die mit den Kraftstoffen etwas anfangen können, werde Esso entsprechende Produkte anbieten, sagte eine Sprecherin. Total will sich auf den mit Zusatzstoffen versehenen Kraftstoff Excellium beschränken, den es in Frankreich, Italien und Belgien schon gibt. Sollte es Excellium auch bald in Deutschland geben, würde sich der Aufschlag laut Total in Grenzen halten – und zwar bei vier bis fünf Cent je Liter.

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