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Haus am See. Nur wenige können es sich leisten, eine Immobilie zu kaufen – auch wegen der schlechten Beratung. Foto: dpa-tmn

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Wirtschaft: Beraten und verkauft

Die Banken unterstützen Kunden bei der Baufinanzierung oft schlecht. Die Folge: ein Milliardenschaden.

Von Carla Neuhaus

Berlin - Wer mit dem Wunsch, eine Wohnung oder ein Haus zu kaufen, zur Bank geht, braucht vor allem eins: viel Glück. Nur die wenigsten Banker beraten die Kunden in Fragen der Baufinanzierung gut, zeigt eine Untersuchung der Stiftung Warentest. Sie hat Testkäufer in 19 Banken und zu zwei Kreditvermittlern geschickt. Das ernüchternde Ergebnis: Nur bei zwei Instituten, der Frankfurter Volksbank und der Sparda-Bank Baden-Württemberg, seien sie gut beraten worden.

Oft berechnen die Banken zu hohe Kreditraten, berücksichtigen keine Fördermöglichkeiten und geben den Verbrauchern zu wenig Informationen, so das Urteil der Verbraucherschützer. In jedem fünften Gespräch wurden die Testkunden zum Beispiel nicht darüber aufgeklärt, wie lange sie den Kredit voraussichtlich zurückzahlen müssen, kritisiert die Stiftung Warentest.

„Das Ergebnis ist beunruhigend für all die Verbraucher, die im Augenblick erwägen, eine Wohnung oder ein Haus zu kaufen beziehungsweise zu bauen“, sagt Finanztest-Chefredakteur Hermann Josef Tenhagen. Im Modellfall – ein Ehepaar, das eine Wohnung für 260 000 Euro kaufen will – summieren sich die Mehrkosten, die durch eine falsche Beratung entstehen, auf 30 000 Euro. „Bei regelmäßigen Fehlberatungen wie den von uns festgestellten entsteht den Kreditkunden so ein wirtschaftlicher Schaden in Milliardenhöhe“, sagt Tenhagen.

Die Berater scheiterten selbst an einfachen Aufgaben: Viele hätten es zum Beispiel nicht hinbekommen, eine Bundesanleihe, die die Kunden als Eigenkapital einbringen wollten, bei der  Finanzierung zu berücksichtigen. Auch bekamen nur die wenigsten Testkunden das Angebot, eine KfW- oder Riester-Baufinanzierung miteinzubeziehen.

Immerhin: An die gesetzlichen Vorgaben haben sich alle Berater gehalten. Sowohl Deutsche Bank als auch Commerzbank schnitten bei der Frage, wie gut ein Berater den Kunden über den Effektivzins, die Restschuld und die Zinsbindung informiert hat, sogar sehr gut ab. Andere Institute – darunter auch die Berliner Sparkasse, die die Note „ausreichend“ bekam – berücksichtigten laut Urteil der Stiftung Warentest „nicht, dass die Kunden neben der Kreditrate ja künftig auch die Nebenkosten des neuen Heims tragen müssen“. Zu den Nebenkosten zählen etwa die Grunderwerbssteuer, das Maklerhonorar und die Notargebühren.

„Mit diesem Ergebnis sind wir ganz und gar nicht zufrieden“, sagte Heinz Helmut Müller, der bei der Berliner Sparkasse den Bereich Immobilien verantwortet. „Wir haben Stiftung Warentest um eine Detailanalyse gebeten, um der Sache auf den Grund zu gehen. Es ist ganz klar unser Anspruch, eine gleichbleibend gute Beratung auf hohem Niveau anzubieten.“

Die Berliner Volksbank gelobt dagegen Besserung. Das Institut bekam aufgrund hoher Kosten, fehlender Ausrichtung am Bedarf des Kunden und mangelnder Flexibilität bei der Rückzahlung von den Testern die Note „befriedigend“. „Wir sind mit dem Test-Ergebnis nicht zufrieden“, sagte eine Sprecherin des Instituts auf Anfrage. „Wir sehen das aber als Chance, uns zu verbessern.“

Letztlich seien die Verbraucher selbst gefragt, sagt Stephan Kühnlenz von der Stiftung Warentest. „Sie müssen sich am Anfang gut vorbereiten und informieren und am Ende kritisch prüfen. Erst dann können sie das Wagnis Baufinanzierung eingehen.“

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