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Berlin/Brandenburg: Die Region rückt zusammen

Unternehmen in Berlin und Brandenburg kooperieren immer intensiver - und hoffen auf eine Länderfusion.

Berlin und Brandenburg wachsen zusehends zu einem Wirtschaftsraum zusammen. Rund 80 Prozent der Unternehmen in der Region arbeiten mit Firmen aus dem jeweils anderen Bundesland zusammen – sie liefern also Vor- und Endprodukte oder entwickeln neue gemeinsam. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) vom Montag im Auftrag der beiden Bundesländer. Ebenfalls mehr als 80 Prozent der Firmen befürworten zudem ein einheitliches Land Berlin-Brandenburg. Doch die Politik tut sich schwer damit – momentan ist nicht einmal die Verschmelzung der beiden Wirtschaftsfördergesellschaften in Sicht, wie Berlins zuständiger Senator Harald Wolf (Linkspartei) bei der Vorstellung der DIW-Studie sagte.

„Berliner und Brandenburger Unternehmen arbeiten zunehmend in Forschung und Entwicklung, Produktentwicklung und Produktion zusammen“, befand Wolf. Dies gelte es auszubauen. In der Studie hatte das DIW mehr als 300 vorwiegend mittelständische Firmen befragt, in erster Linie aus den Branchen Luftfahrttechnik, Auto, Biotech, Energie oder Logistik. Diese Bereiche gelten in der Region als besonders stark. Die Bedeutung der Region allein als Absatzmarkt ist zwar mäßig – die Berliner erzielen vier Prozent ihres Umsatzes in Brandenburg, umgekehrt sind es sieben Prozent. Die Zusammenarbeit sei aber seit 1995 vor allem bei den Kooperationen stark gestiegen, hat das DIW ermittelt. Wolf sagte, damit würden die Firmen auch auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig. Als Beispiel nannte DIW-Experte Ingo Pfeiffer, einer der Autoren der Studie, Zusammenschlüsse kleiner Hersteller aus der Autobranche, die durch eine Bündelung ihrer Kräfte in die Zulieferkette großer Hersteller aufgenommen werden, um sich neue Märkte zu erschließen.

Vereinfachen würde die länderübergreifende Zusammearbeit eine Fusion, finden die Firmen. Eine große Mehrheit der befragten Manager erhofft sich dadurch eine einheitlichere Wirtschaftspolitik, Einsparungen in der Verwaltung sowie einen Bedeutungszuwachs in Deutschland und Europa. Für die Wirtschaft in der Region werde eine Fusion „generell positiv“ bewertet, bilanziert das DIW.

Ein Zusammenschluss von Berlin Partner und der Zukunftsagentur Brandenburg, der Wirtschaftsfördergesellschaften der beiden Länder, kommt gleichwohl nicht voran. „Wir brauchen nicht nur Netzwerke, wir brauchen eine Bündelung der Kräfte“, sagte zwar Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) am Montag. Dies sei eine „Verabredung für Wachstum“, es gelte „Kurs zu halten beim engen Miteinander“. Berlins Senator Wolf war indes skeptisch. „Eine Fusion im Sinne einer völligen Verschmelzung ist ohne eine Fusionsperspektive der Länder kein gangbarer Weg“, sagte er. Vorstellbar sei aber ein „Lenkungsgremium der beiden Wirtschaftsförderungsgesellschaften, über das Projekte gesteuert werden könnten“. Junghanns sagte dazu nur, dies sei „eine Diskussion, die derzeit viele führen“.

Anfang Juni hatte sich die Berliner Industrie- und Handelskammer überraschend vom Ziel einer gemeinsamen Wirtschaftsförderung verabschiedet. Wolf hatte die Kammer dabei unterstützt. In Brandenburg hatte dies für Verärgerung gesorgt. „Entscheidend ist, dass die Wirtschaftsförderung nicht gegeneinander arbeitet“, sagte er nun. Junghanns warnte, es dürfe „keine Zweifel am gemeinsamen Auftritt geben“.

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