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Wirtschaft: Berlin – Hongkong direkt

Die Billigairline Oasis will ab 2008 von der Bundeshauptstadt aus starten. Auch LTU plant neue Verbindungen nach Asien

Berlin - Berlin soll zur Drehscheibe für Flüge nach Ostasien werden. Sowohl die Billigfluglinie Oasis aus Hongkong als auch die Düsseldorfer Gesellschaft LTU planen ab 2008 Direktverbindungen in die boomende Wirtschaftsregion. Oasis will nach eigenen Angaben Hongkong von Schönefeld anfliegen. LTU stelle die genauen Pläne samt den Zielflughäfen kommende Woche in Berlin vor, sagte ein Unternehmenssprecher. Die Berliner Flughäfen verhandeln derzeit mit Emirates, Air China und weiteren Gesellschaften über Verbindungen nach Fernost.

Damit könnten Fluggäste das erste Mal in der Geschichte der Berliner Flughäfen ohne Umsteigen oder Zwischenlandung in ostasiatische Länder wie China und Indien gelangen. Der Luftverkehr mit diesen Ländern weist die weltweit größten Wachstumsraten auf, von denen der Tourismus in der Hauptstadt noch stärker profitieren würde. Gewinner wären auch die Unternehmen, die Geschäftspartner in Fernost haben.

„Wir besitzen bereits Flugrechte für mehrere europäische Städte, darunter Köln und Berlin“, sagte der Oasis-Manager für Großbritannien und Irland, Gerard Clarke, dem Tagesspiegel. „Die endgültige Entscheidung hängt auch davon ab, wann wir passende Flugzeuge finden.“ Derzeit sind weltweit kaum gebrauchte Maschinen auf dem Markt, weil der Hersteller Airbus mit der Auslieferung des Superjumbos A 380 im Rückstand ist und die Fluggesellschaften sich deshalb nicht von ihren großen Maschinen trennen wollen.

Flughafen-Marketingleiter Burkhard Kieker bestätigte, dass es einen „intensiven Kontakt“ mit Oasis gebe. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Gesellschaft im kommenden Jahr den Flugbetrieb aufnehmen werde. Derzeit entwickeln die Berliner Flughäfen nach Kiekers Worten mit Oasis bereits Komplettpakete für chinesische Touristen, darunter ein fünftägiges Golf-Programm im Berliner Umland. Kieker: „Für Chinesen ist das der pure Luxus.“ Während die Männer über die Bahnen ziehen, könnten die Frauen an geführten Shoppingtouren im KaDeWe teilnehmen. Er hofft auf eine weitere deutliche Steigerung der Fluggastzahlen durch die neuen Verbindungen von Oasis und LTU. Von 2002 bis heute wuchs das Verkehrsaufkommen um die Hälfte auf zuletzt 18,5 Millionen Fluggäste im Jahr, in Schönefeld vervierfachte sich die Zahl auf 6,2 Millionen. Der Asienverkehr wachse am stärksten. Genaue Zahlen dazu wollte Kieker nicht nennen. Allein aus Japan gebe es 80 000 Passagiere.

Oasis fliegt bislang bereits von London und ab Juni von Vancouver nach Hongkong. Das Unternehmen wagt sich mit seiner Langstrecken-Billigstrategie auf einen neuen Markt. Ein Flug von London-Gatwick nach Hongkong ist in der Economy Class ab etwa 110 Euro zu haben. Geschäftsreisende, auf die Oasis besonders zielt, zahlen in der Business Class etwa 690 Euro pro Strecke. Etablierte Gesellschaften wie Cathay Pacific, Swiss oder KLM verlangen auf derselben Strecke für Hin- und Rückflug ab 3000 Euro in der Business Class.

Ähnlich wie bei innereuropäischen Billigfliegern spart Oasis dafür am Service. Allerdings gibt es kostenlose Mahlzeiten und Getränke. Dafür ist die Weinauswahl begrenzt, und es gibt lediglich zwei Menüs im Angebot. Oasis plant für 2009 einen Börsengang und hat bislang erst vier Maschinen in der Flotte.

Berlin ist wie Köln für die Gesellschaft interessant, weil hier viele Billigflieger wie Easyjet und Ryanair starten und landen. Sie könnten die Zubringerfunktion übernehmen. Darüber verhandele Oasis auch direkt mit den Unternehmen, hatte Konzernchef Stephen Miller gesagt. In Frankfurt und München, den größten deutschen Flughäfen, haben es Billigflieger wie Oasis dagegen schwer, überhaupt Start- und Landezeiten zu bekommen. Platzhirsche wie die Lufthansa mit ihren Allianzen dominieren dort den Verkehr.

LTU plant nach eigenen Angaben schon länger Direktverbindungen von Berlin nach Asien. „Berlin gewinnt für uns zunehmend an Bedeutung, und Asien gewinnt für uns an Bedeutung“, sagte Sprecher Marco Dadomo. Für die neuen Langstreckenverbindungen hat sein Unternehmen sowohl asiatische Touristen als auch Geschäftsleute im Blick. Ähnlich äußerte sich der Sprecher von Air-Berlin, Peter Hauptvogel. Die asiatischen Märkte hätten Potenzial. Das Unternehmen will LTU übernehmen, kann die Flüge der Konzerne aber noch nicht aufeinander abstimmen, da das Kartellamt der Übernahme noch zustimmen muss. Air-Berlin-Chef Joachim Hunold sieht keine Probleme durch die Prüfung der Behörde. „Ich rechne nicht damit, dass es zu erheblichen Verzögerungen kommt“, sagte Hunold am Dienstag. Die zweite Prüfungsphase sei ein ganz normaler Prozess. „Unser Zeitplan kommt nicht durcheinander.“

Nils-Viktor Sorge

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