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Wirtschaft: Berlin in der Krise: "Berlin muss Ballast abwerfen"

"Ballast abwerfen und Investitionen auf Forschung, Bildung und Infrastruktur konzentrieren." Eine Umfrage des Tagesspiegels zeigt: Unternehmer und Wissenschaftler in der Hauptstadt hoffen auf eine bessere Standortpolitik in Berlin, die das Land aus der Krise führt.

"Ballast abwerfen und Investitionen auf Forschung, Bildung und Infrastruktur konzentrieren." Eine Umfrage des Tagesspiegels zeigt: Unternehmer und Wissenschaftler in der Hauptstadt hoffen auf eine bessere Standortpolitik in Berlin, die das Land aus der Krise führt. Am Tag des Bruches der Regierungskoalition stellten sie klare Forderungen an eine neue Landesregierung.

Zum Thema Online Spezial: Das Ende der Großen Koalition Anfang vom Ende: Die Finanzkrise in Berlin TED: Regierungsbeteiligung der PDS vorstellbar? Fototour: Die Bilder der Krise "Berlin braucht eine sachorientierte Wirtschafts- und Finanzpolitik", fasste Eric Schweitzer, Chef des Entsorgungsdienstleisters Alba, die Stimmung der Unternehmer in Berlin am Donnerstag zusammen. "Sie muss sich an den Interessen der Berliner und nicht an Parteidogmen orientieren." Eine Einschätzung, die auch Dieter Vesper vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) unterstützt. Die Stadt sei momentan in einer "prekären Situation", sagte er dieser Zeitung. Während die nach wie vor schwache konjunkturelle Situation der deutschen Hauptstadt Investitionen verlange, die privates Kapital nach Berlin ziehen, erfordere der Landeshaushalt einen strikten Sparkurs. Nachdem das Land Berlin Einnahmeausfälle von mindestens sechs Milliarden Mark durch die finanzielle Schieflage der Bankgesellschaft Berlin verkraften muss, stehen in beinahe allen Haushaltpositionen umfangreiche Kürzungen an. "Jetzt muss das Gebot der Zukunft Konzentration sein", forderte der DIW-Wissenschaftler Vesper. Die größten Potenziale Berlin lägen in den Einrichtungen der Forschung, Bildung und der Kultur. Hierauf sollte die nächste Landesregierung ihr Augenmerk richten, sagte Vesper. In allen anderen Bereichen, so etwa im Bau- oder Sozialbereich, müsse "Aufgabenkritik" im Vordergrund stehen und "Ballast abgeworfen werden".

Erst vor einigen Wochen hatte das Forschungsinstitut festgestellt, dass Berlin in diesem Jahr von der schwachen Konjunkturentwicklung in Deutschland voll erfasst wird. Nachdem im Jahr 2000 zum ersten Mal seit Jahren mit 1,5 Prozent ein moderates Wachstum zu verzeichnen war, bezeichnete das DIW die Aussichten für 2001 als "verhalten". Zwar beobachtete das DIW eine Expansion im Dienstleistungsbereich. Die Marktbereinigung der Bauwirtschaft, die in der Hauptstadt nach wie vor stark zu spüren ist, hebe die positiven Impulse allerdings wieder auf. Das DIW rechnet deshalb mit maximal 1,5 Prozent Wachstum.

Stagnation verzeichnet denn auch die Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK). Ihre halbjährige Geschäftsklimaumfrage ergab für die erste Jahreshälfte 2000 ein eher düsteres Bild: 700 Berliner Unternehmer bezeichneten ihre wirtschaftliche Situation eher mit "befriedigend" als mit "optimistisch". Investitionsverschiebungen und Zurückhaltung bei der Einstellung von neuen Mitarbeitern überwiegen.

Dennoch: Neu in Berlin angekommene Unternehmer wie zum Beispiel Bernd Kolb vom Multimedia-Dienstleister ID Media bescheinigen dem Wirtschaftsstandort Berlin ein "großes Potenzial, zu den wachstumsstärksten Standorten in Deutschland aufzuschließen."

asi

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