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Berlin-Umzug: Aus für Hälfte der "Bild"-Mitarbeiter?

Gewerkschaften und Senat haben den vom Vorstand des Springer Verlags beschlossenen Umzug der "Bild"-Zeitung von Hamburg nach Berlin bedauert. Viele Beschäftigte des Blatts könnten dadurch ihren Arbeitsplatz verlieren.

Hamburg - Die Hälfte der Mitarbeiter könnte dabei auf der Strecke bleiben, sagte die Landesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), Marina Friedt. Der Axel Springer Verlag hatte die Umsiedlung der auflagenstärksten deutschen Zeitung und ihrer Sonntagsausgabe am Dienstag offiziell beschlossen. Von den Plänen sind etwa 700 der rund 3300 Springer-Mitarbeiter am Standort Hamburg betroffen. Die 60-köpfige "Bild"-Lokalredaktion soll dort bleiben. In Berlin wurde der Umzug begrüßt.

Auch die Deutsche Journalisten-Union (DJU) äußerte Befürchtungen. "Manche können ja gar nicht umziehen", sagte Geschäftsführerin Eva Schleifenbaum. Eine Teilzeitkraft mit Mann und Kindern könne nicht so einfach nach Berlin wechseln. Innerhalb von Springer gebe es aber keine Ausweichmöglichkeiten mehr, da viele andere Abteilungen schon von Hamburg nach Berlin verlagert worden seien.

In einer internen E-Mail versicherte Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner der Belegschaft, das Unternehmen werde nicht von seiner sozialen Tradition abweichen und "großzügige Angebote für die Realisierung der privaten Umzüge" ausarbeiten. Zeitplan und Details würden nun mit dem Betriebsrat besprochen.

Proteste der Mitarbeiter

Etwa 400 Beschäftigte hatten am Dienstag während der Mittagspause gegen einen Umzug protestiert. Über das weitere Vorgehen werde eine Betriebsversammlung am kommenden Donnerstag beraten, sagte Schleifenbaum von der DJU. Eine Arbeitsniederlegung im Hause Springer sei nach den bisherigen Erfahrungen der DJU aber nicht zu erwarten.

Ein Sprecher der Hamburger Wirtschaftsbehörde bedauerte die Entscheidung des Verlags: "Das ist nicht schön, aber wohl auch nicht mehr zu verändern." Er wiederholte den Appell des Senats, den Umzug auf die notwendigen Betriebsteile zu begrenzen, um den Schaden für den Standort Hamburg so gering wie möglich zu halten. Der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Friedbert Pflüger, begrüßte dagegen die Umsiedlung der "Bild" als "ein großartiges Signal für die Hauptstadt und den Medienstandort Berlin".

"Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann hatte seinen Umzugswunsch unter anderem mit der Rolle Berlins als "politischem, kulturellem und Lifestyle-Zentrum von Deutschland" begründet. Als sein Wunschdatum für die Produktion der ersten Zeitungsausgabe in Berlin hatte er den Tag der Deutschen Einheit, den 3. Oktober, genannt. (tso/AFP)

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