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Verhandelt für Deutschland. Lars-Hendrik Röller, Berater der Kanzlerin. Foto: dapd

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Wirtschaft: Berlin und Paris einigen sich bei Rüstungsfusion Am neuen Konzern soll jeder neun Prozent halten

Hamburg/Berlin - Die Regierungen von Deutschland und Frankreich haben sich auf die Machtverteilung bei der geplanten Fusion des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS mit dem britischen Rüstungsunternehmen BAE Systems geeinigt. Nach „Spiegel“-Informationen wollen beide Länder nach dem Zusammenschluss Anteile von je neun Prozent an dem neuen Konzern halten.

Hamburg/Berlin - Die Regierungen von Deutschland und Frankreich haben sich auf die Machtverteilung bei der geplanten Fusion des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS mit dem britischen Rüstungsunternehmen BAE Systems geeinigt. Nach „Spiegel“-Informationen wollen beide Länder nach dem Zusammenschluss Anteile von je neun Prozent an dem neuen Konzern halten. Mit dieser Position gehe man in dieser Woche in die Verhandlungen mit der britischen Regierung, schreibt das Magazin und beruft sich dabei auf Spitzenbeamte. Bei EADS haben bislang die französische Gesellschaft Sogeade und Daimler den gleichen Anteil an Stimmrechten in Höhe von 22,5 Prozent. Daneben hält die spanische Staatsholding Sepi 5,5 Prozent.

Mit der Einigung über die Aktienverteilung zwischen Paris und Berlin könnte eines der großen internationalen Hindernisse für die Fusion aus dem Weg geräumt sein. Noch am Freitag hatten Gerüchte kursiert, nach denen Frankreichs Staatspräsident François Hollande gemeinsam mit der Bundesregierung eine Sperrminorität von mehr als 25 Prozent der Anteile im neuen Konzern aufbauen wolle. Diese Möglichkeit stößt bei der britischen Seite auf strikte Ablehnung.

Selbst für den dem Bericht zufolge nun geplanten geringeren Anteil müsste Deutschland aber über die staatseigene KfW-Bank EADS-Aktien von Daimler kaufen. Die Mittel dafür seien im Bundeshaushalt schon bereitgestellt, hieß es. Allerdings gebe es im Parlament wachsende Bedenken: „Die Unterstützerfront bröckelt“, sagte ein Abgeordneter der Regierungskoalition dem „Spiegel“ – unter anderem weil Zusagen über den Erhalt der deutschen Standorte fehlten.

Für den neuen Wirtschaftsberater der Bundeskanzlerin, Lars-Hendrik Röller (54), könnte die anstehende Rüstungsfusion zum Gesellenstück werden. Gut ein Jahr ist er jetzt im Amt, nun muss der Ökonom die unterschiedlichen Interessen innerhalb der Bundesregierung sowie zwischen Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusammenführen.

Röller war Wirtschaftswissenschaftler und Präsident der privaten Hochschule European School of Managment and Technology (ESMT), als er im Juli 2011 auf Jens Weidmann, der als neuer Chef zur Bundesbank wechselte, folgte. Der Wechsel an die Spitze der Abteilung vier „Wirtschaft- und Finanzpolitik“ war ein Sprung ins kalte Wasser. Auf den Berliner Politikbetrieb hat der Sohn des ehemaligen Dresdner-Bank-Vorstandssprechers Wolfgang Röller immer mit Distanz geschaut. In der Regierung fiel er – auch wegen seines zurückhaltenderen Stils – im Wettrennen der Spitzenbeamten um die Gunst der Kanzlerin scheinbar zurück. Doch still und leise hat sich Röller in den vergangenen Monaten Terrain zurückerobert. Dass Merkel ihn mit der Leitung der Fusionsgespräche zu EADS beauftragt, gilt als Signal: Dass für sie das Thema Chefsache ist und dass Röller ihr Vertrauen hat. HB/dapd

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