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Wirtschaft: Berlin zieht mehr als Brandenburg

IM INTERVIEW - Hauptgeschäftsführer der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK), Thomas Hertz Eberhard Diepgen hat am Wochenende die Möglichkeiten von Länderfusionen erneut ins Gespräch gebracht.Dies geschah ziemlich genau ein Jahr nach der gescheiterten Fusion zwischen Berlin und Brandenburg, die am 5.

IM INTERVIEW - Hauptgeschäftsführer der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK), Thomas Hertz

Eberhard Diepgen hat am Wochenende die Möglichkeiten von Länderfusionen erneut ins Gespräch gebracht.Dies geschah ziemlich genau ein Jahr nach der gescheiterten Fusion zwischen Berlin und Brandenburg, die am 5.Mai 1996 in einer Volksabstimmung abgelehnt wurde.Über die Folgen und Chancen sprachen Peter Bolm und Daniel Rhée-Piening mit dem Hauptgeschäftsführer der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK), Thomas Hertz. TAGESSPIEGEL: Hat das Scheitern der Fusion die beiden Länder wieder zu Konkurrenten gemacht? HERTZ: Ein Stück Konkurrenz hat es immer gegeben, und es wird sie immer geben.Das zeigen Beispiele in und um Hamburg, Frankfurt und München.Diese Konkurrenz ist natürlich und belebt sogar.Die Zusammenführung der beiden Länder hätte das Positive in der Gesamtregion zusammengefaßt.Jetzt stehen wir wieder vor einer verschärften Konkurrenz um jedes Unternehmen, jeden Arbeitsplatz und um jede Steuermark. TAGESSPIEGEL: Ist eine gemeinsame Wirtschaftsförderung unter dem Druck politischer Erfolge in Berlin und Potsdam auch mit Blick auf die Arbeitsmarktsituation überhaupt denkbar? HERTZ: Ja, wenn die Ziele richtig aufeinander abgestimmt sind.Wir kommen doch an der Tatsache nicht vorbei, daß es einen Verflechtungsraum um Berlin gibt, der etwa durch die Reichweite der Arbeitspendler beschrieben ist.Rund 95 000 Brandenburger haben ihren Arbeitsplatz in Berlin, während 41 000 Berliner in Brandenburg arbeiten.Mindestens diesen Verflechtungsraum müssen wir gemeinsam planerisch gestalten und wir müssen auch darüberhinaus mitdenken. TAGESSPIEGEL: Worin bestehen die Vorteile einer gemeinsamen Wirtschaftsförderung; insbesondere vor dem Hintergrund der Globalisierung? HERTZ: Berlin und Brandenburg müssen ihre Produkte und Vorteile komplementär herausstellen.International zieht der Name Berlin mehr, wie wohl die deutsche Hauptstadt und ihre Region gerade in der Vorstellungskraft der meisten Ausländer eher eine Einheit sind.Dies ändert aber nichts daran, daß es legitim ist, die jeweils vorhandene Leistungskraft herauszustreichen. TAGESSPIEGEL: Berlin hat über Jahrzehnte eine eigenständige Wirtschaftsförderung betrieben.Der Standort ist reich an wissenschaftlichen und technologischen Ressourcen und verfügt über die nötigen Flächen.Sollte das Land diese Vorteile stärker? HERTZ: Berlin verkauft seine Standortvorteile offensiv.Das ist selbstverständlich.Die frühere Wirtschaftsförderung West-Berlins ist aber mit den heutigen Gegebenheiten nicht vergleichbar.Heute muß Gesamt-Berlin den harten Druck der raschen Strukturanpassung, die Folgen eines abgewirtschafteten sozialistischen Systems und den Aufbau der vernachlässigten Infrastruktur zugleich verkraften.Um diese Ziele zu verwirklichen, muß alles aufgeboten werden, zwar nicht zu Lasten des Nachbarn, aber doch zugunsten der eigenen Entwicklung. TAGESSPIEGEL: Wie ausgeprägt ist nach den Erfahrungen der IHK die Bereitschaft der Brandenburger, bei ihren Akquisitionen auch für Berlin als Standort zu werben und umgekehrt? HERTZ: Ich sage es vorsichtig: Berlin wirbt wohl eher mit der und für die Region Berlin-Brandenburg als umgekehrt. TAGESSPIEGEL: In der Berliner Wirtschaft scheint sich in jüngster Zeit ein verhaltener Optimismus breit zu machen.Teilen sie diesen? HERTZ: Ja, weil Berlin eine Stadt mit guten Potentialen und Stärken ist.Wir haben in den nächsten Jahren einen belebenden Schub der Umzugs von Parlament und Regierung, Berlins attraktive Lage in der sich neu formierenden Großregion, die sich durch den zu erwartenden Beitritt von Polen, Tschechien und Ungarn herausbildet, und die Entwicklungsmöglichkeiten in der Verkehrs-, Umwelt-, Bio- und Medizintechnik sowie der Informations- und Kommunikationstechnik.

Eberhard Diepgen hat am Wochenende die Möglic

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