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© Davids

Berliner Bank: „Wir wollen 370000 Kunden“

Anfang 2007 hat sich die Berliner Bank als Tochter der Deutschen Bank neu auf dem Markt posititioniert. Die anvisierte Kundensteigerung hat die Bank im ersten Jahr verfehlt. Der Chef der Berliner Bank, Oliver Bortz, erklärt die neuen Ziele.

Herr Bortz, Anfang 2007 sind Sie mit der neu aufgestellten Berliner Bank als Tochter der Deutschen Bank an den Start gegangen. Damals hatten Sie angekündigt, die Kundenzahl im ersten Jahr um 7000 steigern zu wollen. Wie viele sind es geworden?

Wir haben insgesamt 6000 Kunden gewonnen, 800 davon sind Firmenkunden. Ich glaube, das ist ein sehr guter Erfolg. Und wir sprechen hier von Nettozahlen, also nach Abzug der Abgänge. So kommen wir insgesamt auf 341000 Kunden.

Wurden Sie von der Härte des Wettbewerbs in Berlin überrascht?

Nein. Wir hatten uns ja vor dem Kauf der Berliner Bank intensiv mit dem Markt in Berlin beschäftigt und wussten, was uns erwartet. Und harter Wettbewerb ist ja prinzipiell gut.

Welche Rolle spielt die Finanzkrise für die Berliner Bank?

Wir haben nicht in die betroffenen US-Hypothekenpapiere investiert und müssen daher auch keine Abschreibungen verbuchen. Aber natürlich bewegen wir uns in einem Markt, der durch Spekulationen geprägt ist. Kunden fragen derzeit verstärkt Beratung nach und brauchen Orientierung.

Spüren Sie die Angst des Mittelstandes vor einer Verknappung der Kredite?

Unsere Berater spüren schon eine gewisse Verunsicherung der Kunden in den Gesprächen. Aber wir sehen keine Kreditklemme oder Kreditverknappung. Im Gegenteil. Wir bauen derzeit unser Geschäft im Gewerbekundenbereich deutlich aus und stellen entsprechend Kredite zur Verfügung. Natürlich achten auch wir darauf, dass Risiken adäquat bepreist werden.

Das heißt, die Kredite für Mittelständler könnten teurer werden?

Mittelfristig wird es ein Thema sein, dass die Banken auf den richtigen Preis für ihre Risiken achten. Das verlangt der Markt.

Sehen Sie Auswirkungen der Finanzkrise auf die Wirtschaft in Berlin?

Bisher sehen wir kein Übergreifen auf die Realwirtschaft. Die Stimmung in den Unternehmen und die Auftragslage sind gut.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann erwartet von Ihnen einen Jahresgewinn von rund 75 Millionen Euro im Jahr 2010. Ist das zu schaffen?

Wenn Sie sehen, dass wir netto Kunden gewinnen, dass wir 350 Millionen Euro neue Kundeneinlagen akquiriert haben und dass wir gerade bei den Megatrends Altersvorsorge und Vermögensanlage nachhaltig gewachsen sind, dann zeigt das: Wir sind auf gutem Kurs.

Die Deutsche Bank ist in Berlin mit drei Marken vertreten: Deutsche Bank, Berliner Bank und Norisbank. Ist das auf Dauer sinnvoll?

Wir haben den Vorteil, Synergien für alle drei Marken nutzen zu können. Zudem bedeuten die drei Marken Vielfalt im Konzern über die wir unterschiedliche Kundenbedürfnisse bedienen können. Wenn Sie in Filialen der Deutschen Bank, der Norisbank und der Berliner Bank gehen, dann erleben Sie ein anderes Beratungsgefühl. Der Kunde entscheidet sich letztlich, wo er sich am wohlsten fühlt.

Die Deutsche Bank hat es eher auf gehobene Kunden abgesehen, die Norisbank gilt als Discount-Bank mit Billigangeboten. Wo sehen Sie die Berliner Bank?

Wir sind in den Kiezen sehr präsent und stehen vor allem für vermögensaufbauende Privatkunden und die bürgerliche Mitte. Wir haben oft langjährige Kundenverbindungen über mehrere Generationen. Auch gerade bei Gewerbetreibenden und Freiberuflern gewinnen wir viele neue Kunden.

Als eine der wenigen Banken bieten Sie bisher kein kostenloses Girokonto an. Wird sich das auch in Zukunft nicht ändern?

Nein. Wir sind mit einem kostenpflichtigen Mehrwertkonzept angetreten, dem BB-Magic-Konto, mit dem wir in 2007 mehr als 4000 neue Kunden gewonnen haben. Es umfasst Zusatzleistungen, die auf Berlin zugeschnitten sind, von Premierenkarten bis hin zum Schlüsseldienst. Der Kunde ist bereit für sein Konto zu zahlen, wenn er dafür Qualität und einen persönlichen Mehrwert bekommt.

Wie viele Kunden wollen Sie im laufenden Jahr gewinnen?

Wir wollen netto auch in diesem Jahr um 7000 Kunden wachsen. Bis 2011 streben wir insgesamt 370 000 Kunden an. Dabei wollen wir Kunden gewinnen, die gern mit uns Geschäfte machen und uns als Hausbank verstehen. Es geht weniger darum einfach nur Konten zu zählen, wir wollen die persönliche Bank der Berliner sein.

Die Berliner Bank ist bisher vor allem im Westen Berlins stark vertreten. Rund 50 ihrer 60 Filialen befinden sich dort. Warum wagen Sie sich kaum in den Osten?

Wir sind historisch bedingt im Westen Berlins überproportional stark vertreten. Aber wir sehen auch Wachstumsmöglichkeiten im Osten und werden sie erschließen. Wir bekommen schon heute einen hohen Zulauf aus dem Ostteil der Stadt.

Planen Sie neue Filialen?

Bisher wollen wir erst einmal die Standorte, an denen wir bereits vertreten sind, weiter stärken. Das Wachstumskonzept der Berliner Bank ist insbesondere darauf aufgebaut, zu den Kunden zu gehen und mobile Strukturen zu nutzen.

Seit Mai letzten Jahres öffnen zehn Filialen auch samstags. Lohnt sich das?

Die Erfahrungen sind sehr positiv. Von Monat zu Monat nutzen mehr Kunden die Beratungsleistungen im Rahmen der Samstagsöffnung.

Werden mehr Filialen samstags öffnen?

Das werden wir prüfen. Wir haben bereits mit den Arbeitnehmervertretern vereinbart, dass wir nach einem Jahr Bilanz ziehen. Ich denke, unsere Kunden würden sich freuen, wenn wir die Abmachung zumindest verlängern. Ob wir sie auch auf weitere Filialen ausdehnen, hängt auch davon ab, ob sich das rechnet. Wir wollen vor allem dort samstags unsere Kunden beraten, wo es dafür eine Nachfrage gibt.

Stefan Kaiser

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