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Wirtschaft: Berliner Biotechfirma sammelt 50 Millionen Euro ein

Jerini will gemeinsam mit dem deutschen Pharmaunternehmen Merck ein Krebsmedikament entwickeln – Börsengang ist geplant

Berlin (pet). Die Berliner Biotechnologiefirma Jerini und der deutsche Pharmakonzern Merck wollen mit vereinten Kräften ein Krebsmedikament entwickeln. Ein entsprechendes Lizenz und Kooperationsabkommen im Wert von „mindestens 50 Millionen Euro“ ist nach Firmenangaben bereits Ende Dezember unterzeichnet worden. „Ziel der Vereinbarung ist es, bis 2006 ein Medikament auf den Markt zu bringen“, sagte Vorstandschef Jens Schneider-Mergener dem Tagesspiegel. „Alleine könnte ein kleines Unternehmen wie Jerini das gar nicht stemmen.“

In der deutschen Biotechnologie-Landschaft ist Jerini eine Ausnahme. Viele Unternehmen, darunter frühere Börsenlieblinge wie Morphosys und Lion Bioscience, haben sich im vergangenen Jahr aus der teuren Medikamentenentwicklung verabschiedet, weil ihnen das Geld ausging, und verdingen sich bis auf weiteres als Dienstleister für die Pharmaindustrie. Mit Medigene hat es bislang nur eine deutsche Firma geschafft, ein Produkt in die Apotheken zu bringen.

Unterstützt vom Pharma-Partner Merck will Jerini ein eigenes Target, also ein Zielmolekül für die Medikamentenforschung, bis zur Marktreife entwickeln. Das Molekül wird zunächst in Tierversuchen getestet. Abhängig davon, wo die besten Erfolge erzielt werden, soll in den kommenden zwölf bis 18 Monaten entschieden werden, ob die Indikation von Krebs auf Erkrankungen wie Diabetes erweitert wird. Merck zahlt Jerini während der Forschungsphase erfolgsabhängige Abschlagszahlungen. Wenn das Medikament zugelassen wird, wird Jerini über Lizenzgebühren an den Einnahmen beteiligt.

Jerini hat noch einen weiteres Medikament zur Behandlung von Leberzirrhose in der klinischen Entwicklung. Für den Sommer 2004 plant das Unternehmen die dritte Finanzierungsrunde, die nach Aussage von Jerini-Chef Schneider-Mergener einen Umfang von 30 Millionen Euro haben soll. In den vorhergehenden Finanzierungsrunden hatte Jerini insgesamt knapp 25 Millionen Euro eingesammelt. Für die Medikamentenentwicklung braucht das Unternehmen aber noch mehr Geld. „Der Börsengang ist das Ziel“, sagte Schneider-Mergener. Der Zeitpunkt hänge von den Marktbedingungen ab. Das 1994 gegründete Unternehmen mit Sitz in Mitte beschäftigt 90 Mitarbeiter.

Branchenkenner loben die umsichtige Strategie. „Das Management hat gute Arbeit geleistet“, sagt Julia Schüler, Biotechnologie-Expertin bei der Unternehmensberatung Ernst&Young. „Jerini ist schnell aus dem Hintergrund in den Vordergrund gerutscht.“

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