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Wirtschaft: Berliner Forscher glauben an den Aufschwung

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung erwartet 2005 ein Wachstum von 1,8 Prozent – treibende Kraft sind die Exporte

Berlin - Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) blickt optimistisch ins neue Jahr. Die Berliner Forscher glauben weiter an den Aufschwung – sie erwarten für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent, 2006 sollen es sogar 2,0 Prozent werden. Damit ist das DIW zuversichtlicher als die anderen Forschungsinstitute, die ihre Prognosen auf Werte zwischen 0,8 und 1,3 Prozent nach unten korrigierten. Sogar die Bundesregierung geht nur von einem Wachstum von 1,7 Prozent aus.

Das Institut erwartet, dass die boomende Weltwirtschaft auch die deutsche Konjunktur weiter stützen wird. „Der Boom lässt zwar nach, aber das ist ein Nachlassen auf hohem Niveau“, sagte DIW-Präsident Klaus Zimmermann am Dienstag bei der Vorstellung des Berichts über die Grundlinien der Wirtschaftsentwicklung 2005/2006. Deshalb würden die Exporte auch im laufenden Jahr um 5,7 Prozent wachsen und die Konjunktur in Deutschland stützen. 2006 sollen sich die Ausfuhren dann um 5,3 Prozent steigern.

Seinen Optimismus begründete das Institut vor allem damit, dass die Berechnungen auf der Annahme eines Eurokurses zwischen1,30 und 1,35 Dollar und eines Ölpreises von 33 Dollar pro Barrel liegen. Für diese Annahme gebe es „gute, aber keine zwingenden Gründe“.

Das DIW räumt ein, dass diese Annahme mit „hohen Risiken verbunden“ sei. Bei einem Ölpreis von 50 Dollar pro Barrel und einem Eurokurs von 1,50 Dollar würde das Wachstum des deutschen Bruttoinlandsproduktes (BIP) lediglich bei 0,8 Prozent liegen, sagte der kommissarische Konjunkturchef des Instituts, Alfred Steinherr.

Bei der Binnennachfrage ist das DIW nur verhalten zuversichtlich. „Wie in den vergangenen Jahren bleibt der private Konsum auch in diesem Jahr die Achillesferse der hiesigen Konjunktur“, schreiben die Forscher. Der private Konsum werde 2005 um 0,9 Prozent wachsen, nachdem er im vergangenen Jahr noch um 0,3 Prozent gesunken war.

Die anhaltende Arbeitsplatzunsicherheit und schwache Lohnentwicklung würden weiterhin den Konsum schwächen, schreiben die Forscher. Die Senkung des Steuertarifs werde die Einkommen nur begrenzt entlasten, weil die Beitragssätze zur Pflegeversicherung für Kinderlose ebenso wie die Beitragssätze zur Krankenversicherung steigen würden.

Positiv für die Konjunktur bewerteten die DIW-Forscher, dass die staatlichen Investitionen in Anlagen in diesem Jahr um 2,0 Prozent steigen würden, nachdem sie 2004 leicht gesunken waren.

Obwohl Deutschland auch 2005 nach Einschätzung des DIW mit einem Haushaltsdefizit von 3,1 Prozent des BIP den europäischen Stabilitätspakt verletzen wird, lehnen die Forscher weitere Sparpakete als „Gift für die Konjunktur“ ab. Die Haushalte müssten nicht zu rasch, aber nachhaltig saniert werden, sagte Zimmermann. Dabei müsse die Struktur weg von Ausgaben für Personal und Sozialleistungen hin zu mehr Investitionen verändert werden: „Wir brauchen wieder mehr Investitionen in Forschung, Bildung und Innovationen.“

Flora Wisdorff

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