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Wirtschaft: Berliner Köpfe: Kein Freund trockener Zahlen

Rolf Flechsig hat seine Banker-Karriere als Controller begonnen. Als Mann der trockenen Zahlen stellt er sich dennoch nicht dar.

Rolf Flechsig hat seine Banker-Karriere als Controller begonnen. Als Mann der trockenen Zahlen stellt er sich dennoch nicht dar. Insgesamt zehn Jahre lang war Flechsig auch führend im Privatkundengeschäft tätig, und der Umgang mit den Kunden hat ihn geprägt. Dem Vorstandsmitglied der Berliner Volksbank geht es auch heute noch um die Menschen. "Menschen sind mein Hobby", sagt er. Und dabei hat er nicht nur die Kunden der Bank im Blick, sondern auch die Mitarbeiter. "Es sind nicht allein die Zahlen, die mich interessieren. Sondern die Frage, wie geht es den Leuten, wie bewege ich sie zum Mitmachen?", beschreibt er sein Vorgehen.

Rolf Flechsig hat aber auch gelernt "Steine zu kloppen". Geboren 1952 in Warstein im Sauerland, verlor er früh den Vater und musste mit 16 Jahren anfangen, Geld zu verdienen. Er hat als Tankwart gejobbt und für längere Zeit in einem Kalksteinbruch gearbeitet. "Das ist eine gute Schule, um die Dinge zu begreifen. An diese Arbeit erinnere ich mich manchmal, wenn es um die Frage geht, was die klassische Produktion ist." In Münster hat Flechsig Betriebswirtschaft studiert. Sein Schwerpunkt war die Industrie. Bankbetriebslehre kam eigentlich nur zufällig dazu, weil ihm die Arbeitsgruppe so gut gefiel. Nach dem Examen im Herbst 1977 bot ihm der damalige Leiter des Instituts, Professor Mühlhaupt, eine Stelle als Assistent an. Der Weg in eine wissenschaftliche Karriere schien damit zunächst vorgezeichnet. Für seine Dissertation mit dem Thema "Kundenkalkulation in Kreditinstituten" bekam Rolf Flechsig den Preis der Universität Münster. Das Thema ist gerade heute für die Berliner Volksbank aktuell.

An der Universität ist Flechsig dann doch nicht geblieben. 1981 erhielt er das Angebot der Norddeutschen Landesbank in Hannover, das Controlling auszubauen. Neun Jahre später, 1990, wechselte er in die Geschäftsleitung der Braunschweigischen Landesbausparkasse. Das Institut hatte 170 Filialen und rund 500 000 Kunden, in der Größe also durchaus der Berliner Volksbank vergleichbar. Auch in Braunschweig hat er zunächst maßgeblich das Controlling ausgebaut, zusammen, und darauf legt Flechsig Wert, mit Johann-Rudolf Flesch, einem alten Freund. Zu Beginn des Jahres 2000 rief ihn dann Karl Kauermann, Vorstandsvorsitzender der Berliner Volksbank, an. Man kannte sich aus Landesbankzeiten und wurde sich schnell einig. Scherzhaft kommentierte Kauermann seine Wahl auf dem diesjährigen Neujahrsempfang mit den Worten, es sei einfach Zeit gewesen, dass Flechsig aus dem kleinen Braunschweig ins große Berlin wechsle. Doch in Wahrheit hat Kauermann wohl auch jemanden gebraucht, der das Privatkundengeschäft der Volksbank revitalisiert und dabei die Kosten nicht aus den Augen verliert.

Berlin kannte Flechsig bereits aus früheren Zeiten. Bei der Landesbausparkasse Braunschweig hatte er auch intensiven Kontakt zur Landesbausparkasse Berlin unter dem Dach der Bankgesellschaft Berlin. "Doch die Stadt lerne ich jetzt erst richtig kennen", räumt er ein. Jeden Sonntag macht er einen Spaziergang durch einen der Kieze. Er erlebt die Vielschichtigkeit der Stadt, ein Merkmal, das er positiv hervorhebt. Doch eigentlich bezeichnet sich der Sauerländer als Brandenburg-Fan. Die unverbaute Landschaft reizt ihn. "Das Umland von Berlin ist noch nicht zersiedelt, und das soll so bleiben", wünscht er sich. Und "gerade Metropolen brauchen häufig billige Bedienstete, die im Umland leben müssen", hat er auf seinen Auslandsreisen festgestellt, dies sei in Berlin glücklicherweise nicht so.

Doch Flechsig streift nicht nur durch die einzelnen Stadtteile oder das Umland, er liest gerne und liebt die Musik der 60er Jahre. Man sagt seiner Generation nach, sie habe sich entweder für die Beatles oder die Rolling Stones entschieden - bei Flechsig sind es die Beatles.

Daniel Rhee-Piening

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