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Wirtschaft: Berliner Köpfe: Lobbyist für die Gene

Arno Krotzky sieht aus wie ein Professor mit seinen Hosenträgern, dem weichen, dunklen Hemd und der gepunkteten Fliege. Er sitzt hinter einem aufgeräumten Schreibtisch und stopft sich sorgfältig eine neue Pfeife.

Arno Krotzky sieht aus wie ein Professor mit seinen Hosenträgern, dem weichen, dunklen Hemd und der gepunkteten Fliege. Er sitzt hinter einem aufgeräumten Schreibtisch und stopft sich sorgfältig eine neue Pfeife. Das geöffnete Fenster hinter ihm gibt den Blick auf ein Stück Himmel und viele grüne Blätter frei. Da ungefähr stehen auch die Gewächshäuser, in denen Krotzkys Mitarbeiter nach den Pflanzen der Zukunft forschen. Zum Beispiel Mais oder Kartoffeln, die auch bei großer Hitze oder extremer Trockenheit noch gedeihen. Krotzky ist einer von denen, die vielen ein wenig unheimlich sind. Sein Geschäft sind die Gene. Hier, im Biotechnologie-Park Charlottenburg auf dem ehemaligen Schering-Gelände, untersucht die Metanomics GmbH, deren Geschäftsführer Krotzky ist, die Gene eines unscheinbaren Unkrauts, der Ackerschmalwand. Bis 2004 wollen die 80 Mitarbeiter herausfinden, wie jedes einzelne der insgesamt 25 000 Gene funktioniert. Erst, wenn sie das verstehen, können sie die Pflanzen dazu bringen, neue Eigenschaften zu entwickeln.

Ein Riesenprojekt, das die Metanomics-Mutter, die Mutter BASF Plant Science, mit insgesamt 50 Millionen Mark unterstützt. Weitere zehn Millionen kommen aus staatlichen Fördermitteln, weiteres Geld aus der Auftragsforschung. Gewinne wird das Unternehmen erst machen, wenn die Forschnung in Produkte umgesetzt ist. "Wir wollen spätestens 2010 so weit sein", sagt der Mann mit der Pfeife. Krotzky, der sich selbst als "sehr extrovertiert" beschreibt, ist jetzt zwar vor allem Unternehmer, hat aber auch das Forschen gelernt. Eigentlich wollte der Hesse Mediziner werden. Als er den Studienplatz nicht gleich bekam, schrieb er sich zunächst für Biologie und Chemie ein - und blieb. "Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich forschen will", sagt der 46-Jährige.

Nach dem Studium in Marburg ging er nach Indien, um an einem Uno-Großforschungszentrum zu promovieren. Zu einem Thema, das in einem der bevölkerungsreichen Länder der Erde nahe lag: die Nutzung biologischer Ressourcen in landwirtschaftlichen Systemen. Mit der Promotion in der Tasche zog Krotzky knapp vier Jahre später weiter nach Australien, lernte dort seinen Mentor kennen, mit dem er weitere dreieinhalb Jahre später nach Amerika ging, um ein neues Forschungsinstitut aufzubauen. 1989 entdeckte ihn die BASF. "Ich hatte inzwischen gemerkt, dass ein großer Teil des Forscherlebens darin bestand, Anträge zu schreiben", sagt er. "In der Industrie muss ich mich nicht um Anträge kümmern, sondern nur Ergebnisse liefern." Bis vor drei Jahren war er verantwortlich für die zentrale Analytik, dann kam das Angebot, die Metanomics aufzubauen. Ausgerechnet in Deutschland, wo die Angst der Bevölkerung gerade gegenüber der Gentechnik in Pflanzen und Nahrungsmitteln sehr groß ist. Krotzky nimmt das ernst. "Wir müssen unbedingt erklären, was wir machen", sagt er. Im Mai 1998 ist die Metanomics gegründet worden, seit Anfang 1999 hat der verheiratete Hobby-Segler einen festen Wohnsitz in Berlin, in Kladow. Nahe am Wasser.

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