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Berliner Konjunktur: Das Minus wird größer

Die Kammern von Berlin und Brandenburg rechnen mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung. Doch im Vergleich mit Gesamtdeutschland soll sich die Lage in der Region nicht so schlecht entwickeln.

Berlin - Im Herbst sah die Lage noch vergleichsweise gut aus. Da gingen die Industrie- und Handelskammern von Berlin und Brandenburg davon aus, dass die regionale Wirtschaft zwar nicht wachsen, aber immerhin auch nicht schrumpfen wird. Nun senken die Kammern ihre Prognose deutlich: Sie erwarten, dass die Wirtschaftsleistung in der Region im laufenden Jahr um ein bis zwei Prozent sinkt. „Ich glaube eher zwei Prozent“, sagte Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin am Dienstag bei der Vorstellung der aktuellen Konjunkturumfrage. In jedem Fall erwartet Eder aber eine bessere Entwicklung als in Gesamtdeutschland, wo mit einem Minus von zwei bis drei Prozent zu rechnen sei.

Ein struktureller Nachteil entpuppt sich für die Berliner und Brandenburger Wirtschaft in der Krise als Vorteil. Weil es in der regionalen Wirtschaft relativ wenig Industriebetriebe gibt und weil die hiesigen Unternehmen weniger stark vom Export leben als in anderen Bundesländern, wird der weltweite Konjunkturabschwung die Region wohl weniger hart treffen. „Was uns schwach macht, macht uns in der Krise stark“, sagte Eder.

Aktuell schätzen die Unternehmen in der Region ihre Situation noch recht gut ein. Die IHK befragte im Januar 4700 Unternehmen, 460 Berliner und 1140 Brandenburger antworteten. Mehr als zwei Drittel berichteten von einer guten oder zufriedenstellenden Geschäftslage. Doch viele blicken pessimistisch in die Zukunft. Zwar erwartet immer noch fast jedes zehnte Unternehmen in der Region eine Verbesserung seiner Geschäftslage und immerhin knapp die Hälfte geht von einer gleichbleibenden Entwicklung aus. Doch 41 Prozent rechnen mit einem schlechteren Geschäft. Damit hat sich die Zahl der Unternehmen, die von einer Verschlechterung ausgeht, verdoppelt. In der Folge sank der regionale Konjunkturklimaindex nahezu auf den tiefsten Stand in zehn Jahren. Besonders pessimistisch sind die Industrieunternehmen. Nur noch neun Prozent von ihnen erwarten, dass sie ihren Export steigern können. In den Jahren zuvor hatten immerhin je rund ein Drittel der Betriebe mit steigenden Ausfuhren gerechnet.

Bereits im vierten Quartal 2008 ist der Auftragseingang in der Berliner Industrie nach Angaben des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg um 4,5 Prozent geschrumpft. Besonders stark war der Einbruch im Dezember im Maschinenbau (minus 28,7 Prozent), in der Elektrotechnik und in der chemischen Industrie. Dagegen konnten die Brandenburger Industriebetriebe im Dezember sogar ein Auftragsplus von 36 Prozent verzeichnen.

Christian Dräger, Konjunkturexperte des DIW Berlin, teilt die Einschätzung der Kammern, dass die Region unter dem weltweiten Konjunkturabschwung weniger leiden wird als andere Bundesländer. So habe Bayerns Wirtschaft eine Exportquote von 50 Prozent, die Berliner dagegen von weniger als 40 und Brandenburg weniger als 25 Prozent.

Dabei sind keineswegs alle exportorientierten Unternehmen pessimistisch. Die Berliner Firma Knauer, die Labormessgeräte herstellt, lebt zu 70 Prozent vom Export. „Unser Umsatz ist stabil und war auch im vierten Quartal stark“, sagte Geschäftsführerin Alexandra Knauer dem Tagesspiegel. Die Firma liefert an Universitäten und Forschungseinrichtungen in 60 Ländern. Sinkende Nachfrage in einem Land könne man mit Aufträgen von anderswo ausgleichen. „Wir sind optimistisch“, sagte Knauer, „und hoffen, dass die Krise uns nur streift.“

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