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Wirtschaft: Berliner Sicherheit

Die Firma Securitas schützt die Fußball-WM und plant, Düsseldorf bis spätestens 2009 zu verlassen

Berlin - Seit knapp einer Woche stehen die Männer an allen Türen des Luxus-Hotels „Intercontinental“, direkt am Tiergarten. Das Hauptquartier der Organisatoren der Fußball-WM 2006 wird scharf bewacht von den Sicherheitsleuten der Firma Securitas. Im Hotel wurde extra ein Sicherheitszentrum eingerichtet – Spezialisten wurden deshalb aus dem Bundesgebiet zusammengezogen. In Zukunft könnte es Securitas-Vorstandschef Manfred Buhl einfacher haben. „Wir erwägen den Umzug nach Berlin“, sagte Buhl dem Tagesspiegel. „Innerhalb der nächsten drei Jahre, bis spätestens 2009, sollten wir den Umzug schaffen.“

Noch arbeitet die Unternehmensspitze mit 150 Angestellten in Düsseldorf. „Wir sind in Berlin unterrepräsentiert, das will ich ändern“, sagte Buhl. „Ein Unternehmen wie Securitas ist am besten in einer Hauptstadt aufgehoben.“ Das machten andere Länder wie Frankreich, Schweden oder Spanien vor. „Dort sitzen unsere Zentralen in Regierungsnähe.“

Das Unternehmen hat gerade erst den Auftrag erhalten, fast 140 offizielle WM-Objekte zu bewachen. Dazu zählen die Mannschaftsquartiere, die Hotels der Organisatoren, die Trainingsplätze. „Wir setzen 3000 Mitarbeiter bundesweit ein, um die Sicherheit zu gewährleisten“, sagte Buhl, der bis vor sechs Jahren noch Geschäftsführer der Securitas-Niederlassung in Potsdam war. Mehr als 2000 weitere Mitarbeiter stünden auf Abruf bereit. Insgesamt arbeiten derzeit rund 14 000 Menschen für Securitas in Deutschland, der Umsatz im vergangenen Jahr lag bei 430 Millionen Euro.

In den zwölf WM-Stadien selbst werden die örtlichen Sicherheitsdienste aus dem Bundesliga-Spielbetrieb eingesetzt, in Berlin übernimmt das die Firma Best. „Das hätten wir nicht auch noch leisten können“, sagte Buhl. Seinem Unternehmen gehe es bei der Fußball-WM auch „um den Marketingeffekt“. In der Jahresbilanz werde sich das Geschäft kaum auswirken. Die Fußball-Weltmeisterschaft könne nur „einen geringen Gewinn abwerfen“. Das Gesamtvolumen des Großauftrags bewegt sich den Angaben zufolge im zweistelligen Millionenbereich.

Derzeit arbeiten in Berlin rund 3000 Menschen für Securitas, den Veranstaltungsdienst hat Buhl bereits in die Hauptstadt verlagert – an das Salzufer in Charlottenburg. „Wo wir in Berlin unsere neue Zentrale einrichten, kann ich jetzt noch nicht beantworten“, sagte Buhl. Er habe mit dem Senat bereits gesprochen, Berlin habe „eine gewisse Förderung“ in Aussicht gestellt. „Erst einmal müssen wir jedoch unsere Hausaufgaben machen.“

Die Hausaufgaben sind in den vergangenen Jahren nicht weniger geworden. Der frühere Konkurrent Heros hatte im vergangenen Jahr das Werttransportgeschäft der Securitas übernommen. Anfang dieses Jahres wurde bekannt, dass Heros-Manager mehrere hundert Millionen Euro veruntreut hatten. Ende Februar musste Heros für 27 Tochtergesellschaften Insolvenz anmelden. Neuer Inhaber von Heros ist die US-Beteiligungsgesellschaft Matlin-Patterson, die das Unternehmen unter dem neuen Namen „Secur-Log“ fortführen und den Sitz nach Düsseldorf verlegen will. Am 18. Juni will „Secur-Log“ nun in der neuen Hauptverwaltung die Geschäftsaktivitäten vom Heros-Insolvenzverwalter Manuel Sack übernehmen. Matlin-Patterson will nur noch 28 von zuletzt 65 Niederlassungen weiterführen und 1600 Stellen abbauen. Securitas müsse jetzt einen neuen Nutzer für seine Zentrale in Düsseldorf finden, sagte Unternehmens-Chef Buhl. „Das wird nicht einfach, aber wir arbeiten daran. So leicht können wir uns aber leider nicht lösen von unseren Altlasten.“

Erst einmal müsse man sich auf die Sicherheit der Fußball-WM konzentrieren. Besonders intensiven Schutz erhalten die Quartiere der Nationalmannschaften von Iran und den USA. Aber auch das „Schlosshotel Grunewald“ in Berlin, in dem die deutsche Nationalmannschaft vom 5. Juni an wohnen wird, wird 24 Stunden streng bewacht – damit es eine ruhige Fußball-WM wird.

André Görke

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