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Wirtschaft: Berliner Strom wird teurer

Energieversorger Vattenfall erhöht die Preise zum 1. Juli um 6,5 Prozent

Berlin - Die Berliner müssen ab dem 1. Juli mehr Geld für Strom ausgeben. Der Energieversorger Vattenfall kündigte am Mittwoch an, die Preise für Privat- und Gewerbekunden um 6,5 Prozent zu erhöhen. Zur Begründung nannte der Konzern gestiegene Beschaffungskosten und höhere Ausgaben für die gesetzliche Förderung erneuerbarer Energien. Vor allem die Aufwendungen für den Einkauf an der Strombörse EEX in Leipzig hätten sich deutlich verteuert. Vattenfall gebe aber nur einen Teil der gesamten Kostensteigerung an die Kunden weiter.

Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) und Verbraucherschützer kritisierten die Verteuerung und forderten, die geplante Novelle des Kartellrechts nun zügig voranzutreiben. „Dann kann das Kartellamt gegen die Preistreiberei vorgehen“, sagte Holger Krawinkel, Energieexperte der Verbraucherzentrale Bundesverband, dem Tagesspiegel.

Nach Angaben Vattenfalls liegen die Strompreise nach der Erhöhung etwa auf dem Niveau von Mai 2006. Damals hatte der Konzern die Preise um 5,2 Prozent erhöht und als Begründung auf gestiegene Börsennotierungen für Strom verwiesen. Vier Monate später hatte Vattenfall die Preise wieder um rund sechs Prozent gesenkt. Der Konzern reagierte damit auf einen Bescheid der Bundesnetzagentur, die die beantragten Gebühren für das Berliner Stromnetz um 15 Prozent gekürzt hatte. Die Netzgebühren machen rund ein Drittel des Endkundenpreises aus.

Wirtschaftssenator Wolf forderte angesichts der erneuten Preiserhöhung, das Kartellrecht „endlich“ zu verschärfen. An der Strombörse Leipzig gebe es „keinen wirklichen Wettbewerb“, sagte er. Vier Gebietsmonopolisten verfügten über einen Großteil der Erzeugerkapazitäten. Die Preise betrügen teilweise das Doppelte der Produktionskosten. „Die überhöhten Preise an die Verbraucher weiterzugeben, ist nicht zu rechtfertigen.“ Auch Verbraucherschützer Krawinkel kann die Erhöhung nicht nachvollziehen. Die Großhandelspreise, die an der Strombörse verlangt würden, lägen Studien zufolge in Deutschland um rund 30 Prozent über dem Marktpreis und seien damit völlig überhöht. Die hohe Angebotskonzentration treibe die Strompreise künstlich nach oben, kritisierte er. Umso dringender müsse die Politik die von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) auf den Weg gebrachte Novelle des Kartellrechts verabschieden. „Sie sollte bis zum Sommer in Kraft sein“, sagte Krawinkel.

Den Berliner Stromkunden empfahl der Verbraucherschützer angesichts der Preiserhöhung den Wechsel zu einem billigeren Konkurrenten. „Kunden sollten umgehend prüfen, ob sie einen günstigeren Anbieter finden“, sagte Krawinkel. „Ein Wechsel dürfte bei den meisten Verträgen kein Problem sein.“

Nach Angaben Vattenfalls wird die Stromrechnung für einen Berliner Durchschnittshaushalt nach dem 1. Juli um rund 2,43 Euro im Monat steigen, das macht 29,16 Euro im Jahr. Das Beispiel gilt für einen Jahresverbrauch von 2300 Kilowattstunden im wichtigsten Privatkundentarif „Berlin Klassik“. Vattenfall will die Berliner Kunden persönlich anschreiben und über die Preiserhöhungen sowie neue Produktnamen informieren.

Informationen über die neuen Tarife gibt es im Internet unter: www.vattenfall.de/berlin-privatstrom

Maren Peters

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