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Berliner Wirtschaft: Auch Stiebel Eltron will Werk in Berlin schließen

Nach Samsung und Bosch-Siemens will jetzt auch Stiebel Eltron seinen Berliner Standort aufgeben. Bei Samsung lehnte unterdessen die Geschäftsführung ein Sanierungskonzept der Belegschaft ab.

Berlin - Die Chancen zur Rettung der Samsung-Bildröhrenfabrik in Oberschöneweide sind drastisch gesunken. Das Konzept der Belegschaft für eine Erhaltung des Standorts wurde am Donnerstag von der Geschäftsführung strikt abgelehnt. «Uns bleibt keine andere Wahl», erklärte Geschäftsführer Helmut Meinke. «Die aktuelle Entwicklung lässt keine andere Entscheidung zu als die bereits getroffene.» Das bedeutet: Das Werk soll zum Jahresende geschlossen werden. Betroffen wären 750 von insgesamt 800 Stellen.

Der Betriebsrat ist dagegen der Ansicht, dass sich die Bildröhrenfertigung in Berlin auch weiterhin rechnet. Auf einer Versammlung, an der auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit teilnahm, legte er deshalb sein Alternativkonzept vor. Daraufhin entgegnete die Geschäftsführung, der Betriebsrat gehe von falschen Voraussetzungen aus: Im kommenden Jahr würden in Europa an Stelle von 25,5 Millionen nur 15,4 Millionen Bildröhren gebraucht. Außerdem sei mit einem weiteren Preisverfall zu rechnen.

Die Umsetzung des Vorschlags würde deshalb in den nächsten Jahren zu erheblichen Verlusten führen, so die Geschäftsführung. Meinke betonte: «Wir haben in den vergangenen Monaten sehr genau und gründlich alle unterschiedlichen Szenarien durchgespielt, um abzuklären, inwiefern die Fortsetzung der Produktion wirtschaftlich noch möglich ist - ohne Erfolg.»

Die Samsung-Beschäftigten hatten in den vergangenen Wochen mehrfach gegen die Schließung demonstriert. Am Freitag wollen die Beschäftigten vor der Europazentrale des Konzerns im Schwalbach bei Frankfurt am Main protestieren.

Stiebel Eltron kündigt ebenfalls Werkschließung an

Unterdessen wurde bekannt, dass auch das Haus- und Systemtechnikunternehmen Stiebel Eltron sein traditionsreiches Berliner Werk mit 95 Mitarbeitern schließen will. Die Arbeit im Standort Tempelhof solle Ende Juni 2006 aufgegeben und zum Firmensitz Holzminden in Niedersachsen verlagert werden, teilte das Unternehmen am Donnerstagabend mit. Zur Begründung gab das Unternehmen an, dass die Werksgröße unter eine rentable Größe gesunken sei. Zudem sei die Nachfrage nach dem Hauptprodukt des Berliner Werks - Bauteile für Durchlauferhitzer - erheblich gesunken.

Für die Berliner Wirtschaft bedeuten die Pläne nach den angekündigten Werksschließungen von Samsung und Bosch-Siemens einen weiteren Rückschlag. Stiebel Eltron wurde 1924 in Berlin gegründet und produziert seitdem in Tempelhof. Hauptsitz des Unternehmens mit insgesamt 2500 Mitarbeiter ist seit dem Zweiten Weltkrieg Holzminden. Heute stellt Stiebel Eltron vor allem elektronische Warmwasser- und Heizgeräte sowie thermische Solaranlagen und Wärmepumpen her.

Für die Beschäftigten kam die Nachricht überraschend. Der Betriebsrat sei zwar vor zwei Wochen informiert worden, dass in Berlin 1,9 Millionen Euro eingespart werden müssten, sagte der Berliner IG-Metall-Vizechef Klaus Abel dem Tagesspiegel. Allerdings sei noch für den 31. Oktober Gespräche mit der Geschäftsführung über Schließungsalternativen vereinbart worden. Das Verhalten der Geschäftsleitung sei daher "befremdlich", sagte Abel. Er kündigte Widerstand an. "Wir wollen um die Arbeitsplätze kämpfen." Auch die Berliner Wirtschaftsverwaltung war nach Angaben eines Sprechers über die Pläne nicht informiert. Stiebel Eltron verteidigte die Entscheidung. In Anbetracht der gesamtwirtschaftlichen Situation müsse verhindert werden, dass das Werk in Tempelhof für die Gruppe in Zukunft zum "Riesenverlustbringer" werde, sagte Sprecher Michael Birke. Mit Verlusten im Berliner Werk habe die Entscheidung nichts zu tun. Den Beschäftigten soll angeboten werden, nach Holzminden zu wechseln.

Das Unternehmen sei wirtschaftlich gesund. Die Gruppe erzielte 2004 einen Umsatz von 325 Millionen Euro, davon rund 40 Prozent im Ausland. Zum Gewinn macht das Unternehmen, das in Familienbesitz ist, keine Angaben. (tso/pet/obs/dpa)

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