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Willkommen. Der Bürgermeister von Riad begrüßte vor zehn Tagen seinen Gast und Kollegen aus Berlin.

© dapd

Berliner Wirtschaft: Begeistert vom Potenzial Saudi-Arabiens

Berliner Wirtschaftsvertreter hoffen, von dem Boom in Saudi-Arabien zu profitieren. Die Reise von Bürgermeister Klaus Wowereit bot Anlass und Gelegenheit, gleich mehrere Projekte unter deutscher Beteiligung anzustoßen.

Es ist eine gewaltige Summe. Die Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK) rechnet damit, dass Saudi-Arabien bis zum Jahr 2020 Investitionen in Höhe von mehr als 900 Milliarden Dollar plant. Und weil Berlin gern ein Stückchen davon abbekäme, reisten IHK-Vertreter gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur vor zehn Tagen nach Saudi-Arabien. Kooperationsvereinbarungen und Verträge wurden unterzeichnet, alle Beteiligten lobten den Erfolg der Reise für Berlin. Am Sonnabend jedoch verhängte Saudi-Arabien ein Demonstrationsverbot, um zu verhindern, dass die Unruhen aus Tunesien, Ägypten und Libyen nun auch das größte Land der arabischen Halbinsel erreichen.

Vor zehn Tagen war davon nichts zu bemerken. Die Vertreter der 23 Berliner Unternehmen schwärmten geradezu von den Möglichkeiten der Region. Vor allem in den Bereichen Infrastruktur, Gesundheits- und Wasserwirtschaft werde in den kommenden Jahren viel passieren. „Berliner Unternehmen haben das nötige Know-how und die Kapazitäten, große Aufträge zu übernehmen“, sagte IHK-Ehrenpräsident Werner Gegenbauer, der die Delegation begleitete. Einige solcher Aufträge wurden direkt vor Ort unterzeichnet. So schloss beispielsweise die Projektgesellschaft Triad einen Vertrag für den Bau des ersten großen Science Centers in der arabischen Welt.

Die „Prince Salman Science Oasis“ soll insgesamt rund 30 Millionen Dollar kosten, wovon Triad für Konzept und Innenausstattung etwa die Hälfte erhalten dürfte. Man habe das Projekt seit Oktober geplant, sagte Geschäftsführer Stefan Klessmann, „die Reise hat der Sache aber noch mal den letzten Push gegeben“. Triad setzt auf „Edutainment“, also eine Mischung aus Bildung und Entertainment. Im Science Center sollen Kinder und Familien die Wissenschaft spielend erleben können. Triad war 2010 bekannt geworden, als das Unternehmen den Zuschlag zur Konzeption des chinesischen Pavillons auf der Expo in Schanghai bekommen hatte. Das war auch der Grund für die Einladung zum Wettbewerb um das Wissenschaftszentrum in Riad, den Triad gewann.

Auf der Reise mit Bürgermeister Wowereit habe man aber vor allem Gespräche für ein Projekt geführt, das, so Klessmann, „20 Mal so groß sein wird“. Genaueres wollte der Triad-Geschäftsführer dazu noch nicht sagen.

Auch der landeseigene Klinikkonzern Vivantes war sehr zufrieden mit den vier Tagen im Nahen Osten. Mit einem Milliardenprogramm soll dort in den kommenden Jahren das Gesundheitssystem modernisiert werden. Für Vivantes ist deswegen Saudi-Arabien neben China und Russland ein besonderer Ort und die neu gegründete Tochterfirma Vivantes International GmbH deutsch-arabisch aufgestellt. Bereits im vergangenen Jahr startete die Kooperation zum Bau eines Medizin-Campus an der Al-Iman-Universität in Riad. Insgesamt würden dort gerade 1,75 Milliarden US-Dollar investiert, sagte Andreas Schmitt, Leiter des Auslandsgeschäfts bei Vivantes. Das Volumen von Vivantes liege im Millionenbereich. „Wir sind eine zehnjährige Partnerschaft eingegangen, und werden mit der Al-Iman-Universität weitere Klinikprojekte durchführen“, sagt Schmitt. Gleichzeitig habe Vivantes während der Reise einen weiteren großen Vertrag ausgehandelt, der die Millionenbeträge der derzeitigen Projekte um ein Vielfaches übersteigen wird, wie Schmitt ankündigte. Genaueres wollte aber auch er zu diesem Zeitpunkt noch nicht preisgeben, die Verträge seien jedoch unterschriftsreif.

Für den dritten großen Bereich, die Wasserwirtschaft, sind ebenfalls Projekte in Planung. IHK-Sprecher Bernhard Schodrowski spricht von Aufträgen in Millionenhöhe, bei denen Berliner Unternehmen gute bis sehr gute Chancen hätten, zum Zuge zu kommen. Darüber hinaus wurden Vereinbarungen zur wissenschaftlichen Zusammenarbeit und zum kulturellen Austausch getroffen. Die archäologische Ausstellung „Road of Arabia“ wird beispielsweise ab September im Pergamonmuseum zu sehen sein.

Zustande kam die Reise der Berliner, da der Gouverneur der Hauptstadtregion Riad, Prinz Salman bin Abdul-Aziz al Saud, den Regierenden Bürgermeister mehrfach eingeladen hatte. Der Prinz war im Juni vergangenen Jahres nach Berlin gekommen und hatte unter anderem Adlershof besucht. 2007 hatte Wowereit bereits den saudischen König Abdullah empfangen. Es war jedoch vor allem die Wirtschaft, die auf eine politische Begleitung gedrängt hatte. Nach einem Jahr Vorbereitung sei dann auch alles nach Plan gelaufen. Weitere Ausflüge solcher Art sind vorerst nicht geplant. „Die Reise wird in dieser Form ein Unikat bleiben“, sagte Wowereits Sprecher Richard Meng.

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