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Enger verzahnen möchte Stefan Schwarz Berlin Partner und Technologiestiftung.

© picture alliance / dpa

Berliner Wirtschaft: "Der Ehrgeiz der Senatorin tut uns gut"

Stephan Schwarz, Chef der Handwerkskammer, über Sybille von Obernitz und die Wirtschaftsförderung.

Herr Schwarz, wie funktioniert die Berliner Wirtschaftsförderung?

Alles in allen sind wir gut aufgestellt. Die Ergebnisse der vergangenen Jahre belegen, dass die Strategie stimmt. Auch selbst die Personalprobleme bei Berlin Partner im vergangenen Jahr haben die Arbeitsfähigkeit der Gesellschaft kaum beeinträchtigt.

Dann gibt es nirgendwo Handlungsbedarf?

Doch, ich wünsche mir eine engere Verzahnung von Wirtschaft und Wissenschaft. Und institutionell bedeutet das eine engere Zusammenführung von Technologiestiftung und Berlin Partner.

Eine Fusion will aber kaum jemand.

Das muss auch nicht sein. Es geht um Strukturen, in denen die Arbeit beider Institutionen besser verzahnt wird.

Was ist mit der Investitionsbank Berlin und Visit Berlin?

Das Profil der IBB kann noch etwas schärfer werden. Und auch die IBB sollte noch intensiver mit der Gesamtstrategie der Berliner Wirtschaftspolitik verknüpft werden, also das Angebot der Förderbank stärker auf die Cluster orientieren. Schließlich kann das Angebot noch transparenter werden, damit mehr kleinere Unternehmen die Darlehen der IBB in Anspruch nehmen. Visit Berlin ist ein Erfolgsmodell, wobei die Tourismuswerber sich so intensiv wie möglich mit den Berlin Partnern abstimmen sollten.

Nach dem Rücktritt von Partner-Chef René Gurka vor bald einem halben Jahr gibt es mit der früheren IHK-Mitarbeiterin Melanie Bähr nur noch eine Geschäftsführerin bei den Partnern. Reicht das, oder muss wieder ein echter Verkäufer her?

Eine Geschäftsführung muss zwei Dinge leisten: Nach innen organisieren, also die Einrichtung so aufstellen, dass effizient gearbeitet wird. Und nach außen repräsentieren, also der Wirtschaftsförderung ein Gesicht geben. Ich traue Frau Bähr beides zu.

Wie stark belastet der Rücktritt des Aufsichtsratsvorsitzenden Peter Zühlsdorff die Partner?

Die Arbeitsfähigkeit ist sicher nicht beeinträchtigt, und ein Wechsel in der Funktion ist kein Drama.

Offenbar gab es aber ein kleines Drama im Umgang der Wirtschaftssenatorin Sybille von Obernitz mit Zühlsdorff. Das dürfte potenzielle Nachfolger abschrecken.

Das glaube ich nicht. Die Aufgabe ist doch sehr spannend und wichtig für Berlin. Ich bin mir sicher, dass Frau von Obernitz einen guten Nachfolger für Zühlsdorff finden wird.

Ist der Stil der Senatorin ein Problem?

Im Gegenteil. Sie ist ehrgeizig und geht zügig an die Themen ran. Das gefällt mir. Etwas mehr Ehrgeiz tut uns gut und auch die klare Aussprache und der Gestaltungswille, den sie zweifellos hat.

Zum Beispiel?

Bei der Parkvignette, die für die 200 000 Handwerker in Berlin überhaupt nicht trivial ist. Wir reden darüber seit zehn Jahren, doch an dem riesigen Bürokratieaufwand hat sich nicht viel geändert. Frau von Obernitz kümmert sich jetzt um das Thema.

Die Senatorin möchte der Wirtschaft gerne ein bisschen mehr Wettbewerb beibringen. Wie träge und subventionssüchtig sind die Berliner Unternehmen?

Zu den Mauerzeiten lebten wir unter der Käseglocke, und es hat eine Weile gedauert, sich davon zu erholen. Inzwischen haben wir gewaltige Fortschritte gemacht. Doch womöglich gibt es hier und da, auch in Verbänden und Institutionen, eine Spur Selbstgefälligkeit. Frau von Obernitz kommt von außen und hat deshalb einen frischen Blick. Es tut doch gut, wenn sie uns auf Dinge aufmerksam macht, die wir womöglich nicht mehr sehen.

Das Gespräch führte Alfons Frese

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