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Wirtschaft: Berliner Wirtschaft: Wachstum erstmals seit fünf Jahren kräftiger - Medienbranche sucht 3500 Arbeitskräfte

Erstmals seit fünf Jahren wird die Berliner Wirtschaft wieder stärker expandieren. Gleichwohl hinkt die Entwicklung dem gesamtdeutschen Trend noch hinterher.

Erstmals seit fünf Jahren wird die Berliner Wirtschaft wieder stärker expandieren. Gleichwohl hinkt die Entwicklung dem gesamtdeutschen Trend noch hinterher. Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner stellte am Mittwoch für 2000 ein Wachstum von 1,5 Prozent in Aussicht - nach einem Plus von nur 0,1 Prozent im vergangenen Jahr und einem Rückgang um 0,3 Prozent 1998. Bundesweit werden 2,5 Prozent bis drei Prozent für 2000 erwartet. Den leichten Aufwärtstrend in Berlin führte Branoner auf die überregional günstigeren Wachstumsperspektiven, Fortschritte beim Strukturwandel in der Stadt und Impulse durch den Regierungsumzug zurück. Von "Boomtown" könne aber keine Rede sein.

Explizit monierte Branoner die zu geringe Exportorientierung der Berliner Unternehmen. Der Anteil des Auslandsumsatzes am industriellen Gesamtumsatz erreiche in Berlin nur 20 Prozent. Bundesweit seien es dagegen 35 Prozent. Durch das knapp sechs Millionen Mark teure Programm "Neue Märkte erschließen" wolle der Senat dazu beitragen, die Internationalität der Berliner Wirtschaft voranzubringen. Dabei lege man einen Schwerpunkt auf die Entwicklung des Kongressstandortes Berlin.

Auch die Lage am Bau sei unverändert schwierig. Allein in Berlin sind 40 Prozent der Bauarbeiter arbeitslos. Man könne aber davon ausgehen, dass sich die Berliner Arbeitslosenquote im Jahresverlauf von zurzeit 16 Prozent auf 15 Prozent verringern werde. Dabei stehe nicht nur der Dienstleistungsbereich im Blickpunkt. "Uns interessiert auch die Industrie", betonte Branoner. Berlin biete mit anderen Flächenstaaten mit, wenn es um industrielle Ansiedlung gehe.

Branoner erinnerte daran, dass sich allein im vergangenen Jahr sieben der 20 größten deutschen Werbeagenturen in der Hauptstadt niedergelassen hätten. Die insgesamt 8000 Medienbetriebe in Berlin beschäftigten rund 100 000 Mitarbeiter. Dabei sehe man Chancen für 130 000 Arbeitskräftte in diesem Bereich. Zurzeit würden 3500 Mitarbeiter für die Bereiche Kommunikationstechnik und Zukunftstechnologien in der Stadt gesucht. Im Übrigen appellierte Branoner, in den Bemühungen um das Hauptstadtmarketing nicht nachzulassen. Er bekräftigte, dass der Senat Fluggesellschaften, die sich bereit erklärten, eine Nonstop-Flugverbindung zwischen Berlin und den USA einzurichten, zusätzlich bezuschussen werde. Unlängst hatten Firmen und Privatpersonen in der Stadt eine verbindliche Zusage für Businessclass-Tickets gemacht. Damit sollen die Anfangsverluste einer entsprechenden Flugverbindung gesenkt werden. Den letzten Direktflug Berlin-New York hatte Delta Airlines im März 1998 eingestellt.

Die Unternehmen rief Branoner dazu auf, Investitionsentscheidungen nicht auf die lange Bank zu schieben. Die Neuordnung des Länderfinanzausgleichs und der Wirtschaftsförderung Ostdeutschlands sowie das Auslaufen der Europäischen Strukturfonds und der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GA) würden von 2004 an die Fördermittel entscheidend reduzieren. Man werde aber für die GA-Mittel weiter hart kämpfen. Außerdem plädierte Branoner entschieden dafür, die Abstimmung über die Steuerreform auf Herbst zu verschieben. Es werde keine Blockade der Union geben, versicherte der CDU-Politiker. Es dürfe aber kein falsches Signal geben. Die Ungleichbehandlung von Kapital- und Personenunternehmen sei für mittelständische Wirtschaftsstrukturen nicht hinnehmbar.

mo

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