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Wirtschaft: Berlins Wasserpreise bleiben stabil

BERLIN (tsp).Die Berliner Wasserpreise werden in den kommenden Jahren nicht weiter steigen - wenn das Land als Eigentümerin der Berliner Wasserbetriebe (BWB) dem Unternehmen nicht mehr als 117 Mill.

BERLIN (tsp).Die Berliner Wasserpreise werden in den kommenden Jahren nicht weiter steigen - wenn das Land als Eigentümerin der Berliner Wasserbetriebe (BWB) dem Unternehmen nicht mehr als 117 Mill.DM Eigenkapitalverzinsung abverlangt.Das erklärte der BWB-Vorstand bei der Vorstellung der Bilanz für 1997.Im vergangenen Jahr sei es erstmals gelungen, die Preise stabil zu halten.Den Kunden wollen die BWB zukünftig besseren Service bieten.

Zur bevorstehenden Privatisierung des Unternehmens erklärte BWB-Vorstandschef Bertram Wieczorek, man sei guter Dinge, eine Börsenplazierung noch in diesem Jahr bewerkstelligen zu können - wenn die Politik endlich den Startschuß gebe.Der BWB-Vorstand schlägt vor, 49 Prozent der am Mittwoch gegründeten Holding über die Börse zu verkaufen.Wenn der Börsengang noch in diesem Jahr gelinge, könne auch die Berliner Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD) den Privatisierungserlös noch in diesem Jahr in ihren Haushalt einstellen.Fugmann-Heesing erwartet mindestens zwei Mrd.DM aus dem Verkauf der BWB.

Der Aufsichtsrat hat der Umgründung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft bereits zugestimmt.Damit sollen der öffentlich-rechtliche Unternehmensteil, der die Berliner Wasser- und Abwasserwirtschaft regelt und der Wettbewerbsteil, in dem die BWB rund um den Bereich kommunale Wirtschaft auch internationael tätig ist, getrennt werden.Die AG fungiert als Holding über beiden Unternehmensteilen.

Es werde in Zukunft keine "Geldentnahme mehr durch einfachen Zuruf einer Senatsverwaltung geben", kündigte Wieczorek im Zusammenhang mit den Finanzproblemen des Berliner Haushaltes an.Ein Vorgang wie der vom Sommer vergangenen Jahres, als das Land Berlin kurzerhand das Grundkapital um eine Mrd.DM herabsetzte und die BWB das Geld an das Land auskehren mußte, werde es ohne eine demokratische Legitimation durch das Abgeordnetenhaus nicht wieder geben.

Für 1997 werden die BWB einen Gewinn von 163 Mill.DM ausweisen.Davon sollen 117,6 Mill.DM als Eigenkapitalverzinsung an das Land Berlin abgeführt und 45,2 Millionen DM zur Verbesserung der Eigenkapitalbasis in die Rücklagen eingestellt werden.Insgesamt haben die Wasserbetriebe im vergangenen Jahr rund 329 Millionen DM in Form verschiedenster Abgaben an das Land Berlin gezahlt (1996: 245 Millionen DM).

Im laufenden Geschäftsjahr wird ein schlechteres Ergebnis erwartet: Er erwarte einen Überschuß von nur noch 120 Mill.DM, sagte Wieczorek.Im Kerngeschäft mit Wasser und Abwasser werde man einen geringeren Erlös erwirtschaften, "weil wir hier auch gar nicht die Absicht haben, Riesengwinne zu machen." Im Wasser- und Abwasserbereich, für den die BWB in Berlin Monopolversorger sind, werde man Kosteneinsparungen an die Kunden weitergeben.Dagegen will die BWB im Wettbewerbsbereich dynamisch wachsen.Alle Töchter, bis auf das Sekundärrohstoff-Verwertungszentrum Schwarze Pumpe (SVZ) in Südbrandenburg, machten 1997 Gewinne.Insgesamt schloß der Wettbewerbsbereich mit einem Gewinn von etwas mehr als 13 Mill.DM vor Steuern ab.Das SVZ, in dem Müll zu Methanol vergast wird, sei mit einem Verlust von 47,6 Mill.DM um rund 50 Mill.DM unter dem geplanten Verlust geblieben.

Entschieden bestritt Wieczorek, daß die BWB zur Auffrischung ihres Know-How einen starken industriellen Partner brauche, im Gegenteil: "Wir wollen die unternehmerische Unabhängigkeit wahren".Die BWB seien ein hochproduktives Unternehmen, das auch allein bestehen könne.Im öffentlich-rechtlichen Bereich der Wasserver- und Abwasserentsorgung gebe es keine Produktivitätsreserven mehr: "Wer glaubt, daß er Berlins Wasserkunden ausquetschen kann, hat sich getäuscht." Bisher ist bekannt, daß sich die Thyssen-Tochter Eurawasser ebenso wie das britische Unternehmen Severn Trent für die BWB interessieren.

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