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Wirtschaft: Berlins Wirtschaftsförderer erfolgreich

BERLIN (dw).Als Wirtschaftssenator Elmar Pieroth im Jahre 1981 in die Stadt kam, staunte er nicht schlecht über die enorme Zahl an Firmen und Arbeitsplätzen, die die damalige Wirtschaftsförderung Berlin angeblich durch eifriges Werben an die Spree geholt hatte.

BERLIN (dw).Als Wirtschaftssenator Elmar Pieroth im Jahre 1981 in die Stadt kam, staunte er nicht schlecht über die enorme Zahl an Firmen und Arbeitsplätzen, die die damalige Wirtschaftsförderung Berlin angeblich durch eifriges Werben an die Spree geholt hatte.Er staunte nicht lange.Als er feststellte, daß die eigene Pierothsche Weinhandlung in der Statistik der Wirtschaftsförderer als "Ansiedlungserfolg" verbucht war, wußte er, was er von den Zahlenspielen zu halten hatte: nichts.

"Heute", sagt Pieroth, "sind wir über solche Kinderkrankheiten längst hinaus." Zusammen mit Geschäftsführer Hans Estermann zog der Aufsichtsratschef am Montag zum 20.Geburtstag der Wirtschaftsförderung eine durchweg positive Bilanz.Allein im vergangenen Jahr haben die 32 Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung Berlin GmbH (WFB) rund 30 Unternehmen für eine Ansiedlung in Berlin gewinnen können: darunter Coca Cola, Colt Telecom, die NOB Netherlands und die Gedas Telematics.Die geworbenen Firmen, sagte Estermann, schaffen innerhalb der nächsten fünf Jahre mindestens 3000 neue Arbeitsplätze in der Hauptstadt, die meisten davon im Hightech- und Dienstleistungsbereich.Mit einem Jahresetat von nur 8,5 Mill.DM habe man Berlin dadurch neue Steuereinnahmen von 21 Mill.DM verschafft."Es war das erfolgreichste Jahr in der Geschichte der Wirtschaftsförderung", lobte Pieroth.

Die Wirtschaftsförderung Berlin GmbH hat sich bereits im neuen IHK-Domizil, dem Ludwig-Erhard-Haus an der Fasanenstraße, niedergelassen.Das Land Berlin ist zu 60 Prozent an dem Unternehmen beteiligt.Landesbank Berlin, Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer und IKB Deutsche Industriebank halten jeweils weitere zehn Prozent.Aufgabe des Büros ist es, vor allem im Ausland neue Unternehmen für eine Ansiedlung in Berlin zu gewinnen.In enger Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Wirtschaft und der Marketingorganisation BAO präsentieren sich die Hauptstadtwerber auf Messen, besuchen Firmen und beraten über Fördermöglichkeiten.Allein im vergangenen Jahr gingen die Wirtschaftsförderer 20 Mal mit Unternehmer-Delegationen auf Reisen und warben schwerpunktmäßig in Japan, Rußland, den USA und dem westeuropäischen Ausland.

In diesem Jahr setzte sich die intensive Reisetätigkeit fort: So wurden etwa bei einem Besuch des Flugzeugherstellers Boeing in Seattle (USA) Berliner Hightech-Firmen als Zulieferer vermittelt.Dieselbe Delegation besucht am heutigen Dienstag die Airbus-Werke in Hamburg.Weitere Kontakte in Moskau und Warschau sind fest terminiert.Die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise in Rußland ist dabei für die Berliner Wirtschaftsförderer kein Grund, mit ihren Bemühungen im östlichen Riesenreich nachzulassen.Im Gegenteil: "Eine russische Firma, die ein zweites Standbein in Adlershof hat, steht besser da als eine, die nur in Moskau präsent ist", beschreibt Pieroth die Werbestrategie.

In der Zukunft, mahnt WFB-Geschäftsführer Estermann, wird der Wettlauf um ausländische Investoren noch schärfer.Das Engagement der Wirtschaftsförderung Nordrhein-Westfalen allein in Tokio übertrifft das gesamte Jahresbudget der Berliner.Auch das Bayerische Wirtschaftsministerium kämpft mit harten Bandagen, wenn es um die Investorenwerbung geht.Dennoch hofft Estermann, auch 1998 mindestens 3000 Arbeitsplätze für Berlin akquirieren zu können.Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, will der Förderer den gesamten Senat mehr in die Investorenwerbung einbinden.Die knappen Mittel will Estermann dabei mehr auf die Mittel- und Osteuropäischen Staaten konzentrieren.Doch auch in den USA haben die Berliner mehr als einen Fuß in der Tür: Der neue Bewag-Eigner Southern Company aus Atlanta betreibt nämlich im Nebengeschäft die größte Wirtschaftsförder-Agentur im Südwesten der USA - frei nach dem Motto: Je mehr Unternehmen ich ansiedele, desto mehr Strom kann ich verkaufen.In einem Abkommen mit der Berliner WFB hat sich der Stromriese Southern nun bereit erklärt, den Wirtschaftsstandort Berlin in den USA gleich mit zu vertreten.

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