zum Hauptinhalt
RTL und die neue Show „Rising Star“.

© dpa

Bertelsmann-Tochter RTL: Vom Gewinnbringer zum Problemkind

"Adam sucht Eva", "Rising Star", Was wäre wenn?" - Die neuen Shows auf RTL sollten den TV-Sender noch sehenswerter machen, blieben aber weit hinter den Erwartungen. Mit Büchern und Musikrechten verdient Bertelsmann deutlich mehr.

Nackte Singles, Castings und Comedy – ein neuer Show-Dreierpack, der am Donnerstagabend bei RTL auf Sendung ging, soll den TV-Sender als Marktführer der Privaten noch sehenswerter machen. Doch die Premiere verlief mäßig, die Einschaltquoten für „Adam sucht Eva – Gestrandet im Paradies“, „Rising Star“ und „Was wäre wenn?“ blieben hinter den Erwartungen der Bertelsmann-Tochter zurück.

Ein krachender Erfolg der neuen Staffel hätte Bertelsmann-Chef Thomas Rabe am Freitag die Präsentation der Halbjahresbilanz erleichtert. So aber musste Rabe von weiteren Problemen der Fernsehsparte in Frankreich und Ungarn berichten, die auf den Gewinn des Mutterkonzerns durchschlagen. Nur weil Europas größtes Medienunternehmen mittlerweile mehr Firmenteile in seiner Bilanz führt, konnte es seinen Umsatz im ersten Halbjahr steigern und sein Betriebsergebnis auf gleicher Höhe halten. Der Überschuss, den im Vorjahreszeitraum noch Sondereffekte in die Höhe getrieben hatten, brach nach Konzernangaben um knapp 40 Prozent auf 254 Millionen Euro ein. Auch wegen der Ukraine-Krise erwartet Bertelsmann im Gesamtjahr nun einen Gewinnrückgang statt einer Steigerung. „Die Anzahl der Risiken hat in den letzten Wochen und Monaten deutlich zugenommen“, sagte Thomas Rabe.

Die ungarische RTL-Tochter ist kaum mehr profitabel

Für Verwerfungen in der Bertelsmann-Bilanz sorgt unter anderem eine Werbesteuer in Ungarn, die das Parlament in Budapest jüngst beschlossen hat. Die ungarische RTL-Tochter ist nun kaum mehr profitabel und verlor deshalb in den Büchern des Konzerns mehr als die Hälfte ihres Werts. Die überwiegend werbefinanzierte RTL-Gruppe, normalerweise der Gewinnbringer von Bertelsmann, brockte dem Konzern deswegen eine Abschreibung von 88 Millionen Euro auf die Landesgesellschaft ein. Die Steuer von bis zu 40 Prozent auf Werbeeinnahmen wird von Unternehmen und europäischen Politikern als Beschränkung der Medienfreiheit kritisiert. Die Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban hat die Abgabe als Beitrag zur Haushaltssanierung verteidigt.

Bertelsmann gab den RTL-Chefs Guillaume de Posch und Anke Schäferkordt Rückendeckung für ihren Protest gegen die Steuer: „Sie ist aus unserer Sicht nicht mit den Grundwerten eines freiheitlichen Europa vereinbar“, sagte Rabe. „Die RTL Group wird sich deshalb mit allen legitimen Mitteln gegen die neue Werbesteuer wehren. Und Bertelsmann wird die RTL Group dabei umfassend unterstützen.“ Nachdem RTL bereits die EU-Kommission eingeschaltet hatte, brachte Rabe nun auch den Europäischen Gerichtshof ins Spiel.

Konjunkturschwäche in Frankreich macht RTL und Gruner + Jahr zu schaffen

Die Konjunkturschwäche in Frankreich macht sowohl RTL als auch dem Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr zu schaffen. Weil die Franzosen weniger Geld für Werbung und Medien ausgaben, brachten die Geschäfte dort 33 Millionen Euro weniger Betriebsgewinn ein als ein Jahr zuvor. Frankreich ist für Bertelsmann der drittgrößte Markt nach Deutschland und den USA, die sich beide ebenfalls nicht so stark entwickeln wie erhofft.

Lediglich der weltgrößte Buchverlag Penguin Random House und der Musikrechteanbieter BMG wiesen deutliche Gewinnzuwächse aus. Doch ein großer Teil der Steigerungen beruht darauf, dass beide Töchter im Vorjahreszeitraum noch nicht voll in der Bertelsmann-Bilanz standen: Die Deutschen hatten Random House zur Jahresmitte 2013 mit dem Penguin-Verlag des britischen Medienkonzerns Pearson zusammengelegt. Bei BMG übernahm Bertelsmann im März 2013 die Anteile des früheren Miteigners KKR.

Der Konzernumsatz, der im Halbjahr vor allem durch die Einbeziehung von Penguin und der BMG-Anteile um sieben Prozent auf 7,8 Milliarden Euro zulegte, soll im Gesamtjahr deutlich steigen. Der Überschuss werde nun leicht unter dem Vorjahreswert von 870 Millionen Euro liegen. Bisher hatte Rabe einen Anstieg des Nettogewinns in Aussicht gestellt. (mit rtr)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false