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Bespitzelungsvorwurf: Bahn räumt im Vorstand auf

Personeller Neuanfang: Die Bahn zieht die Konsequenten aus den Bespitzelungsvorwürfen. Vier prominente Vorstände des staatseigenen Unternehmens müssen gehen. Hintergrund sind umstrittene Massenprüfungen.

Der frühere bayerische Wirtschaftsminister Otto Wiesheu verlässt den Vorstand der Bahn. Wiesheu war einer der engsten Vertrauten des bisherigen Bahn-Chefs Mehdorn, der im Zuge der Datenaffäre von Rüdiger Grube abgelöst wurde. Der frühere CSU-Politiker Wiesheu ist bereits der insgesamt fünfte Bahnvorstand, der binnen kurzer Zeit gehen muss. Er verlässt Ende Mai den Konzern, zusammen mit Norbert Bensel, der im Vorstand für das Logistikgeschäft und die Gütertransporte zuständig war.

Die umstrittenen Massenüberprüfungen durch das bundeseigene Unternehmen waren einer der größten Datenskandale der vergangenen Monate und hatten die Bahn in eine schwere Krise gestürzt. Bis zu 170.000 Mitarbeiter wurden illegal überwacht. Nach immer neuen Vorwürfen hatte der langjährige Bahnchef Hartmut Mehdorn bereits Ende März seinen Rücktritt erklärt. 

Suckale, Wiesheu und Hansen müssen gehen

Die vom Aufsichtsrat beauftragten Sonderermittler haben die Ergebnisse ihrer mehrwöchigen Arbeit am Mittwoch in Berlin vorgelegt. Das Kontrollgremium hatte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG sowie die ehemaligen Bundesminister Gerhart Baum und Herta Däubler-Gmelin mit Untersuchungen betraut. Der Aufsichtsratsvorsitzende Werner Müller will die seit Monaten schwelende Affäre bis Juni aufklären.

Neben Wiesheu soll auch der für das Personal verantwortliche Vorstand Norbert Hansen gehen. Dazu verlässt die als Personalvorstand für die Bahn-Betriebsgesellschaft DB Mobility Logistics tätige Margret Suckale das Unternehmen. Suckale wechselt als Personalmanagerin zum Chemieriesen BASF. Als frühere Leiterin der Bahn-Rechtsabteilung waren auch gegen sie Vorwürfe in Zusammenhang mit der Affäre laut geworden. Auch der Leiter der Konzernrevision Josef Bähr und der Sicherheitschef Jens Puls werden nicht mehr für die Bahn arbeiten.

In einem Zwischenbericht vom Februar hatte die Bahn eingeräumt, dass sie Strafrechtsverstöße in der Affäre nicht ausschließen könne. Es könnten auch Akten vernichtet oder manipuliert worden sein. Das Unternehmen hat drei Massenabgleiche von Daten fast aller Mitarbeiter sowie weitere Überwachungen von Führungskräften eingestanden. Damit habe man Verbindungen zu Lieferanten aufdecken wollen, um Hinweise auf Verdachtsfälle von Korruption zu erhalten. Die Mitarbeiter wurden darüber auch im Nachhinein nicht informiert. In mindestens einem Fall sollen zudem Bewegungen auf Konten überprüft worden sein. Neben Datenschützern ermittelt auch die Staatsanwaltschaft in dem Fall. (Zeit online/dpa/rtr)

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