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Wirtschaft: Besser als die FDP

Die IG Metall erwartet ein Ende des Mitgliederschwunds. Der Gewerkschaftstag wählt eine neue Führung

Leipzig - Der Versammlungsleiter bedankte sich mit einem Kompliment. „Danke Jürgen, das war kernig wie immer.“ Gemeint war Jürgen Peters, der am Montag in Leipzig seine letzte Rede als IG-Metall-Vorsitzender hielt. Nach vier Jahren an der Spitze der größten deutschen Gewerkschaft legte Peters vor 500 Delegierten zum Auftakt des einwöchigen Gewerkschaftstages Rechenschaft ab. Seit 2003 sei die Gewerkschaft „stärker geworden, kampagnefähiger“, sagte er. Die Zahlen bestätigen das erst auf dem zweiten Blick: Die Beitragseinnahmen der IG Metall, die noch 2,3 Millionen Mitglieder hat, fielen von 450 Millionen im Jahr 2003 auf gut 426 Millionen in diesem Jahr. Und die Ausgaben übertreffen schon seit vielen Jahren die Einnahmen, zuletzt 2006 um 13,5 Millionen Euro. Die Verluste müssen aus dem Vermögen ausgeglichen werden. „Unsere Finanzen sind solide, das wird auch so bleiben“, versicherte dennoch Bertin Eichler, Hauptkassierer der Gewerkschaft. Traditionell gibt die IG Metall keine Auskunft über ihr Vermögen, damit „wir nicht für den Gegner ausrechenbar sind“, wie Eichler formulierte. Schätzungen gehen von gut zwei Milliarden Euro aus.

Für Arbeitskämpfe hat die IG Metall in den vergangenen vier Jahren nicht viel ausgeben müssen. Mit Abstand am teuersten war der misslungene Streik um die Einführung der 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland, der 2003 zwölf Millionen Euro kostete. Rund 5,5 Millionen Euro fielen an für Auseinandersetzungen in einzelnen Unternehmen, etwa beim AEG-Hausgerätewerk in Nürnberg oder der CNH- Baumaschinenfabrik in Berlin-Spandau.

Die IG-Metall-Führung erwartet das Ende des Mitgliederschwunds. In den ersten elf Monaten „sind uns mehr Menschen zugelaufen, als die FDP Mitglieder hat“, sagte Eichler. Tatsächlich hat die IG Metall 2007 bislang 84 200 neue Mitglieder gewonnen, zwölf Prozent mehr als vor einem Jahr. Per saldo verliert die IG Metall aber noch immer Mitglieder, in diesem Jahr gut ein Prozent. Doch klammert man Arbeitslose und Rentner aus, so ist eine Wende in Sicht: Die Mitgliederzahl der Erwerbstätigen liegt im Jahresverlauf nur noch um 0,2 Prozent unter dem Vorjahresniveau. „Nach 15 Jahren Mitgliederverlusten ist zum Jahresende die schwarze Null möglich“, meinte der bisherige zweite und künftige erste Vorsitzende Berthold Huber. Am Donnerstag wird Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf dem Gewerkschaftstag erwartet. Bereits am heutigen Dienstag wählen die Delegierten die neue Führung für die nächsten vier Jahre: Huber rückt auf, und zweiter Vorsitzender soll der IG-Metall-Chef von Nordrhein-Westfalen, Detlef Wetzel, werden. Alfons Frese

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