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Die ungarische Fluglinie Malev muss wegen unbeglichener Rechnungen den Betrieb einstellen.

© dpa

Betrieb eingestellt: Ungarische Fluglinie Malev bleibt am Boden

Die angeschlagene ungarische Fluggesellschaft Malev hat am Freitag ihren Betrieb eingestellt. Das staatliche Unternehmen ist hoch verschuldet.

Die wirtschaftliche Lage des Unternehmens sei „unhaltbar“ geworden, begründete Generaldirektor Lorant Limburger den Schritt am Freitag auf der Internetseite des staatlichen Unternehmens. Auf dem Budapester Flughafen Ferihegy bildeten sich lange Schlangen vor den Infoschaltern. Viele Passagiere versuchten, ihre Flüge umzubuchen. Wie sehr die Luftfahrtbranche in der Krise zu kämpfen hat, zeigte sich vor Ungarn schon in Spanien. Dort hat vor kurzem der angeschlagene Billigflieger Spanair den Betrieb eingestellt.

Bei Malev überschlugen sich zuletzt die Ereignisse. Wegen ausstehender Zahlungen würden zwei Malev-Maschinen in Israel und Irland festgehalten, teilte die Gesellschaft mit. Um weitere Verluste zu verhindern, blieben die übrigen Flugzeuge nun am Boden. Malev hat eine Flotte aus 22 Leasing-Maschinen. Ungarns Regierung hatte bereits am Montag Konkursschutz über die Malev verhängt. Meldungen über die nahende Pleite hätten die Liquiditätsschwierigkeiten verschärft, erklärte Limburger. Lieferanten hätten „von einem Tag auf den anderen“ auf Vorauszahlung bestanden. Die Direktion des Unternehmers habe entschieden, den Betrieb einzustellen. „In diesem Sinne steigen seit dem 3. Februar, 6.00 Uhr, nach 66-jährigem Betrieb, keine Malev-Flugzeuge mehr auf.“

Die Fluggesellschaft beschäftigt insgesamt 2600 Mitarbeiter. Sie transportiert jährlich rund drei Millionen Passagiere. Nach der demokratischen Wende vor 22 Jahren wurde sie zweimal privatisiert und wieder rückverstaatlicht. Sie sorgt für rund 40 Prozent des Verkehrsaufkommens am Flughafen Ferihegy, der von der deutschen Hochtief betrieben wird. Zuletzt hatte die Malev Schulden in Höhe von 74,6 Milliarden Forint angehäuft.

Nach Informationen des Internet-Portals „index“ hätte die Malev am Freitag eine Reiseticket-Versicherung im Wert von 30 Millionen Euro abschließen müssen. Dieses Geld habe aber nicht mehr zur Verfügung gestanden. Die ungarische Regierung hatte bereits am Dienstag einen Fonds im Wert von zwei Milliarden Forint (6,8 Millionen Euro) für die Entschädigung von gestrandeten Malev-Passagieren eingerichtet. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban erklärte im Rundfunk am Freitagmorgen: „Ein Neustart ist möglich, wenn wir uns einigen können.“ Einzelheiten nannte er nicht.

Die Fluggesellschaft hatte seit Jahren mit Finanzierungsschwierigkeiten gekämpft. Kritisch wurde die Lage Anfang des Jahres. Die EU-Kommission hatte entschieden, dass der ungarische Staat mehrere Millionen Euro zurückzahlen muss, die von 2007 bis 2010 zur Unterstützung der Malev geflossen waren. Seit dem Brüsseler Entscheid stellte die Regierung jegliche Hilfe an die Malev ein.

Das hoch verschuldete und am Rande einer Rezession stehende Ungarn liegt mit der EU derzeit im Dauerkonflikt: Die EU will dem Land den Geldhahn zudrehen, weil die Finanzminister und die Kommission der Gemeinschaft in Budapest keine ausreichenden Anstrengungen für die Haushaltssanierung erkennen können. Wegen umstrittener Medien-, Justiz- und Zentralbankgesetze hat die EU zudem drei Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn eingeleitet. (dpa/rtr)

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