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Wirtschaft: Betrugsskandal bei WGZ-Bank

DÜSSELDORF (hdn/HB).Mit einer "schlimmen Botschaft" überraschte gestern der Vorstandsvorsitzende der WGZ-Bank, Eberhard Heinke, die kurzfristig eingeladenen Teilnehmer eines Pressegesprächs.

DÜSSELDORF (hdn/HB).Mit einer "schlimmen Botschaft" überraschte gestern der Vorstandsvorsitzende der WGZ-Bank, Eberhard Heinke, die kurzfristig eingeladenen Teilnehmer eines Pressegesprächs.Mit "krimineller Energie" hätten zwei Mitarbeiter im Bereich "Devisenoptionsgeschäfte mit Eigenhandel" 377 Mill.DM veruntreut.Dabei seien keine Geschäftspartner des Instituts, sondern allein die WGZ-Bank geschädigt worden.Nach den bislang vorliegenden Erkenntnissen hätten sich die beiden Täter auch nicht persönlich bereichert.Die beiden erfahrenen Devisenoptionshändler, die seit sieben und 14 Jahren bei der WGZ-Bank beschäftigt waren, hätten vielmehr versucht, eine von ihnen zu verantwortende Schieflage zu kaschieren.Zu diesem Zweck hätten sie seit dem zweiten Quartal 1997 das Handels- und Abwicklungssystem der Bank manipuliert.An der im Dollaroptionshandel verwendeten Volatilitätskurve, die die Schwankungen der Kurse mißt, hätten sie einige Zwischenwerte so geschickt eingefügt, daß die Manipulationen im Rahmen der täglichen Kontrollen durch die Handelsadministration lange Zeit unbemerkt geblieben seien.

Entdeckt wurde die "Lücke im System" in der Nacht zum 23.Oktober.Verifiziert wurde der Schaden bis zum 26.Oktober.Ein Händler, der bis dato aufgrund seines erfolgreichen Berufsweges im In- und Ausland auch in der "Banking-community" einen guten Namen gehabt hätte, gilt als Anstifter.Der andere, nach Einschätzung der Bank, als Mitläufer.Beide Händler haben die Manipulationen zugegeben.Sie wurden fristlos entlassen.Gegen sie hat die WGZ-Bank Anzeige bei der Staatsanwaltschaft gestellt.Zum Verhängnis wurde den beiden Händlern die Einführung eines neuen, strengeren Kontrollsystems, mit dem die Risiken aller Handelsprodukte erfaßt werden, wie es für die Eigenmittelunterlegung nach dem neuen Grundsatz I seit Anfang Oktober notwendig ist.Dieses "mehrdimensionale System" ließe sich nicht mehr auf diese Weise manipulieren, erklärten die Experten der Bank."Anhaltspunkte für die Beteiligung weiterer Mitarbeiter an den Manipulationen gibt es nicht", betonte Heinke.Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG bestätigte die Höhe der Verluste.Sie klopft das System auf weitere Schwachstellen ab.Von dem entstandenen Schaden sind voraussichtlich zehn Mill.DM über Versicherungen abgedeckt.

Heinke betonte, daß die Bank den "Schaden über das laufende Ergebnis des Jahres 1998 in voller Höhe verkraften werde." Die für das Geschäftsjahr 1998 gesteckten operativen Unternehmensziele würden nicht berührt.Dem Minus aus dem Untreuefall in Höhe von 377 Mill.DM ständen Erträge aus Finanzgeschäften gegenüber, die am Ende des Jahres zu einem saldierten Ausweis in der Gewinn- und Verlustrechnung von minus 181 Mill.DM führen würden.Die WGZ-Bank, die 1997 bei einer Bilanzsumme von rund 52,5 Mrd.DM, ein Betriebsergebnis in Höhe von 273 Mill.DM erwirtschaftete, wird 1998 voraussichtlich ein Betriebsergebnis von 85 Mill.DM vor Steuern ausweisen, erklärte der Vorstandsvorsitzende.

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