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Wirtschaft: Bewag: "Die Aktien halten und auf ein Übernahmeangebot spekulieren"

Die Situation für die Bewag ist denkbar ungünstig: Das Unternehmen ist ins Zentrum eines Übernahmestreits zwischen zwei internationalen Energiekonzernen gerückt, ohne sich selbst daraus befreien zu können. Ausgelöst wurden die Auseinandersetzungen durch die Auflagen des Bundeskartellamtes und der EU-Wettbewerbskommission, die die deutschen Stromkonzerne Veag und Viag (jetzt Eon) sowie RWE und VEW (jetzt RWE) aufforden, im Zuge der beiden Fusionen ihre Aktienanteile an der Bewag und der Veag zu verkaufen.

Von Antje Sirleschtov

Die Situation für die Bewag ist denkbar ungünstig: Das Unternehmen ist ins Zentrum eines Übernahmestreits zwischen zwei internationalen Energiekonzernen gerückt, ohne sich selbst daraus befreien zu können. Ausgelöst wurden die Auseinandersetzungen durch die Auflagen des Bundeskartellamtes und der EU-Wettbewerbskommission, die die deutschen Stromkonzerne Veag und Viag (jetzt Eon) sowie RWE und VEW (jetzt RWE) aufforden, im Zuge der beiden Fusionen ihre Aktienanteile an der Bewag und der Veag zu verkaufen. Das Ziel der Wettbewerbsbehörden: Durch die Neuordnung der Eigentumsstrukturen der Veag und der Bewag soll neben Eon, RWE und der EnBW (Baden-Württemberg) eine große vierte Kraft im deutschen Strommarkt entstehen.

Zwei ausländische Stromkonzerne, die schwedische Vattenfall und die amerikanische Southern Energy, sehen in dieser Situation der Neuaufteilung der Aktien an Bewag/Veag die Chance, ihre Position im deutschen Energiemarkt entscheidend zu verbessern. Vattenfall hat deshalb nicht nur die Mehrheit am Hamburger Versorger HEW übernommen. Die Schweden beschlossen auch, mit der HEW Mehrheitseigner an der Bewag zu werden. Mit den beiden größten deutschen Stadtwerke im Konzernverbund wollen die Schweden noch in diesem Jahr die Eon- und RWE-Anteile an den ostdeutschen Strom- und Braunkohleunternehmen Veag, Laubag und Mibrag übernehmen und zu einem strategisch äußerst günstigen Wettbewerber im europäischen Markt werden.

Auch Southern Energy verfolgt dieses Ziel. Die Amerikaner glauben, aus dem Privatisierungsvertrag der Bewag 1997 ein Vorkaufsrecht für die Bewag-Aktien der Eon ableiten zu können. Über die unternehmerische Führung bei der Bewag streben auch die Manager aus Atlanta die Übernahme von Veag/Laubag/Mibrag an.

"Es ist ein Monopoly-Spiel auf dem Rücken der Bewag", bewertet Gerlinde Gollasch, Energiemarkt-Analystin der Bankgesellschaft Berlin, den seit Sommer 2000 laufenden Streit der Amerikaner und Schweden. Im Zentrum des Streits sei das Management der Bewag unter dem Vorstandschef Dietmar Winje nicht nur kurzfristig "handlungsunfähig". Die von der Politik im Berliner Senat und Bundeswirtschaftsministerium angestrebte Partnerschaft von Vattenfall und Southern Energy bei der vierten Stromkraft blockiere die Bewag auch langfristig. Gollasch hält es für ausgeschlossen, dass sich eine partnerschaftlich von zwei Stromkonzernen mit gegensätzlichen unternehmerischen Zielen geführte Bewag am Markt behaupten kann. Für die Zukunft des Berliner Versorgers sei es deshalb besser, wenn sich einer der beiden Kontrahenten, Vattenfall oder Southern, sowohl aus der Bewag zurückzieht als auch von einem Veag-Gebot ablässt. Bleiben die Amerikaner jetzt stur und klagen ihr Recht ein, werde der Gerichtsprozess Jahre dauern und die Bewag unternehmerisch "ruinieren", fürchtet die Analystin. Letztlich werde die Bewag Übernahmekandidat. Sie rät Bewag-Aktionären deshalb: "Halten Sie die Aktien und spekulieren Sie auf ein gutes Übernahmeangebot".

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