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Wirtschaft: Bewag erhöht die Strompreise

Der Berliner Stromversorger Bewag wird zum Jahreswechsel die Preise für Privatkunden anheben. Im Augenblick betreffe das nur Privatkunden, die die Tarife "Classic Plus" und "Multiconnect" gewählt haben, sagte ein Unternehmenssprecher dieser Zeitung am Dienstag.

Der Berliner Stromversorger Bewag wird zum Jahreswechsel die Preise für Privatkunden anheben. Im Augenblick betreffe das nur Privatkunden, die die Tarife "Classic Plus" und "Multiconnect" gewählt haben, sagte ein Unternehmenssprecher dieser Zeitung am Dienstag. Aber auch eine generelle Preiserhöhung wird nicht mehr ausgeschlossen: "Wir prüfen das derzeit", hieß es bei der Bewag, deren Anteilseigner am heutigen Mittwoch zur Hauptversammlung zusammen kommen. Stromkunden, die die beiden Tarife gewählt haben, wurden in diesen Tagen über die anstehenden Preiserhöhungen informiert. In beiden Tarifbereichen wird sowohl der Grundpreis um mindestens einen Euro im Monat als auch der Verbrauchspreis angehoben.

Als Grund für die höheren Preise nannte die Bewag die gestiegenen Brennstoffpreise auf dem Weltmarkt und höhere Belastungen aus den Gesetzen zum Ausbau von regenerativen Energien. Vor allem die Einkaufspreise für Kohle machen der Bewag offenbar schwer zu schaffen. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (Beginn Juli 2001) musste das Berliner Unternehmen mit 346 Millionen Euro mehr als das Doppelte an Kosten für den Rohstoff aufwenden. Die Ergebnisentwicklung der Bewag war entsprechend negativ. Obwohl der Umsatz erhöht und die Personalkosten gesenkt wurden, hat sich das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 79 Millionen (Juli bis September 2000) auf 41 Millionen Euro beinahe halbiert. Das Ergebnis nach Steuern sank um beinahe 20 Prozent.

Für Gerlinde Gollasch, Energie-Analystin der Bankgesellschaft Berlin, ist die negative Entwicklung des Quartals nur ein Zeichen dafür, dass der Druck auf den Berliner Versorger zunimmt. Zu sinkenden Margen führen allerdings nach Ansicht der Analystin nicht nur die stark zunehmenden Rohstoffpreise. Ungemach drohe der Bewag auch aus dem Netzbereich. Hier werde es zu Margenanpassungen des Unternehmens kommen müssen, meint Gollasch. Auch, weil das Bundeskartellamt neben einer Reihe anderer Versorger die Bewag-Durchleitungspreise für das Berliner Stromnetz prüft. "Preisnachlassung und, was noch schlimmer wäre, Rückzahlungen sind nicht ausgeschlossen", sagt die Analystin. Bewag-Vorstandschef Dietmar Winje hatte Ende September zur Bilanzvorlage für das Geschäftsjahr 2000/2001 noch gesagt, dass der Umsatz im laufenden Jahr auf dem Niveau des Vorjahres (1,98 Milliarden Mark Euro) liegen werde und die Geschäftsentwicklung die Zahlung einer Dividende auf Vorjahresniveau erlaube.

Kurzfristig sind solche Prognosen für die Analysten glaubhaft. Doch das Abschneiden der Bewag von der so genannten Vierten Kraft - dem geplanten Stromverbund aus HEW, Veag, Laubag und Bewag - erschwert die strategische Ausrichtung des Unternehmens. Nicht nur, weil die Bewag allein zu klein ist, um auf Dauer im europäischen Strommarkt erfolgreich überregional tätig zu werden. Geradezu "verdammt zur Lethargie", wie die Analystin Gollasch es nennt, ist der Bewag-Vorstand zudem, weil die beiden Haupteigentümer, der amerikanische Händler Mirant und das Hamburger Unternehmen HEW (mit der schwedischen Vattenfall im Hintergrund) nach Ansicht vieler Beobachter kaum Raum für eigene Zukunftspläne lassen. Zumal beide Seiten - Bewag mit Mirant und HEW/Vattenfall - ähnliche Expansionsstrategien formuliert haben. Beide Unternehmen wollen im Bereich von Stadtwerken und auch durch den Erwerb von Stromunternehmen in Osteuropa expandieren. Obwohl es immer wieder Spekulationen über ein Verkaufsinteresse der beiden Haupteigentümer gab, dementieren beide dies.

Den freien Aktionären der Bewag - weil ihr Anteil unter 20 Prozent liegt, ist die Bewag nach dem 27. Dezember vom M-Dax ausgeschlossen - rät die Analystin Gollasch dennoch, die Aktien zu halten und auf ein mögliches Übernahmeangebot zu warten.

asi

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