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Wirtschaft: Bewegung im Markt der Rechnerherzen

Mit AMD hat Intel erstmals wieder Konkurrenz bei Chips bekommen / Preise sinken kräftigVON LUDWIG SIEGELE, SAN FRANCISCOVinod Dham macht kein Geheimnis aus seiner Preispolitik: "Egal wie Intel reagiert, unsere Mikroprozessoren werden immer um mindestens 25 Prozent billiger sein", verspricht der rührige Vizepräsident des kalifornischen Chipherstellers Advanced Micro Devices (AMD).Kein Zweifel, in den Markt der Rechnerherzen von Personalcomputern mit dem Betriebssystem Windows ist Bewegung gekommen.

Mit AMD hat Intel erstmals wieder Konkurrenz bei Chips bekommen / Preise sinken kräftigVON LUDWIG SIEGELE, SAN FRANCISCO

Vinod Dham macht kein Geheimnis aus seiner Preispolitik: "Egal wie Intel reagiert, unsere Mikroprozessoren werden immer um mindestens 25 Prozent billiger sein", verspricht der rührige Vizepräsident des kalifornischen Chipherstellers Advanced Micro Devices (AMD).Kein Zweifel, in den Markt der Rechnerherzen von Personalcomputern mit dem Betriebssystem Windows ist Bewegung gekommen.Zum ersten Mal seit Jahren hat Intel, bisher mit über neunzig Prozent Marktanteil der absolute Herrscher der Chip-Branche, ernsthafte Konkurrenz.Und schon purzeln die Preise für Mikroprozessoren - und damit bald auch die für PCs. Intel eröffnete die Runde: Ende Juli senkte es die Preise seines Spitzenchips Pentium II um bis zu fünfzig Prozent.AMD zog sofort nach.Und ein paar Tage später war Cyrix an der Reihe, der zweite neue Intel-Konkurrent.Wer jetzt tausend Stück eines schnellen Chips mit 200 Megahertz Taktfrequenz abnimmt, zahlt bei Intel 252, bei AMD 189 und bei Cyrix 188 Dollar.Der Preiskampf ist vor allem AMDs Verdienst.Dem Unternehmen war es gelungen, vor Intel mit einer neuen, schnellen Generation von Chips auf dem Markt zu sein, den sogenannten K6-Mikroprozessoren."Der K6 ist der schnellste x86-Chi der Welt", titelte der Branchendienst "Microprocessor Report" im April. Für Kenner der Branche war das eine Überraschung.Denn das Unternehmen, das derzeit in Dresden eine der modernsten Chipfabriken baut, war bisher vor allem dafür bekannt, daß seine Mikroprozessoren Monate Verspätung hatten.Die erfolgreiche Aufholjagd ist weniger ein Verdienst von AMD als von der kleinen kalifornischen Chipfirma NexGen.Sie hatte den K6 bereits entwickelt, bevor AMD sie Anfang 1996 für 630 Mill.Dollar übernahm - ein stolzer Preis für ein Unternehmen mit nur 21 Mill.Dollar Umsatz.Die Aktienanalysten an der Wall Street waren auch alles andere als begeistert.Jetzt gefällt ihnen der Kauf immer besser - vor allem, weil NewGen mittlerweile die Chipabteilung von AMD übernommen hat.Damit erhielt das Unternehmen Know-How und hochmotivierte Manager. Intern soll der Etappensieg von AMD bei Intel für einige Aufregung gesorgt haben.Nach außen gibt sich das Unternehmen gelassen: "Das ist überhaupt nichts Neues.Wir sind 1971 in das Mikroprozessor-Geschäft eingestiegen", erklärt Intel-Chef Andy Grove, "seitdem hat es nicht ein einziges Jahr gegeben, in dem wir nicht mindestens ein oder zwei Wettbewerber hatten".Auch die Preissenkungen seien keine Premiere, meint Grove: "Wir haben unsere Preise schon immer gesenkt - und hätten das wohl auch ohne Konkurrenz getan." Denn im Chip-Geschäft käme es vor allem auf Volumen an: "Wenn wir unsere Produkte nicht zu den entsprechenden Preisen anbieten, dann erreichen wir die nötigen Stückzahlen nicht." Diesmal sind die Preissenkungen freilich etwas kräftiger ausgefallen als sonst.Und Beobachter halten AMDs Ziel für realistisch, zur Jahrtausendwende ein Drittel der neuen PCs mit K6-Chips zu bestücken."Zwanzig bis dreißig Prozent des Marktes werden an einem Produkt interessiert sein, das nicht von Intel stammt", schätzt Linley Gwennap, Chefredakteur des "Microprocessor Report". Der Grund für den Optimismus der Experten: Der Markt für Mikroprozessoren soll extrem schnell wachsen.Derzeit werden weltweit rund 21 Mrd.Dollar umgesetzt, schätzt der amerikanische Marktforscher Dataquest, zur Jahrtausendwende sollen es 39 Mrd.Dollar sein.Für Dataquest-Analyst Nathan Brookwood gebietet zudem die ökonomische Logik, daß es neben Intel auch andere Anbieter gibt: "In dem Markt läßt sich einfach zuviel Geld verdienen." Auf einen Preiskrieg werde sich Intel allerdings nicht einlassen.Brookwood geht davon aus, daß das Unternehmen die Geschwindigkeit seines Pentium II jetzt schneller nach oben treiben wird als geplant: "Intel will natürlich lieber mit Leistung statt mit dem Preis um Kunden kämpfen." Auch das ist für AMD-Vizepräsident Dham ein Grund zu großer Freude: "Bisher konnte Intel machen, was es wollte.Jetzt muß sich das Unternehmen an uns messen."

LUDWIG SIEGELE[SAN FRANCISCO]

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