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Wirtschaft: Bier: Belgien und Korea helfen nach

Mit der durchsichtigen Flasche aus Mexiko fing es an. "Der Corona-Boom hat anderen ausländischen Bieren die Tür in Deutschland erst richtig geöffnet", sagt Bierexperte Wolfgang Stark, der mit seinem "Haus der 131 Biere" in Hamburg 180 verschiedene Biersorten aus 70 Ländern importiert.

Mit der durchsichtigen Flasche aus Mexiko fing es an. "Der Corona-Boom hat anderen ausländischen Bieren die Tür in Deutschland erst richtig geöffnet", sagt Bierexperte Wolfgang Stark, der mit seinem "Haus der 131 Biere" in Hamburg 180 verschiedene Biersorten aus 70 Ländern importiert. Das unbekannte, südländische Flair habe das eher langweilig schmeckende Bier in Deutschland bekannt gemacht: Glasklare Flaschen gab es nicht. Ohne Etikett schon gar nicht. Und dann noch die Zitrone, die man durch den Flaschenhals presst. Kaum eine Bar oder Disco, die sich trendy nannte, wagte es Anfang der neunziger Jahre, das mexikanische Bier nicht anzubieten.

Und trotzdem: die Deutschen sind konservative Biertrinker und werden dem deutschen Pils nicht so richtig untreu. "Seit Jahren übersteigt der Anteil der ausländischen Biere in Deutschland am Gesamtkonsum nicht die drei-Prozent-Marke", sagt Erich Dederichs vom deutschen Brauer-Bund. Ein Grund dafür sind die deutschen Vertriebswege in der Gastronomie, sagt Karl-Ullrich Heyse, Chefredakteur beim Hans-Carl-Fachverlag, der mehrere Brauzeitschriften herausgibt. "Die Brauereien bestehen oft auf Exklusivverträgen mit den Gaststätten", sagt Heyse. Das bremse den Absatz der Gerstensäfte aus dem Ausland.

Zwar steigt der Konsum der ausländischen Biere insgesamt kaum. "Aber die beliebtesten Marken ändern sich laufend", sagt Dederichs. Der Corona-Trend zum Beispiel sei längst vorbei. Jetzt sei Miller aus den USA der große Hit - wegen des amerikanischen Flairs. Der Erfolg mancher ausländischer Biere sind also Trends die, wie bei Corona, mit dem Image des Getränkes entstehen. Gleichzeitig wollen viele aber auch geschmackliche Abwechslung. "Es werden auch immer mehr richtig gute Spezialbiere aus dem Ausland gekauft", sagt Dederichs.

Belgisches Bier ist gefragt

Der Geheimtipp aller Experten liegt gleich westlich von Köln: Belgien. Über 300 verschiedene Biersorten produziert das kleine Land. "Die belgischen Biere sind bei uns der Hit", sagt Werner Nolden, der in 17 deutschen Städten "Bierbörsen", also Bierfeste, organisiert, auf denen über 900 verschiedene Sorten angeboten werden.

Besonders interessant sind die Fruchtbiere - nicht zu verwechseln mit Biermischgetränken wie Berliner Weiße mit Schuss, bei dem Bier lediglich mit Sirup vermischt wird. Seit über 200 Jahren wird das fruchtige Bier ohne Hefezusatz aus gemälzter Gerste, Weizen und überaltertem Hopfen gebraut, das monatelang in großen Eichenfässern nachgärt. Dann kommt das Wichtigste: Zuletzt werden für mehrere Monate Früchte zugesetzt, 50 Kilo auf 250 Liter. Neben Kirschen sind auch andere Früchte wie Pfirsiche oder Himbeeren beliebt. "Das Endprodukt schmeckt nicht etwa süßlich wie Limo, sondern ist einem trockenen Champagner ähnlich", schwärmt die Bierkoryphäe Michael Jackson, der den belgischen Bieren ein ganzes Buch gewidmet hat.

Eine weitere belgische Spezialität sind die Abteibiere. Die Trappistenmönche brauen schon seit dem Mittelalter Biere. Zum Beispiel Orval - als obergäriges und sehr hefehaltiges Getränk ist das dunkelorangene Bier besonders gut als Apéritif geeignet.

Aber nicht nur Belgien ist en vogue. "Mit Beginn der Weltmeisterschaft setze ich auch auf Asien", sagt Stark. Die japanischen Kirin oder Sapporo sowie das koreanische Hite schmecken weniger bitter als das deutsche Pils, sagt Stark. Der Importeur macht vor keinem Land halt. In Litauen, Estland und Lettland schließt er nächste Woche Importverträge ab. Danach will er sich schleunigst um sein nächstes Projekt kümmern: in Burma gibt es eine einzige Brauerei. Und deren Bier will Stark ebenfalls nach Deutschland holen.

Flora Wisdorff

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