zum Hauptinhalt

Wirtschaft: „Bierbrauer nutzen Dürre als Alibi für Preiserhöhungen“ Lebensmittelexperte: Gerste macht nur Bruchteil des Bierpreises aus

Berlin (anw). Die deutschen Bierbrauer nutzen die anhaltende Dürre offenbar als Vorwand für Preissteigerungen.

Berlin (anw). Die deutschen Bierbrauer nutzen die anhaltende Dürre offenbar als Vorwand für Preissteigerungen. Diesen Vorwurf erhoben Lebensmittelexperten der Zentralen Markt und Preisberichtstelle (ZMP) am Freitag in Berlin. Zwar gebe es Ernteausfälle bei Gerste, sagte der Getreidefachmann der ZMP, Rainer Stratmann. Der Grundstoff für Bier mache aber nur ein Zweihundertstel des Endpreises aus. Der Geschäftsführer des Deutschen Brauerverbandes, Hansjörg Bosch, hatte am Donnerstag höhere Bierpreise für den Herbst angekündigt. Begründet hatte er dies mit den Ernteausfällen bei Braugerste. Im Juli dieses Jahres war 33 Prozent weniger Regen gefallen als im langjährigen Mittel, die Temperatur lag um vier Grad höher als sonst.

Stratmann zufolge ließen sich auch bei Teigwaren keine höheren Preise durch die Ernteausfälle rechtfertigen. „Der Weizenanteil an einem Brötchen macht wertmäßig weniger als einen Cent aus“, sagte der Experte. Außerdem werde sich das Angebot an Brotgetreide trotz der Dürre nicht verringern. Zwar senkte Stratmann seine bisherige Prognose für die diesjährige Roggenernte von 2,9 auf 2,4 bis 2,5 Millionen Tonnen und für Weizen von 19,9 auf 19,2 Millionen Tonnen. Dies werde sich auf die Verbraucherpreise aber kaum auswirken, weil die Futterwirtschaft weniger Roggen nachfrage und weil die Menge der Exporte zurückgehe. Zudem könnte die EU im Winter Roggen und Weizen aus ihren Interventionsbeständen ausgeben. „Katastrophenmeldungen sind nicht angebracht“, sagte Stratmann.

Bei Gemüse gab die ZMP ebenfalls Entwarnung. „Wir haben zurzeit eine extrem niedrige Preissituation“, sagte der Obst- und Gemüse-Experte der ZMP, Hans-Christoph Behr. Im Durchschnitt sei Gemüse günstiger als in den vergangenen Jahren. Der Grund: Die Wärme habe das Pflanzenwachstum auf bewässerten Feldern gefördert. So koste Eissalat heute genauso viel wie vor einem Jahr, Zucchini seien günstig wie seit Jahren nicht mehr. Für Kartoffeln räumte die ZMP allerdings ein, dass sich das Angebot im Herbst wegen der Dürre verknappen würde und die Preise dadurch steigen werden. Außerdem seien viele Kartoffeln wegen der Hitze frühzeitig gereift und daher kleiner als üblich.

Auch die Obstpreise liegen Behr zufolge über dem Vorjahresniveau. Hierfür sei allerdings nicht die Dürre, sondern der Frühjahrsfrost verantwortlich. Vor allem Pfirsiche, Nektarinen und Erdbeeren seien teurer als vor einem Jahr. Süßkirschen hingegen hätten sich im Vergleich zum Vorjahr verbilligt.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false