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Wirtschaft: Bierkonsum: Die Deutschen trinken immer weniger

"Bier her, Bier her oder ich fall um". Ganz so schlimm kann es bei den Deutschen nicht mehr sein, denn ihr Bierkonsum sinkt seit Jahren.

"Bier her, Bier her oder ich fall um". Ganz so schlimm kann es bei den Deutschen nicht mehr sein, denn ihr Bierkonsum sinkt seit Jahren. Im vergangenen Jahr trank jeder Deutsche 125,5 Liter pro Kopf, zwei Liter weniger als im Jahr zuvor, zehn Liter weniger als vor fünf Jahren. Zusätzlich drängen immer mehr ausländische Brauereien auf den deutschen Markt.

Unter diesem Eindruck erwartet der Deutsche Brauer-Bund einen rasanten Umbruch auf dem unter Absatz- und Ertragsrückgang leidenden Biermarkt. Mit der Beteiligung der niederländischen Heineken-Brauerei an der Münchner Schörghuber-Gruppe sei ein "weiterer wesentlicher Stein gefallen", sagte Verbandspräsident Dieter Ammer am Montag in Berlin zum "Tag des deutschen Bieres". Dies bedeute jedoch nicht zwangsläufig, dass die Vielfalt der mehr als 5 000 Biermarken oder die Zahl von 1 270 deutschen Brauereien in den kommenden Jahren abnehmen müsse. Bisher sei dies schließlich auch nicht geschehen, obgleich es seit langem mehrfach prophezeit worden sei.

Deutschland liegt bislang zwar noch immer hinter Tschechien und Irland an der europäischen Spitze. Der Umsatz sank jedoch von 19,7 Milliarden DM im Jahr 1995 auf 18,1 Milliarden DM 2000. "Diese Grundtendenz wird anhalten", sagte Ammer. Für den Rückgang sei neben der allgemeinen Bevölkerungsentwicklung auch die Vorliebe der jungen Leute für Exotisches und Neues verantwortlich. Mischgetränke mit Cola etwa verkauften sich gut.

Insgesamt sinken auch die Gewinnmargen seit Jahren. Eine weitere Konsolidierung steht nach Expertenansicht bevor. Der angeschlagene Getränkekonzern Brau und Brunn etwa will sich im Zuge der Sanierung von einem Großteil seiner Getränkemarken trennen. Dagegen will das Unternehmen künftig voll auf seine nationale Spitzenmarke Jever setzen. "Bislang hat die Marke unter dem Konzern gelitten; damit muss Schluss sein", sagte der Vorstandsvorsitzende von Brau und Brunnen, Michael Hollmann, am Montag in Hamburg. Das herbe Bier werde nun mit allen Mitteln gepusht; der Werbeetat um 20 Prozent auf 25 Millionen Mark in diesem Jahr gesteigert.

Auch Kooperationen und strategische Allianzen würden in der deutschen Brauwirtschaft wichtiger, sagte Ammer. Flaschenfüllanlagen etwa könnten gemeinsam genutzt werden. Die jüngsten Gesetzesinitiativen der Bundesregierung seien für den deutschen Biermarkt jedoch entwicklungshemmend, kritisierte er. Die geplante Novelle der Verpackungsverordnung, die ein Zwangspfand auf unökologische Verpackungen vorsehe, sei ein Beispiel praxisfremder Politik. Nicht die "Bestrafung" von Einwegverpackungen, sondern die gezielte Förderung der Mehrwegsysteme zum Beispiel durch einen reduzierten Mehrwertsteuersatz müsse das Ziel der Bundesregierung sein.

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