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Bieterkampf: Heuschrecken fliegen auf Warenhäuser

Finanzinvestoren bieten sowohl für Karstadt als auch für Kaufhof. Noch in diesem Jahr könnten beide Ketten verkauft werden.

Düsseldorf - Mehrere Finanzinvestoren planen offenbar einen neuen Anlauf für einen alte Vision: die Gründung eines großen deutschen Warenhauskonzerns aus Karstadt und Kaufhof. Nach übereinstimmenden Informationen aus Branchenkreisen verhandeln mindestens zwei Finanzinvestoren derzeit sowohl mit der Insolvenzverwaltung von Karstadt in Essen als auch mit der Kaufhof-Mutter, dem Düsseldorfer Metro-Konzern. Eine Entscheidung könnte unmittelbar bevorstehen. Karstadt will bis in vier Wochen einen Käufer präsentieren. Metro möchte sich nach Informationen von Reuters noch in diesem Jahr von seiner Warenhaustochter trennen.

„Kaufhof sollte 2010 verkaufsfähig sein, wenn nicht die Finanzwelt erneut zusammenbricht“, sagte Metro-Chef Eckhard Cordes der britischen Zeitung „Financial Times“. Bisher hatte er keinen Zeitplan für den Verkauf der Warenhaustochter genannt. Zugleich bestätigte Cordes das Interesse mehrerer Finanzinvestoren (Private-Equity-Fonds) an Kaufhof. Auch das Geld für die Übernahme dürfte Cordes zufolge vorhanden sein.

Der Metro-Chef hatte im vergangenen Jahr mehrere Versuche unternommen, um bis zu 40 der insgesamt 120 Karstadt-Filialen zu übernehmen, mit den 113 Kaufhof-Häusern zu verschmelzen und anschließend zu verkaufen. Der Insolvenzverwalter von Karstadt, Klaus Hubert Görg, hatte diese Offerten stets abgelehnt, um die Warenhauskette als Ganzes zu erhalten. Ob das gelingt, gilt weiterhin als offen.

Derzeit prüfen bis zu sechs Finanzinvestoren im sogenannten Datenraum die Bücher des Handelskonzerns. Bis Ende April soll mit einem von ihnen ein Kaufvertrag unterschrieben werden, mit weitreichenden Einschnitten für Mitarbeiter, Vermieter und Lieferanten sowie einer Bestandsgarantie für die Filialen.

Metro will sich von Kaufhof trennen

Gerade diese langfristige Bindung wird Cordes dazu bewogen haben, beim Kaufhof-Verkauf aufs Tempo zu drücken. Denn eine Fusion der Warenhäuser gilt Experten zufolge nur dann als ökonomisch sinnvoll, wenn zahlreiche Doppelstandorte in den Innenstädten und eine der Hauptverwaltungen geschlossen würden. Das würde wohl mehrere Tausend Jobs kosten. Derzeit arbeiten bei Karstadt 26.000 und bei Kaufhof 25.000 Beschäftigte.

Dass Metro sich von Kaufhof trennen will, ist lange bekannt. Erst zuletzt hatte Cordes den künftigen Kurs verkündet, der den Konzern mehr an der internationalen Großhandelsmarke Cash&Carry orientiert als am heimischen Markt. „Metro will sich schon lange aus dem Geschäft mit den Warenhäusern zurückziehen“, erklärte Ingo Kamin von der Handelsberatung Trade Dimensions.

Die Arbeitnehmerseite von Karstadt reagiert gelassen auf das doppelte Spiel der Finanzinvestoren. „Ich kann nicht ausschließen, dass unsere Investoren auch mit Metro sprechen“, sagte Hellmut Patzelt, Betriebsratschef von Karstadt. Das werde sich bis zum Abschluss der Verhandlungen klären. Einen Zusammenschluss mit Kaufhof lehnt Patzelt nicht grundsätzlich ab. Allerdings müsse es sich um eine Fusion handeln und nicht um eine Übernahme. „Das kann eine Chance für beide sein“, sagte Patzelt.

Cordes’ Angebote hatte man bei Karstadt vor allem als taktische Manöver interpretiert. Besonders übel nahm man seinen Vorstoß im Mai 2009, als Karstadt auf Staatshilfe angewiesen war. Mit Verweis auf Cordes’ Offerte wurde die Hilfe damals abgelehnt und Karstadt musste Insolvenz anmelden. 

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