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Zufrieden. VDA-Präsident Matthias Wissmann präsentiert am Freitag den Jahresbericht des Autoverbandes.

© dpa

Bilanz und Ausblick des VDA: Ein „neuer Frühling“ für Benzin und Diesel

Der Autoverband VDA zieht eine positive Bilanz des Autojahres 2016. Trotz Diesel-Skandal wurden so viele Autos wie zuletzt 2010 verkauft.

Der VW-Diesel-Skandal hat das Image der deutschen Autoindustrie schwer beschädigt, Autofahrer aber nicht davon abgehalten, deutsche Fabrikate zu kaufen. „Der deutsche Automarkt legt 2016 um fünf Prozent auf fast 3,4 Millionen Neuzulassungen zu“, sagte Matthias Wissmann, Präsident des Autoverbandes VDA, am Freitag in Berlin. Das ist das höchste Niveau seit sechs Jahren. „Es ist ein gutes Automobiljahr“, sagte Wissmann. Das Vertrauen in die deutschen Marken sei größer, als mancher Kritiker der Branche glaube.

Vor allem Privatkunden kauften sich dank steigender Einkommen und niedriger Zinsen ein neues Auto. Ihr Anteil an den Gesamtverkäufen kletterte laut VDA auf gut 35 Prozent. Dass auch erhebliche Preisnachlässe der Händler den Verkauf angekurbelt haben, lässt sich an dem (im Vergleich zum Absatzplus) kleinen Umsatzzuwachs von zwei Prozent ablesen. Die Autoindustrie bewegt dennoch nach wie vor gewaltige Summen: Der Gesamtumsatz lag allein in den ersten neun Monaten des Jahres bei 306 Milliarden Euro.

Volkswagen verliert Kunden

Unberührt vom Diesel-Skandal und den Vorwürfen, bei den CO2-Angaben zu tricksen, sind die deutschen Hersteller allerdings nicht. So sank der Diesel-Marktanteil im November auf knapp 45 Prozent – vor einem Jahr hatte er rund 50 Prozent ausgemacht. Acht Prozent weniger Diesel wurden verkauft. Nach Angaben des Beratungsunternehmens EY verlor vor allem der VW-Konzern Kunden. Der Volkswagen-Absatz sank im November um 1,5 Prozent, der Marktanteil schrumpfte von 38,6 auf 37,1 Prozent.

„Keine Frage, die illegalen Manipulationen haben Vertrauen gekostet“, räumte auch VDA-Präsident Wissmann ein. „Das wollen wir nicht wegdiskutieren.“ Die deutschen Autobauer aber unter Generalverdacht zu stellen, sei nicht legitim. Die „Gestaltungsspielräume“ bei den offiziellen Herstellerangaben zu Verbrauch und Abgasen würden künftig kleiner, wenn die Emissionen im Straßenbetrieb gemessen (RDE) und neue Prüfzyklen im Labor (WLTP) eingeführt würden. „Beides wird zu realistischeren Werten führen.“

Die Branche setzt auf sythetische Kraftstoffe

Dass auch Benzin- und Dieselmotoren noch „mehrere Dekaden“ zum Einsatz kommen, ist für den VDA ausgemacht. Es sei „schlicht nicht zu Ende gedacht“, wenn von den Grünen  gefordert werde, ab 2030 keine neuen Verbrennungsmotoren mehr zuzulassen, sagte Wissmann. „Wir können uns nicht – wie manche außerhalb der Branche meinen – einfach aus einer Antriebsart verabschieden.“ Synthetische, erdölunabhängige Kraftstoffe (E-fuels) könnten Verbrennungsmotoren klimaneutral betreiben, weil sie bei der Produktion (mit Windkraft) der Umwelt mehr CO2 entzögen, als sie bei der Verbrennung emittierten. Das Problem: E-fuels sind heute vier Mal so teuer wie herkömmlicher Sprit. In fünf bis zehn Jahren rechnet Wissmann mit „marktfähigen Lösungen“, die dem Verbrennungsmotor einen „neuen Frühling“ bescheren könnten.

Der VDA setzt darauf, dass Elektroautos im kommenden Jahrzehnt alltagstauglich sind und massenweise gekauft werden. „Wir schätzen, dass 2025 etwa 15 bis 25 Prozent der Neuzulassungen elektrisch unterwegs sein werden“, sagte der VDA-Chef.

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